= Das kompromisslose Vorgehen der Polizei konzentriert sich auf Vergehen, an denen Schwarze besonders häufig beteiligt sind: Drogenbesitz und Drogenhandel. Und selbst bei ein und demselben Delikt sind die Strafen für Afroamerikaner deutlich höher. Bei Crack, das vor allem von ärmeren Schichten konsumiert wird, liegt die Mengengrenze, von der an Haftstrafen verhängt werden, achtzehn mal niedriger als bei dem teureren und wohlhabenden Schichten vorbehaltenen Kokainpulver.
= Albert Woodfox überfiel im Alter von 18 Jahren eine Bar und wurde zu einer Haftstrafe von 50 Jahren verurteilt; nach der Urteilsverkündung riss er sich von seinen Bewachern los, wurde wieder aufgegriffen und kam in ein Hochsicherheitsgefängnis; dort waren Bandenkriege, Drogen, Totschlag und Vergewaltigung an der Tagesordnung. Im Jahr 2015 ordnete ein Gericht seine Freilassung an. Woodfox hatte 43 Jahre in Einzelhaft verbracht.
= Ken Frazier von Merck & Co. ist einer der wenigen afroamerikanischen Vorstandschefs. Vor ein paar Jahren motivierte ihn eine Freundin, sich eines Schwarzen anzunehmen, der seit über zehn Jahren im Gefängnis von Alabama auf seine Hinrichtung wartete; er soll einen Mitarbeiter eines Supermarktes ermordet haben. Dabei hätten Beweise existiert, dass das Opfer unbeabsichtigt von Polizeikugeln getroffen worden sei, was die Polizei zu vertuschen versuchte. Frazier schaffte es, das ursprüngliche Urteil zu revidieren und einen neuen Prozess herbeizuführen – der Mann wurde für unschuldig befunden.
= Mohamedou Ould Slahi war 14 Jahre Häftling in Guantanamo – ohne jede Anklage. Unter Folter hat er viel verraten – vor allem Fake News. Jetzt sucht er in seiner Heimat Mauretanien ein normales Leben.
= Nach einem Mord wurden vier angebliche Täter hinter Gitter in den Todestrakt gebracht. Elf Jahre später brachte ein DNA-Test den Freispruch – fünf Tage bevor die Hinrichtung angesetzt war.
= Hunderttausende (!) Amerikaner sitzen jede Nacht nur deshalb im Gefängnis, weil sie keine Kaution stellen können. Nur mit einem Schuldgeständnis kommen sie frei.
= Chicago im Jahr 2016: 762 Morde – 3550 Schießereien – 4331 Opfer. Am Heiligen Abend und am ersten Weihnachtsfeiertag gab es in der von Bandenkriminalität gequälten Stadt 27 Schießereien – zwölf mit tötlichem Ausgang; meistens ging es um Konflikte rivalisierender Banden.
= Colson Whitehead erzählt in seinem grandiosen Roman „Underground Railroad“, warum die Geschichte der Sklaverei nicht abgeschlossen ist und bis heute den amerikanischen Alltag prägt.
= Jedes Jahr nehmen hunderttausende Amerikaner am „Marsch für das Leben“ (also gegen Abtreibung) teil. Mister Trump dazu: „Unter meiner Regierung werden wir immer das allererste Recht in der Unabhängigkeitserklärung verteidigen, und das ist das Recht auf Leben.“ Der katholische Bischof Anthony Taylor weigerte sich, an dem Marsch teilzunehmen, weil die Todesstrafe in Amerika weiter bejaht wird.
= In den USA gibt es 5627 Krankenhäuser und 64.747 lizenzierte Waffenhändler.