Bildungs – Stadl

Wie geht es Ihnen, liebe Leser, wenn Sie in Ihrer Tageszeitung auf die Überschrift „Die Logik der Misogynie“ treffen?

Ärgern Sie sich ?  Greifen Sie zum Lexikon ?  Oder lassen Sie diese „Ich-stehe-bildungsmäßig-weit-über-dem-Leser-Journalisten“ kalt ?

Der Artikel über die Logik der Mysogonie erschien in der Süddeutschen Zeitung und befasste sich mit der Ernennung des umstrittenen Brett Kavanaugh zum obersten amerikanischen Richter; dort steht auch der interessante Satz:  „Himpathy – ein treffender englischer Neologismus für unser parteiisches Verhalten.“

Unter der Überschrift „Bildungs – Stadl“ werde ich Ihnen immer mal wieder einige Zitate aus dem Reich der Gebildeten präsentieren; hier einige Beispiele:

  • „Die vielen Metaebenen der Krise.  Ist das eine Performance oder ein Thinktank des Humboldt-Forums ?  Andreas Veiels „Let Them Eat Money“ am Deutschen Theater.“  (S.Z.)
  • „Das Album ist ein Meisterwerk der Mutmaßlichkeit geworden.“  (S.Z.)
  • „Der Autor Rietzschel beschreibt den Kippmoment mit einem guten Gespür für sprachliche Verdichtung, streut elliptische Sätze wie Synkopen ein.“  (FAZ)
  • Aus einer Buchkritik der FAZ:  „Moretti bemüht sich programmatisch darum, die mittlere Ebene der hermeneutischen Beschäftigung mit literarischen Texten zu vermeiden, indem er entweder die ultrahermeneutische Radikalmakroskopie der maschinellen Auswertung riesiger Textmengen betreibt oder die infrahermeneutische Radikalmikroskopie der stilistischen Detailbeschreibung pflegt.“
  • Der Angeber der Nation Jakob Augstein:  „…………. diese Zeitungen wirken mit daran, daß sich eine Atmosphäre der Verunsicherung breitmacht, ein Fin – de – Siècle -Gefühl.“  Nochmal Augstein:  „Bei Ernst von Seydlitz heißt es im Standardwerk „Geographie, Ausgabe B, Kleines Lehrbuch“, erschienen zu Breslau im Jahr 1908…………… .“ Nochmal Augstein:  „Der Kater Karlo der internationalen Politik. Der Lex Luthor des Westens.“  Und nochmal:  „Das war ein wahrer cri du coeur der Entrüstung.“
  • „Es gibt natürlich Stellen massiver, mastodoniger Festfleischigkeit, aber es ist nicht wirklich „heavy“.“
  • „Daran erinnert eine konzise Schau im Museum …….. .“  (FAZ)
  • „Dokus zeigen uns die prekäre Pracht der Natur. Ist es Eskapismus, sich an solchen Bildern zu berauschen ?“  (S.Z.)

Ein Leserbrief (Erwin Hartmann) in der FAZ gibt die richtige Antwort:

„Wortgeklingel.  Zur Besprechung der Berliner Holbein-Ausstellung durch Andreas Kilb empfiehlt Leser Professor Dr. Reiner Marquard:  „Auf dem Teppich bleiben.“  Dabei versteigt gerade er sich in ungeahnte Höhen, wenn wir aus seiner Feder folgendes lesen müssen:  „Der ästhetische Reiz der Falte, der im weiteren eine dunkle theologische Grammatik faltet, verdunstet in seiner ganzen Stofflichkeit.“  Eine theologische Grammatik ?  Wo könnte, falls es mich in einem unbedachten Augenblick danach gelüsten sollte, mir Derartiges zulegen ?  Und in welchen Gemütszustand muss ich als ganz gewöhnlicher Betrachter eines Holbein – Bildes mich hineinsteigern, um zu erleben, wie eine vorderhand doch mehr oder weniger banale Stoff-Falte in dieser ihrer Stofflichkeit urplötzlich mir zu verdunsten anhebt.“