Peter Hacks: Zum ersten Mai
Ich mag einmal nicht klassenkämpfen, das soll man im November tun. Ich will zum Lied die Leier dämpfen und waldwärts ziehn auf Flügelschuhn.
Da wohnt der Mai auf einer Wiese. Und Birken stehen. Und der Wind ist lau, als wenn er gar nicht bliese. Und jeder Käfer ist mein Kind.
Doch will mich wer davongehn heißen, weil er der Eigentümer sei, dann werd ich den mit Hölzern schmeißen zum ersten Mai.
Peter Hacks: Flüchtlingskind
Denk ich der Heimat, die ich ließ, o welche Pein! und soch so süß; es ist sentimentaler als Bücher von Courths-Mahler.
Die Heimat ist ein herrlich Land, wie es noch kein Kolumbus fand; mit Bergen und mit Tälern, mit breitern und auch schmälern.
Darin liegt die Heimatstadt, wie man sie nicht gesehen hat; sie ist gemacht aus Häusern, aus kleinern und auch größern.
Vernehm ich dies, so wird euch klar, was ich verlor, und wie es war; daß ihr nicht unbegründet mich voll Betrübnis findet.
Wenn mancher Platz auch reicher wär, die Heimatstadt bleibt singulär: Bedenkt! in ihren Toren bin ich! ich selbst! geboren.
Peter Hacks: Gotisches Bild
In einer Landschaft, die voll runder, bestielter, netter Bäume steht, verharrt ein Mädchen im Gebet und fleht um Wunder.
Ein Blümlein ist bei ihrem Fuße. Halb träumend noch und liebesmatt verübt sie, weil sie Gründe hat, andächtig Buße.
Ganz gleich, was ihr statt jener tätet. Sie tut es schön….wenn man ermißt, wie sehr sie uns sympathisch ist, obwohl sie betet.
Heinrich Heine
Mein Kind, wir waren Kinder, zwei Kinder klein und froh; wir krochen ins Hühnerhäuschen, versteckten uns unter das Stroh.
Wir krähten wie die Hähne, und kamen Leute vorbei – „Kikereküh!“ sie glaubten, es wäre Hahnengeschrei.
Die Kisten auf unserem Hofe, die tapezierten wir aus, und wohnten drin beisammen, und machten ein vornehmes Haus.
Des Nachbars alte Katze kam öfters zum Besuch; wir machten ihr Bückling` und Knickse und Komplimente genug.
Wir haben nach ihrem Befinden besorglich und freundlich gefragt; wir haben seitdem dasselbe mancher alten Katze gesagt.
Wir saßen noch oft und sprachen vernünftig, wie alte Leut`, und klagten, wie alles besser gewesen zu unserer Zeit!
Wie Lieb und Treu und Glauben verschwunden aus der Welt, und wie so teuer der Kaffee und wie so rar das Geld!- – –
Und vorbei sind die Kinderspiele und alles rollt vorbei, – das Geld und die Welt und die Zeiten, und Glauben und Lieb und Treu.