Sogenannte Journalisten und Kunstkritiker führen mir immer wieder vor Augen, dass meine Deutschkenntnisse völlig unzureichend sind und dass ich mich mit einem Lexikon zu bewaffnen habe, wenn ich z.B. die Süddeutsche Zeitung lesen will. Beispiel aus einer Buchkritik: „Kleine Zeichnungen, unterschiedliche Satzspiegel, der Trommelwirbel von Versalien und eine Interpunktion voller Synkopen beleben den Band.“
In einem an Dummheit und Arroganz kaum zu überbietenden FAZ-Bericht über Mozarts „Zauberflöte“ bei den Salzburger Festspielen trifft man auf das folgende Kauderwelsch: „Kalmieren, Presto-prestissimo-Jagd, phantasmagorisches Geschehen, beteiligte Dramatis Personae, dystopische Gegenwelt, technizistische bombastische Menschenwelt, fellinineske Figuren, beiläufige depotenzierte Episoden, eskamontierter höherer Sinn, Goldtraum einer Societas humana, hypertroph-bombastische Szene mit Augenpulver, rubatoselige Verlamsangungen, fließende legato-Phrasierung, mit sordiniertem Beifall.“
Noch schlimmer finde ich, wenn der einfach gestrickte Brasilianer Neymar mit seinen Verletzungs-Show-Einlagen bei der WM in der S.Z. mit Shakespeare und Kollegen in Verbindung gebracht wird: „Im Theater geht der Trend ja weg vom klassischen Schauspiel hin zu Performance, Diskurs und Authenzität. Selbstwenn Stücke von Schiller, Kleist und Shakespeare gespielt werden, tut das keiner mehr pathetisch-deklamatorisch mit großer Geste. So ist Neymar zum Beispiel ein Meister des Quotrierens und der Melodramatik; Neymar spielt das, als sei es eine Szene aus Aischylos „Die Perser.“
Jetzt kommt`s: „Overacting als Stilmittel, um Furcht und Mitleid zu erregen: Jammer (èleos) und Schauder (phòbos) – nach der aristotelischen Poetik sind dies bekanntlich die klassischen Affekte, die die Tragödie beim Zuschauer erzeugt. Neymar, der Kathariker des Fußballs sollte mehr glaubwürdiges Method-Acting à la Lee Strasberg und Stanislawski und weniger Overacting und Laienspiel anwenden.“ (Ich mache Schluss, andernfalls muss ich auf`s Örtchen und mich übergeben)