Das Geschäft mit der Angst

Riesenschlagzeile Süddeutsche Zeitung: „Wir werden uns gegenseitig essen müssen.“ Ozeanforscher Fabien Cousteau über die Folgen leergefischter und zugemüllter Meere.

Warum setzen Medien solche abartigen Behauptungen in die Welt ? Ein ehrlicher Journalist würde antworten: „Soll die Schlagzeile etwa so lauten: Bundesregierung beschließt GuteKita-Gesetz ? Das will kein Schwein lesen ! Wir müssen die Leute locken und das funktioniert mit Katstrophenmeldungen hervorragend ! “ Dieses Geschäftsprinzip macht nicht viel Arbeit und ist deshalb preiswert und es bringt offensichtlich Umsatz. ( Auf den „Nichts-als-die-Wahrheit-SPIEGEL“ und auf Deutschlands unseriöseste Zeitschrift „Focus-Money“ werde ich separat eingehen). Hier zunächst Horror-Schlagzeilen aus anderen Medien:

= Süddeutsche Zeitung: „P s s s t ! Darüber spricht man nicht. Längst bereiten Banken sich darauf vor, dass die europäische Währungsunion zerbricht.“

= „Ströme, die alles mit sich reißen. Seit Jahresbeginn sind vier Milliarden Dollar aus Schwellenländern abgeflossen, jetzt geht die Furcht an den Devisenmärkten um.“ (Kommentar: Neben dem Angst-Prinzip geht es bei diesem Thema auch um Inkompetenz: Wegen vier Milliarden Dollar eine solche Behauptung aufzustellen, ist lächerlich)

= FAZ: “ Die Jahrhundert-Krise. Europa kommt nicht aus der Euro-Krise, Amerika gewinnt nicht an Fahrt und die Schwellenländer geraten in Turbulenzen. Ist das Ende des Wachstums erreicht ? „Säkulare Stagnation“ heißt die neueste Erklärung der Ökonomen dafür. Dahinter steckt das Horrorszenario eines dauerhaften Wechsels von Blasen und Depression.“ (Kommentar: Als Journalist sollte man sich von Ökonomen fernhalten)

= FAZ: „Deutschland gehen die Nüsse aus“

= DER AKTIONÄR: „Die Euro-Bombe: 2016 als Entscheidungsjahr. Die Europäische Union und der Euro zerfallen immer schneller.“

= „In Deutschland beherrschen linke und grüne Meinungsmacher die Medien. Ich behaupte, daß die von wenigen Tausenden betriebene Tyrannei der vorherrschenden Meinung zur Verbreitung der Kultur der Angst beigetragen hat.“ (Bassam Tibi)

= „Angst vor dem Bio-Terror. Sicherheitsexperten befürchten einen unmittelbar bevorstehenden Biowaffen-Anschlag in Europa. DER AKTIONÄR erklärt, warum Emergent BioSolutions die beste „Milzbrand-Aktie“ ist.“ (Kommentar: Neben Ökonomen sollte man auch um Experten einen großen Bogen machen)

= „Müssen wir uns vor Trümmern aus dem All fürchten ?“

= Zwei Beispiele für verlogene Panikmache: WELT a.S.: „Die vergessene Krise. Während Westeuropa mit sich selbst beschäftigt ist, schlägt in Osteuropa die Angst vor dem Absturz in Panik um. Im Baltikum ist es schon dazu gekommen, dass Kunden in Panik zu den Niederlassungen ihrer Banken stürmten. Länder wie Ungarn werden wieder in die Rezession stürzen.“ Kommentar: Das sind mehrere erlogene Behauptungen der WELT a.S. Im Baltikum ging es um e i n e Bank, deren angebliche Probleme schnell überwunden wurden und Ungarn ist nach diesem Bericht von 2011 nicht nur nicht gestürzt, sondern hat überdurchschnittliche Zuwachsraten realisiert.

Die Süddeutsche Zeitung schrieb am 27.9.2011: „Angst vor dem Bankrott. In Frankreich taumeln große Geldhäuser. Kein Wunder, dass die Regierung schon vorsorglich ein mögliches Pleite-Szenario durchspielt.“ Auch das ist verlogene Panikmache, wie wir heute wissen. Die Aktienkurse der französischen Banken lagen übrigens am 27.9.2011 zweistellig im Plus.

= „Droht die kommende Generation zu scheitern, weil Eltern ihre Kinder nicht mehr erziehen ? Droht unsere Gesellschaft in die Hände von Tyrannenkindern zu fallen ? Mit ihrem Buch hat die Therapeutin Leibovici-Mühlberger eine Debatte angestossen.“ (Fundstück)

= Die Süddeutsche Zeitung am 15.3.2012: „Angst vor Geldentwertung. Furcht vor Inflation.“ Dieser Panikmache der Süddeutschen Zeitung folgten s i e b e n Jahre o h n e nennenswerte Inflation !!!

= Der Nobelpreisträger Robert Stiller in der Weltwoche: „Die gegenwärtige Lage erinnert mich stark an 1937 – und das macht Angst vor dem 3. Weltkrieg.“

= Riesenschlagzeile S.Z.: „Jahre ohne Sommer. Verglühte Landstriche, Dunkelheit, ein Einbruch bei der Nahrungsmittelproduktion und eine abstürzende Weltwirtschaft: Der Ausbruch eines Supervulkans könnte die Menschheit auch heute noch in einen Zustand vor der Zivilisation versetzen. 800 Grad Celsius, heiße pyroklastische Ströme rasen mit dem Tempo von Formel-1-Rennwagen selbst über Hügelketten und Flüsse. Manche spekulieren, dass der Ausbruch des Toba vor 74.000 Jahren Homo sapiens fast ausrottete. Nur wenige tausend blieben am Leben.“ An anderer Stelle titelt die S.Z.: „G e r m a n A n g s t – Deutsche fürchten nichts mehr als Naturkatastrophen und Terror.“ Ist es übertrieben, das als Gipfel der Heuchelei zu bezeichnen ?

Liebe Leser, diese absurde und unseriöse Panikmache mag für das Geschäft der Medien gut sein, aber für die Menschen birgt sie die Gefahr, dass sie irgendwann nichts mehr glauben und dann für realistische Risiken nicht mehr sensibilisiert werden können.

Hin und wieder werde ich auf das „Geschäft mit der Angst“ zurückkommen.


 

Zur aktuellen Lage

= Wolfgang Schäuble bringt es auf den Punkt: „Mich interessiert nur, was geht ! In den sozialen Netzwerken gibt es nur noch große Mehrheiten gegen eine Lösung – aber keine für eine Lösung.“ Dazu passt ein Beitrag von 3 SAT, der kurz vor der Europawahl wie folgt angekündigt wird: „Europa am Rande – Europa ist zum Krisensynonym geworden. Nirgends ist das deutlicher zu sehen als an den Rändern der EU.“ Elegant formuliert und inhaltlich voll daneben.

= Gute Entscheidung: Die Universität Oxford hat entschieden, bis zum Jahr 2023 ein Viertel der Studenten aus den sozial und ökonomisch schwächsten Elternhäusern zu rekrutieren.

= Spring ins Wasser und mach dich nicht nass ! Terrorismus, Drogenkriminalität, Arabische Clan-Kriminalität, ausufernde Internet-Betrügereien u.a.m. zwingen unseren Rechtsstaat zu drastischeren Gegenmaßnahmen. So will Bundesinnenminister Seehofer die Messengerdienste dazu zwingen, den Behörden das Überwachen von verschlüsselter Kommunikation zu ermöglichen; wenn die Messengerdienste sich weigern, sollen sie gesperrt werden. Es ist klar, dass die angeblichen Verteidiger der Freiheit – von den Piraten über Linke, Grüne und Teile der FDP – sofort protestieren. Einen Weg zur Eindämmung der gefährlichen Kriminalität hört man von diesen Herrschaften natürlich nicht. Zitat im SPIEGEL: „Das Land (Deutschland) würde sich nahtlos einreihen in totalitäre Staaten wie China oder Iran.“

= Die NZZ nennt es zurückhaltend „sexuelle Darstellungen“ – gemeint ist natürlich Pornographie. Eine Studie und Umfrage hat ergeben, dass 68 Prozent der 15-16-jährigen und 49 Prozent der 13-14-jährigen und 15 Prozent der 11-12-jährigen und 10 Prozent der 9-10-jährigen Poronographie im Internet konsumieren. Ich plädiere für drastische Verbote für Gewalt- und Pornoexzesse im Fernsehen und im Internet – und das EU-weit !!

= Eine Gefahr für unsere Demokratie: Immer weniger Menschen schließen sich den politischen Parteien an und sind bereit, sich auf kommunaler Ebene parteipolitisch zu engagieren. Zu Hause im Fernsehsessel sitzen und auf die Politiker schimpfen ist natürlich bequemer.

= Dr. Wolfram Frank schreibt in einem FAZ-Leserbrief zum Thema Glyphosat: „Es wird völlig außer Acht gelassen, dass Roundup ein in den USA und der EU zugelassenes Produkt ist und das seit 40 Jahren. Alle ernstzunehmenden wissenschaftlichen Gutachten haben die Unbedenklichkeit bestätigt bei sachgemäßem Verbrauch. Bei der heute vorherrschenden Chemophobie hätten auch hochwirksame Substanzen wie Aspirin oder Antibiotika keine Chance mehr auf Zulasung.“

= Die Weltgesundheitsorganisation WHO meldet: Algerien und Argentinien sind malariafrei..

= Die von Lug und Betrug lebende Klatschpresse hat jede Woche über 30 Millionen Leser; etwa weitere 30 Millionen Mitbürger lesen überhaupt nichts mehr; wenn wir Kinder und Jugendliche und die Boulevard-Medien abziehen, verbleiben von unseren 82 Milionen Einwohnern ein paar Milionen, die versuchen, sich objektiv zu informieren.

= In der Süddeutschen Zeitung schreibt eine „Forscherin“ von der Uni Augsburg, dass man „Lobbygruppen, Parteispenden, die Verknüpfung von politischem Amt und Posten in der Wirtschaft“ reglementieren, kontrollieren oder verbieten müsse, um den Einfluss von „organisierten Einzelinteressen auf politische Entscheidungen so weit wie möglich auszuschließen. Wenn individuelle (oft ökonomische) Interessen einiger Weniger die politischen Entscheidungen dominieren, dann gefährdet das langfristig die Freiheit aller – das führen Wohnungsnot, Abgasskandal oder auch die Klimapolitik deutlich vor Augen.“ Kommentar: Wenn man auf einem Auge blind ist, dann sollte man sich nicht Forscherin nennen, denn der Einfluss von linken und grünen Lobbygruppen ist in Deutschland, in der EU und in der Welt quantitativ und qualitativ deutlich größer. Das Wort „Lobby“ hat einen schlechten Ruf, aber man kann von seriösen Politikern auch hören, dass viele kompetente Einwände und Vorschläge von Lobbygruppen hilfreich sind.

= Ein Schweizer Lehrer: „Während meiner 16 Jahre als Erziehungsdirektor sind zwei Gruppen von Eltern stärker geworden: jene, die ihre Kinder übermässig protegieren, und jene, die sich gar nicht kümmern. Wir haben deshalb im Gesetz die Elternrechte- und Pflichten ausgebaut: Es ist heute in Basel obligatorisch, am Elternabend teilzunehmen und zu den Elterngesprächen zu erscheinen. Wenn die Mutter im Elterngespräch nicht mitreden darf und der Vater Hausaufgaben für unnötig hält, weil die Tochter so oder so heiratet, muss der Staat frühzeitig Gegensteuer geben können.“

= Wenn ich König von Deutschland wäre, würde ich als erstes ein Gesetz verabschieden, dass j e d e n Bürger dazu verpflichtet, sich einer Gemeinschaft anzuschließen; das können Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, Sportvereine, Chöre, Theatergruppen, soziale Initiativen usw. sein. Weg vom Smart-Phone und vom Fernseher und hin zu anderen Menschen und das bis zum letzten Atemzug. Als zweites Gesetz würde ich alle Kinder in Ganztagsschulen unterbringen, mit kleinen Klassen (maxcimal 20 Schüler) und der Verpflichtung, dass Hausaufgaben in der Schule zu erledigen und dass die Lehrer für die Schulnoten mitverantwortlich sind; zum Unterricht gehört in diesen Schulen dann auch viermal wöchentlich Mannschaftssport (Fußball, Basketball, Volleyball); hier liegt die Betonung auf „Mannschaft“ – ein anderes Wort für Gemeinschaft. Es gibt kein besseres Erziehungsmittel als Mannschaftssport!! Dieses Schulsytem ist der ideale Wegbereiter für eine deutlich bessere Chancengerechtigkeit in unserem Land ! Und der Staat würde viele Milliarden an sozialen Kosten sparen, die er in diese Schulen investieren kann. Finanziell ein Nullsummenspiel – aber für die betroffenen Schüler ein lebenslanger Gewinn. Und ein drittes Gesetz kommt hinzu: Alle Menschen müssen nach der Schule oder der Ausbildung ein soziales Pflichtjahr im In- oder Ausland ableisten und das am besten da, wo es „weh tut“ – bei armen, behinderten, abhängigen und obdachlosen Menschen.

= Helmut Qualtinger: „Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen.“

 

Nur ein Vogelschiss

Zitat aus der deutschen „Verordnung über die Strafrechtspflege gegen Polen und Juden in den eingegliederten Ostgebieten“:

„Polen und Juden werden mit dem Tode, in minder schweren Fällen mit Freiheitsstrafe bestraft, wenn sie durch gehässige oder hetzerische Betätigung eine deutschfeindliche Gesinnung bekunden, insbesondere deutschfeindliche Äußerungen machen oder öffentliche Anschläge deutscher Behörden oder Dienststellen abreißen oder beschädigen oder wenn sie durch ihr sonstiges Verhalten das Ansehen oder das Wohl des Deutschen Reiches oder des deutschen Volkes herabsetzen oder schädigen.“

„Auch da, wo das Gesetz Todesstrafe nicht vorsieht, wird sie verhängt, wenn die Tat von besonders niedriger Gesinnung zeugt oder aus anderen Gründen besonders schwer ist; in diesen Fällen ist Todesstrafe auch gegen jugendliche Schwerverbrecher zulässig.“

 

Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht

Eigentlich war ich davon überzeugt, dass ich die Geschichte Europas und Deutschlands der letzten 250 Jahre ganz gut kenne; wegen der Flüchtlingskrise interessierten mich dann auch Wanderbewegungen von Deutschen in alle Welt und umgekehrt von Menschen vieler Nationen nach Deutschland; ich war erstaunt, wie viel ich nicht wusste.

So zeigte z.B. die Ausstellung „Vom Streben nach Glück“ im LWL-Industriemuseum die über 200 Jahre andauernde Auswanderungsgeschichte von Westfalen nach Amerika; ich wusste davon nichts und dachte bisher, es seien nur Tauben züchtende und Fußball spielende Polen in das Ruhrgebiet eingewandert.

Einer der besten Filme, die ich je gesehen habe, ist „Die andere Heimat“ von Edgar Reitz. Dieser Film geht unter die Haut ! Es geht um die Auswanderung von tausenden Deutschen aus dem Hunsrück und aus Deutchland. Auszüge aus der Filmbeschreibung:

Der Hunsrück, eine Mittelgebirgslandschaft in Rheinland-Pfalz, erstreckt sich von West nach Ost über Hochwald, Idarwald, Lützelsoon, Soonwald und Binger Wald über rund 100 Kilometer zwischen Trier und dem Mittelrheintal, in der Breite zwischen Mosel und Nahe in einer Zone von rund 50 Kilometern. „Mosel, Nahe, Saar und Rhein schließen rings den Hunsrück ein !“ – mit dieser sogenannten Eselsbrücke wurde Generationen von Schulkindern die Lage ihrer Hunsrückheimat nahegebracht. Die Gegend, die durch eine schöne und waldreiche Naturlandschaft besticht, gilt als strukturschwaches Gebiet, größere Industriebetriebe stellen die Ausnahme dar.

Im Hintergrund des Films steht ein außergewöhnliches Ereigniss der deutschen Geschichte: Hunderttausende von Landsleuten verließen im frühen 19. Jahrhundert die Heimat und zogen in die „Neue Welt“. Oft waren es ganze Familienverbände, die sich gemeinsam entschlossen, ihren gewohnten Lebensraum hinter sich zu lassen. In manchen Gegenden entstand buchstäblich eine Auswanderungs-Obsession. Man muss sich wohl vorstellen, dass es jahrelang in den Kneipen, unter den Dorflinden und während der Familienfeste kein aktuelleres Gesprächsthema gegeben hat, als die Erwägung, die ganze Mühsal des deutschen Alltagslebens einfach abzustreifen und ein neues Lebensglück jenseits der Weltmeere zu suchen. Der Hunsrück gehörte zu den Regionen Deutschlands, die am stärksten von der Auswanderung betroffen waren. Die meisten Auswanderer suchten das Glück im fernen Brasilien, von wo aus die brasilianische Regierung unter Kaiser Pedro I. und seiner österreichischen Frau Maria Leopoldine größte Anstrengungen unternahm, in Deutschland Einwanderer anzuwerben, um das Land urbar zu machen. Besonders gesucht waren Menschen, die sowohl die Landwirtschaft als auch ein Handwerk beherrschten. Diese Kombination von Kenntnissen fand man vor allem in den ärmeren Gegenden Deutschlands, dort, wo die Bauernhöfe klein und ertragsarm waren, so dass die Söhne immer noch ein Handwerk ausüben mussten, um ihre Familien ernähren zu können. Kein Landstrich erfüllte solche Bedingungen besser als der Hunsrück. Allein im Jahr 1846 wurden 1230 Familien aus dem Hunsrück gezählt, die im Süden Brasiliens ankamen, um ein neues Leben zu beginnen.

In den entlegenen Gegenden Deutschlands, zu denen auch der Hunsrück zählte, war erst nach dem Wiener Kongress die allgemeine Schulpflicht eingeführt worden. Bauern- und Handwerker-Kinder hatten nach 1815 erstmals Zugang zu Büchern, Zeitungen, den sogenannten „Intelligenzblättern“ und Kalendergeschichten und lernten, lesend die Welt „mit wissendem Blick“ zu betrachten. Die Kenntnis von Geografie, Geschichte und Politik war seitdem enorm gewachsen, während gleichzeitig die Enge und Aussichtslosigkeit des eigenen Lebens immer klarer ins Bewusstsein rückte und in Freundeskreisen diskutiert wurde. Die Jahre des sogenannen „Vormärz“ waren zugleich die Zeit der deutschen Romantik und der erwachenden Freiheitsideale. Die Menschen entdeckten ihr „Ich“ auf neue Weise. Sie spürten einen inneren Reichtum, der aus ihren Gefühlen, ihren Gedanken, ihren Fähigkeiten entstehen konnte; kurz: es war ein neues geistiges und soziales Klima, aus dem heraus die große Auswanderungswelle ihre Dynamik gewann.

 
 

Kurz und interessant

= 78 Prozent der Deutschen sind gemäß einer Umfrage mit ihrem Haushaltseinkommen zufrieden.

= Wer hätte das gedacht ?! „Norwegen ist eine Dreckschleuder. Der Ruf des Landes als Klima-Musterschüler ist wegen seiner Petroleum-Industrie ungerechtfertigt. Würden sich andere Länder an Norwegen orientieren, bedeutete das eine globale Klimaerwärmung bis 2100 um drei bis vier Grad.“ (NZZ)

= Es lebe der Sozialismus !! Die sozialistische Regierung hat Maduros Mafia – Staat Venezuela zu einem wichtigen Transitland im internationalen Drogenhandel gemacht.

= In Los Angeles County, dem mit mehr als zehn Millionen Bewohnern der größte Bezirk der USA, leben mehr als 55.000 Menschen auf der Straße bzw. in Zelten, Pappkartons oder Autos.

= Nach dem 2. Weltkrieg sind über eine Million russische Juden wegen der zunehmenden Benachteiligung in der Sowjetunion nach Israel ausgewandert. Unter Präsident Putin, der Zeit seines Lebens eine pro-jüdische Einstellung hat und der mit einheimischen jüdischen Organisationen und mit Israel gute Kontakte pflegt, ist der staatliche Antisemitismus anscheinend überwunden.

= Wolf Biermann: „Und ich musste die Ängste, meinen ermordeten Vater zu verraten, überwinden. Ich wollte kein Ödipus sein. Ich begriff, dass die Hoffnung auf die kommunistische Endlösung der sozialen Frage eine Illusion und Hybris ist, die zwingend in die Hölle der totalitären Diktatur führen muss.“

= „Kampagne nach Drehbuch. Die Weltgesundheitsorganisation taxierte Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Seither führen Umweltverbände, linke und grüne Politiker und Medien einen Kampf gegen das Pflanzenschutzmittel. Dabei ist es weniger gefährlich als Kochsalz und Backpulver.“ (Weltwoche)

= Der Glaube der Hindus, man dürfe Rinder nicht töten, beruht auf der Vorstellung der Seelenwanderung. Die vorletzte Stufe ist das Rind, die letzte der Mensch. Wer Rinder tötet, muss von vorn anfangen.

= „Die letzte Weisheit. Es ist ein merkwürdiges, doch einfaches Geheimnis der Lebensweisheit aller Zeiten, dass jede kleinste selbstlose Hingabe, jede Teilnahme, jede Liebe uns reicher macht.“ (Hermann Hesse)

= Sozialistische Frisuren: Der Sozialist und Ex-Präsident Francois Hollande zahlte während seiner fünfjährigen Amtszeit seinem persönlichen Friseur monatlich 9.895,– Euro Gehalt – natürlich aus der Staatskasse.

= Reinhold Messner in chrismon auf die Frage: „Haben Sie eine Vorstellung von Gott ?“ „Ich habe nichts dagegen, dass die Leute glauben und ihre Götter ernst nehmen. Doch alle Götter, die wir kennen, sind von menschlicher Phantasie produziert. Der Mensche hat keine Sinne, das Göttliche zu greifen. Bin ich draußen in der Wildnis, in einer großartigen Natur, habe ich natürlich ein Empfinden für das Erhabene.“

= Der damalige Innenminiter Otto Schily über die Kritik an seinem Vorschlag, Auffanglager für Asylsuchende in Nordafrika einzurichten: „Einige meiner grünen Freunde sind rasch mit der Kritik bei der Hand. Sie sind auch geübt in rhetorischer Humanität. Für die Folgen sehen sie andere in der Verantwortung.“

= Hamed Abdel Samad über den Koran: „Zum einen ist der Koran eine Art Supermarkt; man kann in ihm alles finden, je nachdem, was man sucht. Wer Suren sucht, die Gewalt oder den Krieg rechtfertigen, wird sie finden. Doch er wird auch solche finden, die den Frieden beschwören. Die Offenbarungstexte sollten säkular gelesen werden. Die Koranexegese kann Früchte tragen, wenn man sich von der Macht des Textes als ewiges und allgemeingültiges Wort Gottes emanzipiert. Der Text muss also verzeitlicht und entmythologisiert werden.“ (Meine Frage an die Christen: Wäre es nicht höchste Zeit, mit dem Alten Testament ebenso zu verfahren ?)

= „Im Leben fehlt es an allem, aber in der M u s i k ist alles da.“ (Andris Nelson)

= „Wer von einem Sternenhimmel eine Vorstellung hat, der könnte eigentlich sein Maul halten.“ (B. Brecht)

 

Kluge Worte

= Die niemals ihre Meinung zurücknehmen, lieben sich mehr als die Wahrheit. (J. Joubert)

= Gestern liebt ich, heute leid ich, morgen sterb ich: Dennoch denk ich heut und morgen gern an gestern. (Lessing)

= Wenn die Sprache nicht stimmt, so ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist. Ist das, was gesagt ist, nicht das, was gemeint ist, so kommen die Werke nicht zustande, so gedeihen Moral und Kunst nicht. Gedeihen Moral und Kunst nicht, so trifft die Justiz nicht. Trifft die Justiz nicht, so weiß das Volk nicht, wohin Hand und Fuß setzen. Also dulde man keine Willkür in den Worten. Das ist alles, worauf es ankommt. (Konfuzius)

= Es gibt keinen Weg zum Frieden, der Friede ist der Weg. Wir können den Frieden jetzt, in diesem Augenblick mit jedem Blick, Lächeln, Wort und Handeln verwirklichen. Der Friede ist nicht bloß ein Ziel. Jeder Schritt, den wir tun, sollte Frieden sein. (A.J. Muste)

= Halten Sie das Wissen, das Sie gegenwärtig besitzen, nicht für die absolute, unwandelbare Wahrheit. Vermeiden Sie es, engstirnig und Ihren gegenwärtigen Auffassungen verhaftet zu sein. Lernen und üben Sie, Auffassungen wieder loszulassen, um für die Wahrnehmung anderer Standpunkte offen zu sein. (Fundstück)

= Das Lachen, das du aussendest, kehrt zu dir zurück. (D. Geiß)

= Das große Ziel von Bildung ist nicht Wissen, sondern Handeln. (H.Spencer)

= Dubiose Tugend aller Revolutionäre : So viel Gefühle für die Menschheit, dass keins mehr bleibt für den Menschen. (H. Kasper)

= Das Denken ist allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart. (C.Goetz)

= Ich habe mich aus den richtigen Gründen geirrt, während Sie und ihresgleichen aus den falschen Gründen recht hatten. (Morin)

 

Zur aktuellen Lage

= Bei Angela Merkel hat sich nicht viel geändert: Sie hält an ihrer 70-Stunden-Woche fest und fliegt dahin, wo es weh tut: In die ärmste Region der Welt – die Sahel-Zone. Sie will – auch im Interesse Deutschlands – diesen Ländern beim Aufbau ihrer Wirtschaft helfen und damit u.a. die Migration eindämmen. Während bei einer Großveranstaltung in Mailand der Hetzer Salvini mit Le Pen und Konsorten unter dem Slogan „Italien zuerst“ gegen Macron, Merkel und Juncker zu Felde zieht, fliegt Merkel nach Zagreb, um die dortige Regierungspartei „Kroatische Demokratische Gemeinschaft“ beim Europa-Wahlkampf zu unterstützen. Merkel wird begeistert als Ikone Europas gefeiert, bleibt in ihrer Rede aber ganz cool: „Europa ist ein Projekt des Friedens. Wir in Deutschland haben jetzt 74 Jahre Frieden. Sie in Kroatien haben noch in den neunziger Jahren Krieg führen müssen. Sie wissen, was das bedeutet.“ Frieden aber lasse sich nur erhalten, „wenn wir auf der einen Seite unsere Interessen vertreten – die deutschen, die kroatischen, die aller anderen Mitgliedstaaten – und auf der anderen Seite in der Lage sind, uns in die Schuhe der anderen zu versetzen. Der Patriotismus und die EU sind keine Gegensätze. Unsere Werte heißen, daß wir stolz auf unser eigenes Land sein können und gleichzeitig Europa bauen.“

Zur gleichen Zeit hetzt der ehemalige BILD-Chef Tiedje auf Primitiv-Niveau in der NZZ gegen Merkel: „Aber bleiben wird, was Merkel hinterlässt: die Folgen der ungehinderten Zuwanderung mit Selfies, Migrationskatastrophe, Verwahrlosung von Kommunen, Mitschuld am Brexit, eine in ihren Kosten noch nicht ansatzweise überschaubare sogenannte Energiewende, Mindestlohn, Maut, das tragische Ende der atlantischen Partnerschaft. Schlechtbehandlung der deutschen Automobilindustrie durch die Regierung und: die AfD.“ (Liebe Neue Zürcher Zeitung: Solche Typen wie Tiedje passen nicht zu Euch !!)

= In dieser NZZ schreibt Roger de Weck einen ganzseitigen Artikel mit der Überschrift: „Fünf hartnäckige Legenden über die EU. Es gehötz zum guten Ton, die EU schlechtzureden. Dabei ist sie ziemlich erfolgreich, beliebt und zukunftweisend – eine Art europäische Eidgenossenschaft. Die Presse mag spektakuläre Ereignisse, die EU ist dagegen eine zähe Entwicklung. Der Journalismus dramatisert gerne Konflikte, doch die EU lebt von Kompromissen unter ihren Mitgliedern. Der Medienbetrieb liebt Stars und Superstars, während erfolgreiche Kompromissmaschinen – in Bundesbern wie in Brüssel – ganz solide Menschenwerker brauchen, ohne Talent für das politische Show-Business. Ein zweites Handicap der EU: Die Vorlieben vieler Journalisten sind genau die der Populisten; auch sie nähren die Illusion, Politik sei ein schnelles Ding. Populisten suchen den Konflikt und meiden den Kompromiss, sie treiben den Personenkult und ziehen der Sachpolitik Showeinlagen vor. Populisten sind schreckliche Vereinfacher.

Die fünf Legenden:

  • Die EU ist unpopulär. Nein ! Die EU ist unter den Bürgern so beliebt wie noch nie seit 1983. Ca. 70 Prozent sehen es als Vorteil an, dass ihr Land in der EU ist; 14 Prozent wollen den Ausstieg aus der EU:
  • Die EU ist in der Krise. Nein ! Die EU erlebt einen Schub nach vorn. Endlich streitet Europa auf offener Bühne und nicht am grünen Tisch. Bewahrt die EU das Erbe der Aufklärung oder neigt sie zum christlichen Abendland ? Hat Emmanuel Macron recht oder Victor Orban ?
  • Die Bedeutung einer Friedensunion ist veraltet. Nein ! Die Regierung Orban kann sich als EU-Mitglied nicht mal eben die ungarischen Minderheiten aus dem Umland einverleiben. Der Zerfall des sowjetischen Imperiums hätte erfahrungsgemäß zahllose und endlose Konflikte nach sich ziehen müssen. Aber es blieb friedlich in den osteuropäischen Staaten, weil die EU ihnen den Beitritt anbieten konnte. Wo ein schneller Beitritt nicht möglich war, wie in der Ukraine und auf dem Balkan, dort floss Blut.
  • Die EU ist viel zu komplex. Nein ! Nordeuropa, die Niederlande, Deutschland oder die Schweiz gedeihen, weil sie sich ohne Scheu vor Komplexität und Mühsal als permanenten Verhandlungsraum begreifen, die Macht auf viele Köpfe verteilen, die Bürger achten, Sozialpartnerschaft pflegen und auf Kompromisse setzen.
  • Die EU ist undemokratisch. Nein ! Das Europaparlament ist erstarkt. Allerdings bleibt die EU halb Staatenbund, halb Bundesstaat. Nur in einem europäischen Bundesstaat würde sich die Demokratie vollends entfalten. Gerade diesen „Superstaat“ fürchten die EU-Skeptiker wie die Pest. Scheinheilige EU-Kritiker bemängeln das Demokratiedefizit – lehnen aber ab, was mehr Demokratie brächte.

Die EU ist, wie die Eidgenossenschaft, ein ganz großer Kompromiss – darum werden alle allzeit mit ihr hadern, das ist ganz natürlich. Aber die mittlere Zufriedenheit ist weit größer als die mittlere Unzufriedenheit. Voriges Jahrhundert artete der Aufprall der Nationen zu Weltkriegen aus. Da war evident, dass Europa sich neu ordnen musste. Aber die populistischen Reaktionäre, die jetzt auftrumpfen und dabei manche Bürgerliche beeindrucken, sind unfähig, Lehren aus der Geschichte zu ziehen.

 
 

Die Welt ist ein Dorf

= In Prag wird die deutschsprachige katholische Gemeinde zu einer Personalpfarrei erhoben. Ihr gehören vor allem Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an, die beruflich in der tschechischen Hauptstadt tätig sind. Auch tschechische Bürger deutscher Muttersprache und binationale Familien kommen gern dorthin. Neben der deutschsprachigen Personalpfarrei gibt es in Prag auch eine polnische und eine slowakische. (CiG)

= In den USA sind Studenten wegen der hohen Studiengebühren und weil es kein Bafög gibt insgesamt mit der unfassbar hohen Summe von 1,5 Billionen Dollar verschuldet. Jetzt hat ein Unternehmer bei einem Vortrag an der Uni den anwesenden 400 Studenten zugesagt, ihre Schulden zu übernehmen.

= Moon Jae-in, Präsident der Republik Korea: „Ich habe mir zum Ziel gesetzt, das System der Spaltung und des Streits, das die koreanische Halbinsel seit den Tagen des Kalten Krieges fest im Griff hält, grundlegend zu beseitigen und eine neue Ordnung des Friedens und Kooperation zu etablieren.“ (FAZ)

= Der im Libanon geborene Wissenschaftler Ralph Ghadban lebt schon lange in Deutschland und forscht hier über arabische Großfamilien und kriminelle Clans. In einem Interview mit der FAZ a.S. wird er gefragt, wie er zu seinem für Libanon ungewöhnlichen Vornamen kommt: „Ein Diplomat der Vereinten Nationen namens Ralph Bunche war damals Vermittler im Palästina-Krieg und bekam als erster Schwarzer 1950 den Friedensnobelpreis; später kämpfte er an der Seite von Martin Luther King für die Emanzipation der Schwarzen. Mein Vater war von Bunche sehr angetan – deshalb mein Vorname. Meine Schwester hat einen französischen Vornamen und lebt mit einem Franzosen in Frankreich und ich heiße Ralph und habe eine deutsche Frau.“

= 7.493 Briten entschieden sich 2017 für die deutsche Staatsbürgerschaft. 2009 waren es gerade mal 260 Passwechsler. Mit dem So- oder-so-Brexit dürfte die Zahl nochmals kräftig steigen.

= In der chinesischen Provinz Gansu versuchen lokale Kooperationen, der Bodenerosion durch großflächige Bepflanzung mit genügsamen Sträuchern vorzubauen; sie werden vom Staat und vom Internet-Giganten Alibaba finanziell unterstützt; die hier arbeitenden Frauen erhalten einen Tageslohn von 15 Euro. Und Satelliten beweisen, dass sich die Anstrengungen lohnen: China zählt zu den Ländern, die weltweit den stärksten Zuwachs an Grünflächen verzeichnen.

= Das bisher für Immigranten verschlossene Japan hat sich mit einer neuen Visaregelung für 500.000 Gastarbeiter – überwiegend aus Vietnam, China, Philippinen und Indonesien – geöffnet und versucht damit, der schrumpfenden Bevölkerung zu begegnen.

= „Die Mär vom guten Duce. Die Zeit unter dem faschistischen Regime wird in Italien heute schöngeredet wie nie zuvor. Holocaustüberlebenden und Historikern macht dieser Revisionismus Angst.“ (NZZ)

= Die niederländisch-reformierte Kirche war maßgeblich am Verbrechen der Rassentrennung in Südafrika beteiligt. Sie hat lange der weißen Minderheit und deren Regierung religiöse Rechtfertigung für die Ideologie der Apartheid geliefert. In den späten achtziger Jahren änderte die Kirche ihre Position und erklärte die Aparheid im Nachhinein als Sünde.

= In den 49 ärmsten Ländern der Welt wird sich die Bevölkerung bis zum Jahr 2050 auf 1,8 Milliarden Menschen verdoppeln. Viele Frauen können dort nicht verhüten !

= In Pakistan gehen über 22 Millionen Kinder nicht zur Schule – das sind über vierzig Prozent der 5- bis 16-Jährigen. In Pakistan leben etwa 200 Millionen Menschen, davon sollen 60 Prozent unter 15 Jahre alt sein.

 

Fußball – Journalismus

In Sachen Medien war ich völlig naiv, als ich vor 18 Jahren mein Amt als Präsident des Viertligisten F.C. Augsburg antrat. Über Fußball informiere ich mich seit Jahrzehnten im Kicker und das passt bis heute. Auch örtliche Tageszeitungen wie die Augsburger Allgemeine oder die Westfälischen Nachrichten versuchen nicht, sich über erlogene Geschichten oder negativistische Berichterstattung zu profilieren. Auch die FAZ und hier vor allem Christian Eichler und Roland Zorn berichten entspannt und mit Sympathie und kompetent über Fußball. Bei anderen überregionalen Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehsendern bin ich mit Inkompetenz, Arroganz und Verlogenheit konfrontiert worden.

Wie gesagt, ich war naiv: Ich sitze mit einigen Kollegen vom FCA beim Bier in fröhlicher Runde und ein Reporter fragt, ob er ein Bierchen mittrinken darf; er setzt sich dazu und hört unserem Geschwätz zu; wir lästern über Gott und die Welt und einen örtlichen Politiker. Der Reporter bedankt sich für das Bier und verabschiedet sich. Am nächsten Tag erscheint in einer großen Tageszeitung ein widerlicher Artikel unter dem Tenor „FCA-Präsident verleumdet bei seinem siebten Bier örtliche Politiker usw.“ Das war der Einstieg. Dann gab ich einem Journalisten, der sich Notizen machte, ein Interview, das am nächsten Tag erschien und in dem meine Aussagen völlig auf den Kopf gestellt waren. Also beschloss ich, Interview-Fragen nur noch schriftlich zu beantworten; daraufhin hat der Journalist einige Fragen und Antworten gestrichen, das Interview mit einem kurzen Kommentar verdreht und mit einer hässlichen Schlagzeile versehen. Danach habe ich nur noch Life-Interviews oder von mir schriftlich freigegebene Interviews gegeben; das führte dazu, dass ich von Interviewanfragen weitestgehend verschont blieb.

Ein anderes Beispiel: Wir hatten unsere Mitarbeiter und Profis angewiesen, in der Öffentlichkeit und in den Medien ausschließlich positive Kommentare abzugeben. Was passiert ? Reporter baggern die Ehefrauen der Spieler an, um irgendwelche Indiskretionen zu erfahren; bei einer haben sie Erfolg und bringen einen Schmierenartikel , der dazu führt, dass der Spieler vorübergehend auszieht.

Einmal war ich mit meiner Frau für ein paar Tage zum Wandern in den Bergen; beim Frühstück klingelte leider das Handy: Ein Journalist wollte mich zu den Stadionplänen befragen und fügte hinzu, seine Zeitung wolle am nächsten Tag einen großen Bericht zu dem Thema bringen; also habe ich meine Verärgerung unterdrückt und bereitwillig und ausführlich alle Fragen beantwortet. Nachdem in den nächsten zwei Wochen nichts zum Thema und Interview erschienen war, befragte ich dazu diesen Journalisten; seine verlogene Antwort: „Wir hatten leider keinen Platz für das Interview.“ Fakt ist, dass dieser Zeitung, die gegen die Stadionpläne stänkerte, meine Antworten nicht ins Konzept passten. So läuft das.

Ich bin überzeugt, dass 90 Prozent der Spieler und Manager und Trainer schlechte Erfahrungen mit Journalisten gemacht haben; ein paar Beispiele:

= „Schlecht, schlampig, schlagzeilengeil: Für wenige Tage sorgte die vermeintliche Verwicklung Bastian Schweinsteigers in den Wettskandal für aufgeregtes Rauschen im Blätterwald. Nicht wenige Blätter und TV-Kanäle transportierten die Verdächtigungen ungeprüft. Es war ein Rohrkrepierer der Münchner „tz“.

= Frage des Kicker an Stefan Kießling: „War das auch die Forderung von Rudi Völler, der wie zu lesen war, am Donnerstag ein Donnerwetter in der Kabine los ließ?“ Kießling: „Das habe auch ich gehört. Das Problem an der Sache: Völler war am Donnerstag überhaupt nicht in der Kabine, es gab keine Predigt, das ist alles gelogen.“

= Peter Pacult: „Dieses Schweinsblattl mit den erfundenen Geschichten kann man am besten mit aufs Häusl nehmen.“

= Der algerische Nationaltrainer Halilhodzic: „Über unser Team wurden Gerüchte und Lügen verbreitet, meine Familie wurde diffamiert.“

= Nationalspielerin Inka Grings in der FAZ: „Ich hatte damals Vorahnungen und gewisse Befürchtungen. Aber wenn es dann passiert, ist das eine Erfahrung, die man sich überhaupt nicht vorstellen kann. Ich habe damals mein Privatleben überhaupt nicht kommentiert, und ich musste dann feststellen, dass ich machtlos bin. Diese Journalisten haben einfach geschrieben, was sie wollen. Das war eine sehr unangenehme Erfahrung, die ich nicht noch einmal erleben möchte.“

= Die Süddeutsche Zeitung schreibt zum FCA: „Im Falle des Abstiegs werden beide (Rettig und Fach) ihren Job verlieren.“ Auch das ist eine Lüge – Rettig wäre auch bei Abstieg geblieben.

= Österreichs Boulevardblatt Kronenzeitung fälscht ein Transparent der Rapid-Fans, mit dem g e g e n Stadionverbote demonstriert wurde: Das Wort „gegen“ wird einfach aus dem Foto geschnitten und schon heißt es: „Fans für Stadionverbote“.

= Selbst die FAZ hat schon mal eine Formkrise und schreibt: „Beraten und verkauft. Wie korrupt ist die Bundesliga ? Es geht um Bestechung, Steuerhinterziehung, Untreue und Geldwäsche. Experten halten diffuse Transfers neben Spielabsprachen für die größte Gefahr im Fußball.“

= Süddeutsche Zeitung vor drei Jahren: „Der Fußballsport ist ein verrottetes Geschäft. Und die Leute fangen an, sich von ihm abzuwenden.“ Oder nochmal S.Z.: „Wie der Fußball zerfällt. In Salzburg sieht man schon heute, was aus unserem Lieblingssport mal werden wird.“ Lieblingssport ? Selten so gelacht.

= Da darf der „STERN“ nicht fehlen: Riesenschlagzeile: L e e r – Vor Beginn ihrer 41. Saison an diesem Wochenende steckt die Fußball-Bundesliga im Finanzchaos. Klubs fürchten die Pleite, Transfergelder sind verpfändet – doch kaum einer will den Ernst der Lage wahrhaben.“ Seit diesem STERN-Artiklel sind 16 Jahre vergangen ! Wo ist das Chaos ? Wo sind die Pleiten ? Wo sind die Pfändungen ? Auch die Fachzeitung „Handelsblatt“ macht mit: Riesenschlagzeile: „Finanzielle Engpässe. Die Bundesliga steckt in der Krise: Wegbrechende Einnahmen, kurzsichtiges Management, gewaltige Schulden.“ Nicht eine einzige dieser Behauptungen kommt der Wahheit nahe – also sind es Lügen.

Fortsetzung – auch zum Thema Doping-Behauptungen von Süddeutscher Zeitung und SPIEGEL – folgt.

 

Zur aktuellen Lage

= Der israelische Ministerpräsident Netanjahu ist mir sehr unsympatisch und ich halte ihn für gefährlich. Die illegale sukzessive Besiedlung des Westjordanlands durch israelische Staatsbürger, die Ablehnung der Zweistaaten-Lösung, die Verlegung von Botschaften nach Jerusalem, die Macht der ultraorthodoxen Juden u.a.m. verhindern eine friedliche politische Lösung und legen möglicherweise das Fundament für jahrzehntelange Auseinandersetzungen und eine dauerhafte Destabilisierung der Region. Von daher kann ich einige sachliche antizionistische Argumente nachvollziehen.

Unter dem Deckmantel des Antizionismus macht sich aber in aller Welt der alte Antisemitismus wieder breit ! Viele Linke, Grüne, Rechtsradikale, Islamisten und auch Christen sind sich in einem Gegner einig: den Juden. Begründet wird das mit der angeblichen Unterdrückung der Palästinenser durch Israel. (In Wirklichkeit werden die Palästinenser durch ihre eigenen autoritären Leader gedemütigt, die in den letzten zwanzig Jahren viele Milliarden Dollar, die sie von arabischen Staaten erhalten haben, in Waffen und Raketen und in ihre eigenen Taschen gesteckt haben).

In Europa (und in aller Welt) nehmen die unterschiedlichen Formen des Antisemitismus wieder zu, so daß die Frage, ob die Zukunft des jüdischen Lebens in Europa gefährdet ist, zumindest nicht unberechtigt ist.

Ein Beweis dafür ist die Verleihung eines europäischen Kulturpreises, des mit 25.000 Euro dotierten „ECF Princess Margriet Award“ an die britisch-ägyptische Schriftstellerin Ahdaf Soueif. Diese Dame nennt sich „Aktivistin“ und ist als fanatische Israel-Gegnerin bekannt. Ihre Geschichten pendeln zwischen antisemitischen Klischees und paranoiden Verschwörungstheorien – so z.B. der Behauptung, Israel wolle die al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg abreißen.

Der Dialog mit der arabisch-muslimischen Welt darf nicht aufhören, aber angesichts der sechs Millionen von Deutschen ermordeter Juden und der gesamteuropäischen Geschichte des Antisemitismus muss das Recht der Juden auf einen eigenen Staat selbstverständlich sein.

= Zitat aus einem FAZ-Artikel von Thomas Thiel: „Luka Cosmin (Name geändert) hatte seine Homosexualität lange verborgen. Als sie durch Zufall herauskam, brach Schande über die Familie herein. Sein Vater wurde aus der Moscheegemeinde verstoßen. Um die Familienehre zu retten und Allahs Willen zu erfüllen, legte er seinem Sohn am 5. September 2016 einen Strick um den Hals. Cosmins Ehefrau, eine Kusine, die er mit dreizehn Jahren hatte heiraten müssen, sah tatenlos zu. Sie wünschte seinen Tod. Auch seine drei Kinder mussten dem grausamen Schauspiel beiwohnen. Luka Cosmin zeigt Bilder mit der langen Narbe, die der Strang in seinen Hals einzeichnete. Über das Folgende will er nicht sprechen. Dem Tod um Haaresbreite entronnen, wachte er in einem Krankenhaus aus dem Koma auf. Er wusste, dass er jetzt fliehen muss. Im Aufnahmelager in Deutschland heiratete Cosmin Andrei Erkan, den er 2015 im Internet kennengelernt hatte. Er wollte es schnell tun, bevor ihn seine Familie finden und töten würde. Über Whatsapp schickte sie ihm Todesdrohungen nach Deutschland.“

= „Der Welthandel im Dschungelcamp. Der Handelsstreit zwischen der Vereinigten Staaten und China eskaliert. Der Konflikt ist nicht nur eine Auseinandersetzung zweier Staaten, er spiegelt auch die tiefergehende Änderung der Welthandelsordnung. Als Vermittler und Verteidiger eines multilateralen Ansatzes könnten die EU und Japan auftreten. Um diese Rolle einzunehmen, müssten Brüssel und Tokio aber handelspolitisch auch vor der eigenen Tür kehren.“ (NZZ)

= Neutrales Urteil ! Die Neue Zürcher Zeitung schreibt zu dem von „Le Monde“ und „Businessweek“ und auch deutschen Blättern verkündeten Niedergang der deutschen Wirtschaft: Für diese Diagnose gibt es wenig Grund: Erstens ist die deutsche Wirtschaft im 1. Quartal ordentlich gewachsen. Zweitens zeichnet sich im Arbeitsmarkt vorderhand keine Schwäche ab, 45 Millionen Menschen sind in Arbeit – so viele wie noch nie. Drittens dürfte in diesem Jahr die Staatsschuldenquote erstmals seit 17 Jahren die Maastricht-Grenze von 60 Prozent unterschreiten. Viertens erreichten die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Deutschland erstmals die Quote von drei Prozent. (Es wird also sehr wohl in die Zukunft investiert !) Der deutsche Staat nimmt Jahr für Jahr mehr Geld ein, nur die S t e i g e r u n g s r a t e n fallen nicht mehr so hoch aus. Von Sparen oder Austerität kann da nicht die Rede sein.“

Ich würde solche objektiven Informationen gerne mal in einer deutschen Zeitung lesen ! Ich bin ein Träumer ! Auf der Titelseite des SPIEGEL heißt es am 11.5.2019 in großen Lettern: „Die fetten Jahre sind vorbei. Warum dem deutschen Wirtschaftswunder ein jähes Ende droht.“ Die Artikel-Schlagzeile lautet: „Auslaufmodell Deutschland. Verwöhnt und behäbig geworden von Jahren des Erfolgs, riskiert das Land, in die zweite Liga der Wirtschaftsnationen abzusteigen. Es fehlt an Innovationen und Mut zu Reformen.“ (Der SPIEGEL ist schon lange in die dritte Liga abgestiegen; ich lege dieses SPIEGEL-Titelblatt für den Mai 2020 auf Wiedervorlage und komme darauf zurück)

= Der SPIEGEL nimmt für sich in Anspruch, nur die „Wahrheit“ zu schreiben und verkauft ständig Vermutungen als Fakten; so heißt es am 4.5.2019 in einer Schlagzeile über digitale Mobilitätsangebote: „Sicher ist: Das private Auto verliert dramatisch an Bedeutung:“ „Sicher“ ist das absolut n i c h t !! Aber es ist die SPIEGEL-Wahrheit. (Auch das auf Wiedervorlage !)

= Margrethe Vestager: „Für mich ist ein Steuerparadies ein Ort, wo Unternehmen ihre Steuern zahlen.“

= NZZ Schlagzeile Titelseite: „Die EU wächst an ihren Konflikten. Orban, Salvini und andere Populisten blasen zum Angriff auf die europäische Union. Letztlich schaffen sie damit erst den transnationalen öffentlichen Raum, der eine noch stärkere Integration Europas in Zukunft ermöglicht.“

 
 

Warum ich Antikommunist wurde.

Ich bin Jahrgang 1941 und in Bonn/Beuel aufgewachsen. Mein Vater hatte 1933 sein Studium abgebrochen, um bei den Nazis als Bannführer der Hitlerjugend anzuheuern; er blieb auch nach dem Krieg und bis ans Lebensende ein Nazi und versuchte natürlich, seine Kinder politisch in diese Richtung zu manipulieren – mit Gewalt, mit Druck, mit Lügengeschichten usw. Ich hatte das Glück, in der Volksschule auf eine wunderbare Lehrerin (Frau Rosenthal) zu treffen, die uns über vier Jahre leidlich Lesen, Schreiben und Rechnen beibrachte, die uns aber vor allem auf einfühlsame Weise politische und soziale Themen näher bachte. Damals gab es für uns kein Kino, kein Fernsehen und schon gar kein Smart Phone und außer Fußball kein Vergnügen. Sobald wir lesen konnten, wurden wir von unserer Lehrerin mit Romanen versorgt, die uns z.B. das harte Leben der englischen Bergarbeiter erzählten. Ich habe jahrelang und nächtelang und heimlich hunderte Bücher verschlungen und dabei (unbewusst) viel politisches und historisches Wissen aufgesogen. (Nach vier Jahren Volksschule musste ich leider auf das Gymnasium wechseln, wo ich mit einer Ausnahme nur ehemalige und brutale Nazis als Lehrer hatte).

Nach Frau Rosenthal hatte ich wieder Glück, weil ich mit fünfzehn Jahren durch einen Zufall bei den Jusos landete; ein Freund hatte mich mit dem Hinweis motiviert, dort würden wir kostenlos mit Bier und Zigaretten versorgt. Diesmal hieß mein Glücksfall Rudi Maerker, der Vorsitzender der Jusos in Beuel war. Dieser Rudi hat uns nicht indoktriniert oder gar manipuliert, sondern er hat uns mit zahllosen Diskussionen und mit Literatur und mit Begegnungen interessanter Leute zu richtig guten Sozialdemokraten gemacht. Richtig gut war hier vor allem:

  • Sozialdemokraten sind Demokraten und bejahen den Rechtsstaat und die parlamentarische Demokratie.
  • Sozialdemokraten sind sozial und kämpfen für soziale Gerechtigkeit in einem gezähmten Kapitalismus und für Chancengerechtigkeit.
  • Sozialdemokraten sind radikal g e g e n jeden wie auch immer gearteten Faschismus und Kommunismus.

Rudi Maerker hatte den sowjetischen Kommunismus am eigenen Leib erfahren, weil er – wie zahlreiche andere Sozialdemokraten – vor den Nazis in die Sowjetunion geflohen war und nur mit Glück überlebte; mehrere seiner Kameraden sind im Lager krepiert, einer starb nach einer Folterung. (Die Kommunisten hassten die Sozialdemokraten als „linke Konkurrenz“ und bekämpften die SPD in der Weimarer Republik mehr als die NSDAP)

Über die Verbrechen der Nazis muss ich hier nicht reden, weil jeder anständige und vernünftige Mensch weiß, was die angerichtet haben.

Aber die Verbrechen der Kommunisten, die in der Sowjetunion, in China, in Kambodscha und in anderern Ländern eine hohe zweistellige Millionenzahl an Menschen bestialisch ermordet haben, sind immer noch zu wenig bekannt. Hunderttausende wurden grundlos erschossen ! Hunderttausende wurden gefoltert ! Im sowjetischen Gulag und in Maos China krepierten Millionen durch Hunger und Krankheiten.

Ich war fassungslos und wütend, als in den sechziger Jahren der linke Radikalismus mit der Studentenbewegung und mit Teilen der Medien und mit den Intellektuellen alà Sartre den Kampf gegen den Kapitalismus und gegen den Faschismus organisierte und die kommunistischen Verbrechen entweder verschwiegen oder nach dem Motto „Wo gehobelt wird, fallen Späne“ schön geredet wurden.

Wer die ganze Brutalität und Unmenschlichkeit der Kommunisten erfahren will, muss nur drei Bücher lesen, von denen ich hier eines empfehle:

„Das Jahrhundert der Wölfe“ von Nadeschda Mandelstam (S.Fischer). Nadeschda Mandelstam war die Frau des russischen Dichters Ossip Mandelstam, der im Gulag krepierte. Einige Zitate aus dem Buch:

= „Verbannung und Ausweisung waren bei uns zu normalen Erscheinungen geworden. In den ruhigeren Jahren, als alle etwas aufatmen konnten, als der Terror uns nicht umbrandete, erfolgten im Frühjahr – für gewöhnlich im Mai – und im Herbst vor allem unter der Intelligenzija verhältnismäßig viele Verhaftungen. Dadurch wurde die Aufmerksamkeit von den wirtschaftlichen Mißerfolgen abgelenkt. Ein spurloses Verschwinden gab es zu dieser Zeit aber kaum: die Leute schrieben aus der Verbannung, saßen ihre Zeit ab, kehrten zurück und wurden wieder verbannt.“

= „Die Organe des Strafvollzugs handelten genau, umsichtig und sicher. Sie hatten gleichzeitig mehrere Ziele im Auge: Zeugen, die sich gegebenenfalls an etwas erinnern konnten, mußten sie beseitigen, außerdem sollten sie eine Übereinstimmung der Meinungen erreichen, den Anbruch des Tausendjährigen Reiches vorbereiten usw. Die Menschen würden schichtweise, den Kategorien entsprechend, entfernt. Die Kategorien waren: die Angehörigen einer Kirche, die Mystiker, Gelehrte, Idealisten, besonders Schlagfertige, Ungehorsame, denkende Menschen, Schwätzer, Verschwiegene, Streitsüchtige, Leute, die Überlegungen über das Recht, den Staat oder die Wirtschaft anstellten, ja, auch Ingenieure, Techniker und Agronomen, denn es tauchte jetzt der Begriff der „Schädlinge“ auf, denen alle Mißerfolge und Fehlkalkulationen zugeschoben wurden. „TragenSie keinen solchen Hut“, sagte O.M. zu Boris Kusin. „Man darf sich durch nichts unterscheiden – das geht schlecht aus.“

= „Auch die Absage war höflich. „Wir wollen Sie ja schließlich nicht verhaften“ – aber der allgemeine Ton (dieser ganze Pomp mit den bewaffneten Leibwächtern, die Heimlichkeit und die Einschüchterung: „er wird ein neues Verbrechen begehen“) hatte sich verändert. Die Kräfte der alten Generation ermatteten. So reifte eine Zukunft heran, die in keiner Weise dem Terror der ersten Revolutionstage glich. Es wurde sogar eine neue Sprache – eine Staatssprache – geboren. So schrecklich auch der Terror der ersten Tage gewesen war, man konnte ihn doch nicht mit der planmäßigen Massenvernichtung vergleichen, der die Bürger des mächtigen Staates „neuen Typs“ nach den Gesetzen, Instruktionen, Verfügungen und Erklärungen ausgesetzt waren, die einfach „von oben“ erlassen wurden.“

= „Anfang der dreißiger Jahre wollte sich Bucharin an Gorkij wenden, um ihn über Mandelstams Situation zu informieren; vergebens versuchte O.M. ihn von der Nutzlosigkeit dieses Versuchs zu überzeugen; wir erzählten ihm sogar die Geschichte mit den Hosen: Als O.M. aus der von Wrangel besetzten Krim über Georgien zurückkehrte, wurde er zweimal verhaftet und kam mehr tot als lebendig, ohne warme Kleidung in Leningrad an. Damals konnte man keine Kleider kaufen, sie wurden nur gegen Berechtigungsschein ausgegeben. Die Berechtigungsscheine für die Kleidung der Schriftsteller mußten von Gorkij befürwortet werden. Als man ihm die Bitte vortrug, Mandelstam eine Hose und einen Sweater zuzuteilen, strich Gorkij die Hose aus und sagte: „Er muß ohne sie auskommen.“ Das zeugte von Gorkijs feindlicher Haltung gegenüber einer ihm fremden Literaturströmung.“

 

Alkohol? Pfarrer? Ehekrise?

Am Montag beginnt die schlimmste Zeit des Jahres: Die Bundesligen machen über 100 (e i n h u n d e r t !!!) Tage Pause ! Wie soll ich das überstehen ? Mir jeden Abend die Hucke vollsaufen ? Jeden Tag zur Beichte gehen ? (da gäbe es viel zu erzählen) Wenn ich auf einmal anfange, mit meiner Frau nach dem Abendessen Gespräche zu führen, wird sie den Arzt rufen. Ich schaue keine Western und Krimis und Talk-Shows mehr und Pornos sind mir verboten. Ich bin verzeifelt ! Auf jeden Fall werde ich mit dem DFL-Chef Seifert sprechen und verlangen, dass zukünftig maximal vier Wochen Pause eingelegt werden und dass Weihnachten und Sylvester durchgespielt wird – das machen die Engländer doch auch. Ich plädiere für eine Aufstockung beider Bundesligen auf 22 Teams, so haben wir incl. Pokal 45 bis 50 Spiele – das bringt uns viele englische Wochen und Montagsspiele ! Die reichen Clubs können für ihre Europa-Wettbewerbe vierzig Spieler verpflichten, so dass sie bis zu 70 Spiele im Jahr überstehen (und damit viel Geld machen !) Wenn ich die dritte Liga in meine Planungen einbeziehe und die Spielpläne weiter entzerrt werden, dann kann ich j e d e n Abend Fußball schauen und die Wochenenden komplett mit Fußball zubringen. Vor- und nachmittags gibt natürlich noch die Möglichkeit, mir Bundesligaaufzeichnungen anzuschauen (aber das mache ich nicht jeden Tag !) In der dann kürzeren Fußballpause werde ich mich mit viel Einfühlungsvermögen meiner Gattin widmen !

Fußball ist die wichtigste gesellschaftspolitische Institution ! Millionen Rentner würden verzweifeln und frustriert die AfD wählen, wenn sie ihren Fußball nicht hätten. Kinder, Jugendliche, immer mehr Frauen und Familien gehen in die Stadien und freuen sich und singen oder sitzen vor dem Fernseher; einige tausend Fußballkneipen sind voller Fans und alles bleibt friedlich. Wir normalen Männer wollen nur Fußball schauen und in Ruhe gelassen werden. Und von China bis Brasilien ist das genau so! Wir reden von fast zwei Milliarden Menschen, die sich am Fußball erfreuen – davon 99,9 Prozent ohne Gewalt !

Fußball ist auch eine sehr wichtige soziale Institution ! Darauf komme ich zurück.

 

Ich liebe Europa !

Aleida Assmann: „Das Wachstum der europäischen Allianz erweist sich als die große friedenspolitische Erfolgsgeschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diese Perspektive gilt es aber erst noch in den Köpfen und Herzen der Europäer zu verankern.“

Angela Merkel: „Mein Ziele ist es, daß man in der Welt weiß: Europa agiert außenpolitisch mit einer Stimme. Europa soll sich als wirtschaftsstarker Kontinent präsentieren, der bei den Innovationen, die entscheidend für unseren Wohlstand sind, an der Spitze steht. Europa soll wahrgenommen werden als starke Stimme im Konzert der globalen Akteuere, wenn es um die Bewahrung der Schöpfung und um den Klimaschutz geht. Es soll klar sein, daß wir wertegebunden handeln und uns an den Menschenrechten orientieren, dass wir die Kraft sind, die den Multilateralismus stärkt.“

Den linken und rechten und populistischen Parteien steht die Europäische Union im Weg, weil sie nur in einer mit Massenarbeitslosigkeit verbundenen Wirtschaftskrise an die Macht kommen können und weil Kriege wie 1914/1918 und 1939/1945 die gnadenlosen Kommunisten und Nationalisten an die Macht spülen.

Ein vereintes und wirtschaftlich erfolgreiches und rechtsstaatliches Europa muß mit einer einheitlichen Außenpolitik (Europa-Außenminister !) und einer einheitlichen Verteidigungspolitik mit allen Ländern der Welt Friedensverträge schließen und einen Nicht-Angriffspakt vereinbaren und wir müssen mit allen Ländern der Welt langfristig/verbindliche Handelsvereinbarungen treffen.

Europa wird seine Entwicklungshilfe gemeinsam noch effizienter gestalten und hunderten Millionen Menschen in armen Ländern ein besseres Leben und eine selbst gestaltete Zukunft ermöglichen.

Europa ist eine Erfolgsgeschichte. Das heißt natürlich nicht, dass alles perfekt ist und wir nur noch unsere Hymnen singen. Wir müssen hart arbeiten, unsere Politiker unterstützen und vieles verbessern. Z.B. brauchen wir eine Kapitalmarktunion, die Wachstum und Stabilität in der EU als Ganzes fördert. Zusammen mit der Bankenunion würde die Kapitalmarktunion eine „Finanzierungsunion für Investitionen und Innovation“ begründen; das wäre ein entscheidender Schritt hin zur Vollendung unserer Wirtschafts- und Währungsunion.

Schließlich müssen Leute wie ich mit ihren dämlichen Vorurteilen Schluss machen ! Woher kommen z.B. meine antipolnischen Ressentiments ? Obwohl ich mir einbilde, ein begeisterter Europäer zu sein und obwohl ich mir bisher eingebildet habe, die deutsche und damit auch die deutsch/polnische Geschichte des 20. Jahrhunderts mit all den Verbrechen gut zu kennen – trotz allem gab es bisher kein Land in Europa, das ich weniger mochte als Polen. Eine Liste meiner Vorurteile:

Polen hat den Nazis bei der Ermordung polnischer Juden geholfen. Polen hat sich danach den Sowjets unterworfen und mit Stalin gemeinsame Sache gemacht. Polen hat sich 1989 mit Inbrunst in die Hände der Amerikaner begeben und ist seitdem die Speerspitze des antirussischen Kampfes. Polen hat nach 9/11 für die Amerikaner und gegen Bezahlung Folterlager betrieben, die glasklar internationales Recht gebrochen haben. Die Außen- und Militärpolitik Polens gegenüber Russland ist aggressiv. Polen hat nicht nur die deutschen Ostgebiete „kassiert“ und Vertriebenen Gewalt angetan, Polen verlangt Jahrzehnte nach dem Krieg und ohne Rechtsanspruch von Deutschland Reparationen. Polen weigert sich, Flüchtlinge aufzunehmen.

Es bedurfte eines Zeitungsartikels (FAZ), der mich wach rüttelte und mich beschämte, weil ich die meisten Fakten dieses Artikels kannte und verdrängt hatte: Im 2. Weltkrieg sind sechs Millionen Polen, davon drei Millionen jüdische Polen, von deutschen und zu einem kleineren Teil von sowjetischen Verbrechern massakriert worden. Die Gestapo hat auf der Jagd nach polnischen Partisanen hemmungslos gewütet; Beispiel: Zu dem Bauern Erasmus kommt die Gestapo und fragt nach Partisanen; Erasmus schweigt; die Gestapo bringt den Sohn um; Erasmus schweigt und sie bringen die Tochter und dann die Frau um. Zitat: „Meine damals dreizehnjährige Mutter und meine Großmutter brachten unter der Kleidung verstecktes Essen zu verhungernden Juden; meine Mutter wusste, dass sie sterben würde, wenn die Deutschen etwas merkten.“ Dann kamen die Sowjets und Stalin ließ zehntausende Polen ermorden, nur weil sie Intellektuelle, Offiziere oder Beamte waren.

Nach dem FAZ-Artikel erinnerte ich mich plötzlich an das Buch „Das wunderbare Überleben“ von Wladyslaw Szpilmann (mit einem wichtigen Vorwort von Wolf Biermann); diese Buch muss jeder lesen, der etwas über d i e Polen erfahren will.

Irgendwo habe ich gelesen, dass wir Europäer uns immer an das Leid unserer Nachbarn erinnern müssen !!!

 
 
 

Kunst – Eunuchen

Der Journalistin Nicole Zepter ging es dermaßen auf die Nerven, wie meinungslos Kunst heute abgenickt wird und für wie dumm Ausstellungsmacher ihr Publikum verkaufen, daß sie ein Buch für mehr Ablehnungsbereitschaft geschrieben hat: „Kunst hassen“. Zepter sagt in einem FAZ-Interview: „Lächerlich finde ich vor allem immer das absurde Zusammenspiel von Pressetext und Kunst: „Dwyers Interesse gilt seit mehreren Jahren dem Okkulten“ und man schaut auf zusammengebundene Strumpfhosen und Luftballons.“ „Kunst ist Pop ist ein Event – für schöne, reiche oder zumindest bekannte Menschen.“ „Im Museum ist alles auf Einschüchterung angelegt: der sakrale Bau, die überhöhte und gleichzeitig total hohle Sprache usw. Die eigene Urteilskraft wird einem da total abgesprochen.“

Die berühmte Sopranistin Elisabeth Schwarzkopf: „In Wien soll es eine „cosi fan tutte“ – Aufführung gegeben haben, wo alle Rollen mit schwulen Männern besetzt waren – da dürfte man eigentlich nur davonlaufen und versuchen, sich ein Beispiel an den Chinesen und Japanern zu nehmen. Denn die haben den Sinn für die Musik und nicht für den ganzen Zauber, der sich bei uns abspielt. Dieser „Zauber“ ist ein verbrecherisches Hirngespinst. Es ist wirklich eine Krankheit, die die deutsche Kunst einmal ausrotten wird. Ich bin ja selbst aus dem Theater gerannt in Salzburg bei den Festspielen, mit knapper Not habe ich es bis zur Pause ausgehalten.“

Luc Bondy: „Wenn das Theater nur noch politischen und sozialen Bedürfnissen in die Hände spielt, geht es zugrunde.“

Nikolaus Harnoncourt: „Ich finde, Künstler soll man nicht um politische Meinungen fragen – die sind genau so blöd wie andere auch.“

Der Theaterkritiker des „New Yorker“ Hilton Als: „Nach einer Weile hatte ich das Gefühl, der Vorführung einer absonderlichen Art von Gymnastik zuzusehen – Gymnastik mit Geplapper. Und dann verstand ich. Der Regisseur war schuld. Für ihn waren seine Ideen das wichtigste, nicht das Stück und nicht die Schauspieler.“

„Mir geht es darum, alle zu erreichen, auch Menschen, die wegen ihrer Herkunft und Bildung nur selten bewegende kulturelle Erlebnisse erfahren. Nicht alles, was kompliziert ist, ist Kunst. Oft ist das Klare, Verständliche, Einfache die größere Kunst. Elitäre Intellektuelle hören das nicht gerne, denn sie benutzen ihre angebliche Vorliebe für die sogenannte Hochkultur als Statussymbol.“ (Fundstück)

Liebe Leser, eigentlich könnten wir Normalos tollerant sein und diesen selbst ernannten Künstlern überlassen, wie sie ihr Leben gestalten. Aber vor allem zwei Aspekte sprechen dagegen:

= Wir Steuerzahler finanzieren diese Kulturbranche jedes Jahr mit einem hohen Milliardenbetrag; genauer kann ich die Subventionen nicht beziffern, weil das die Kunst-Eunuchen mit allen möglichen Tricks verhindern. Ich weiß von einer Großstadt mit 300.000 Einwohnern, daß sich die jährlichen Subventionen (incl. Theater, Konzerthaus, sogenannte Skulpturen-Ausstellungen etc.) auf über 100 Millionen Euro p.a. belaufen, wenn alle Kosten wie Baukosten, Altersversorgung, Werbung usw. usw. eingerechnet werden. Natürlich haben alle Bundesländer und der Bund und die EU neben den Gemeinden und Städten jeweils eigene hohe Kulturetats. So hat „European Cultural Foundation“ ihren mit 25.000 Euro dotierten „ECF Princess Margriet Award“ für Kultur an die ägyptisch-britische Schriftstellerin und politische Aktivistin Ahdaf Soueif vergeben. Soueif ist eine fanatische Gegnerin Israels; ihre Geschichten pendeln zwischen antisemitischen Klischees und verschwörungstheoretischer Paranoia.

= Die Kunst-Eunuchen missachten unsere Gesetze und unabdingbare moralische Prinzipien. Zwei Beispiele:

  • Der sogenannte Regisseur Volker Lösch liess seine Schauspieler bei einer Aufführung in Dresden im Chor zur Liquidierung christdemokratischer Politiker aufrufen und in Hamburg mussten Löschs Schauspieler bei einer „Marat“ – Aufführung die Namen Hamburger Millionäre verlesen, um die Kluft zwischen Arm und Reich anzuklagen.
  • Der „Künstler und Philosoph“ Philippe Ruch und sein „Zentrum für politische Schönheit“ inszenierte ein Stück, mit dem der „Nazi – Teufel“ aus dem Leib des rechtsliberalen Journalisten Roger Köppel getrieben werden sollte; nach der Aufführung inszenierte Ruch eine Prozession vor das Privathaus Köppels, zu der man stinkende Fische mitbringen sollte.

Seine Hetze als (subventionierte) Kunst zu bezeichnen, das würde selbst einem Vogelschiss-Hetzer wie Gauland nicht einfallen.

Fortsetzung folgt.