Wäre ich dabei gewesen…..

wenn ich in Omaha in einer Familie aufgewachsen wäre, die mir von Kindesbeinen an die Minderwertigkeit und Gefährlichkeit der „Nigger“ vermittelt hätte – genau so wie meine Freunde bei den Boy-Scouts und der Pfarrer bei der sonntäglichen Predigt ? Hätte ich auch gelacht und mich gefreut ?

Ich bin fest davon überzeugt, dass die ererbten Gene keine Bedeutung haben. Ab der ersten Lebensminute werden wir von unserem Umfeld geprägt, vom Verhalten und sogar vom Geruch der Mutter, von Lärm, Streit, Gewalt, Warmherzig- und Geborgenheit, von den Verhältnissen in Kindergarten und Schule; bringt uns jemand bei, wie wir als Kind mit Konflikten und Widerspruch und Niederlagen umgehen ? Spätestens bis zur Pubertät ist die seelische und charakterliche und moralische Entwicklung abgeschlossen.

Haben die Philosophen mit ihrer folgenden Meinung recht: „Der Mensch ist mit Vernunft ausgestattet; er ist Leben, das sich seiner selbst bewußt ist. Er besitzt ein Bewußtsein seiner selbst, seiner Mitmenschen, seiner Vergangenheit und der Möglichkeiten seiner Zukunft. Dieses Bewußtsein seiner selbst als einer eigenständigen Größe, das Gewahrwerden dessen, daß er eine kurze Lebensspanne vor sich hat, daß er ohne seinen Willen geboren wurde und gegen seinen Willen sterben wird, daß er vor denen, die er liebt, sterben wird (oder sie vor ihm), daß er allein und abgesondert und den Kräften der Natur und der Gesellschaft hilflos ausgeliefert ist – all das macht seine abgesonderte, einsame Existenz zu einem unerträglichen Gefängnis. Er würde dem Wahnsinn verfallen, wenn er sich nicht aus diesem Gefängnis befreien könnte – wenn er nicht in irgendeiner Form seine Hände nach anderen Menschen ausstrecken und sich mit der Welt außerhalb seiner selbst vereinigen könnte.“ Kommentar: Also würde der junge Mann in Omaha, der nicht abgesondert dem Gefängnis der Einsamkeit ausgeliefert sein will, keine andere Wahl haben, als mitzumachen ? Wenn man diese Frage noch einige moralische Stufen tiefer legt, kommt man unweigerlich auf den deutschen Judenmord.

Über Konfuzius liest man: „Wie bei Sokrates ist auch bei Konfuzius die Erkenntnis des Guten der erste Schritt zur Sittlichkeit. Jeder stellt Ansprüche an den Staat, an den Fürsten oder an die Gesellschaft. Wichtig ist jedoch die Gegenseitigkeit. Pflicht eines jeden ist, mit der Bestätigung der Sittlichkeit bei sich selbst anzufangen, nicht an andere Ansprüche zu stellen, sondern an sich selbst, und das Ideal durch Selbsterziehung zu erreichen.“ Meine Frage an Konfuzius wäre: „Kann man diese Pflicht auch jemandem abverlangen, der von Kindesbeinen an mit brutaler rassistischer Ideologie indoktriniert wurde ? „

Wir Menschen sind zu allem fähig. Lange habe ich geglaubt, wir Deutsche hätten aus dem Massenmord an den Juden gelernt und eine Wiederholung sei völlig ausgeschlossen. Nach der Wiedergeburt des Nationalismus und des Rassismus glaube ich das nicht mehr.

 
 

Europa ist unsere Zukunft

„Wir müssen selbst über unsere Zukunft entscheiden und brauchen als Europäer mehr Souveränität. Dafür müssen wir kämpfen und jede Generation muss sich auf ihre eigene Art und Weise einbringen. Zwischen unseren Völkern müssen alle Generationen einander immer wieder aufs Neue die Hand reichen und ihre Zurückhaltungen und Hemmnisse überwinden.

Am 5. September 1914 starb der französische Philosoph und Dichter Charles Péguy durch einen Kopfschuss auf dem Schlachtfeld in Villeroy, als er seine Kompanie zum Angriff führte. Der Legende nach soll er wenige Tage zuvor aus der Ferne von dem jungen deutschen Dichter Ernst Stadler, der in Colmar geboren wurde, erkannt worden sein. Ernst Stadler hatte die Gedichte von Péguy ins Deutsche übersetzt. Der junge Deutsche ließ Péguy eine Nachricht zukommen, die dieser auch nach stundenlangem Bemühen nicht entziffern konnte. Er soll darauf geantwortet haben: „Werter Freund, ich verstehe Ihre Worte nicht, aber ich liebe Sie.“ Am 30. Oktober 1914 fiel Ernst Stadler inYpres. Er war 31 Jahre jung. Und genau darin liegt unsere Geschichte: In diesen Tragödien, geprägt von Hoffnung und Verbundenheit.

Kurz vor seinem Tod hatte Ernst Stadler seinen Band „Der Aufbruch“ herausgebracht, in dem diese Verse voller Menschlichkeit zu lesen sind:

„Vielleicht würden uns am Abend Siegesmärsche umstreichen, vielleicht lägen wir irgendwo ausgestreckt unter Leichen. Aber vor dem Erraffen und vor dem Versinken würden unsre Augen sich an Welt und Sonne satt und glühend trinken.“

Und damit auch unsre Augen sich an Welt und Sonne satt und glühend trinken können, haben unsere Vorfahren ihr Leben geopfert. Ja, es stimmt, dass Europa nicht immer in allem ein Vorbild ist. Aber heute zeigt Europa der Welt, wozu die Menschheit imstande ist, wenn die Hoffnung stärker als das Verhängnis ist, wenn die Freundschaft zwischen den Völkern stärker als der kriegerische Wahn ist, wenn wir entscheiden, dass morgen besser als gestern sein wird.“ (Fundstück)

 

Sparschwein

Liebe Leser, zur Zeit sind die Möglichkeiten für Häuslebauer so günstig wie nie zuvor. Schon für ein Prozent können Sie ihre Eigentumswohnung oder ein Haus finanzieren; wenn Sie einen festen Job mit einem guten Gehalt haben, dann püfen Sie die diversen Angebote; bei manchen Anbietern geht es sogar ohne Eigenkapital.

Ansonsten gibt es jetzt und auf absehbare Zeit nur eine Empfehlung: Aktien! Allen Krisen und allem Krisengerede zum Trotz wird die Weltwirtschaft weiter wachsen. Die Weltbevölkerung nimmt weiterhin deutlich zu. Die technologische Entwicklung wird in den Entwicklungsländern für hohe Zuwachsraten sorgen. Und Krisen wie im Nahen Osten oder durch den Handelskrieg können zwar immer wieder für Rückschläge sorgen, aber sehr große und solide finanzierte Unternehmen haben schon zwei Weltkriege überstanden und stehen heute besser da, als je zuvor. Deshalb plädiere ich bei einer langfristigen Geldanlage für große weltweit tätige Unternehmen, die eine gute Dividendenrendite haben und deren Aktienkurs sich langsam aber stetig nach oben bewegt. Bitte denken Sie immer an die Gebühren und Kosten, bei denen Sie auf lange Sicht bei einer Direktbank einige tausend Euro einsparen können und denken Sie daran, dass es steuerbegünstigte Aktiensparpläne gibt. Meine Empfehlungen:

  • Die großen Energiekonzerne sind z.Zt. sehr preiswert, weil wir Angst davor haben, dass in einigen Jahren wegen der E-Mobilität kein Öl mehr gebraucht wird. E-Autos werden vor allem in den entwickelten Ländern stark zunehmen, aber wegen der stark anwachsenden Weltbevölkerung werden in zwanzig Jahren nach meiner Einschätzung mindestens so viel Benziner auf der Welt fahren wie heute. Außerdem haben die folgenden Konzerne schon lange begonnen, andere Geschäftsfelder zu beackern: BP macht einen Umsatz von 270 Milliarden Euro, ist sehr gut kapitalisiert und zahlt eine Dividende von 6,4 Prozent und der Konkurrent Royal Dutch hat 150 Milliarden Euro Cash-Bestand, hat vor Jahren British Gas übernommen und zahlt eine Dividende von 6,3 Prozent. Der spanische Konzern Repsol produziert und vertreibt erneuerbare Energien und Öl und Gas und diversifiziert in Verpackungskunststoffe und in Med-Tec und hat große Niederlassungen in Bolivien und USA; die Aktie ist mit einem KGV von 7,6 sehr preiswert und wirft eine Rendite von 6,8 Prozent ab.
  • Nach wie vor vermute ich, dass die großen Banken in Europa sich erholen werden; die Dividendenrenditen von z.B. ING bzw. Societè Generale sind sehr hoch !
  • Ein „gefallener Engel“: Die Autobranche hat harte Jahre hinter sich und auch noch vor sich; der französische Konzern Renault kann ein Lied davon singen – ist aber meines Erachtens viel zu hart abgestraft worden. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt bei 4,7 und ist extrem niedrig und die Dividende bringt eine Rendite von 8,2 Prozent! Auf Sicht von zwei Jahren kann der Kurs um über 50 Prozent zunehmen.
  • Die deutschen Industrieunternehmen werden z.Zt. aus verschiedenen Gründen abgestraft; davon sind auch sehr solide und m.E. auch in Zukunft erfolgreiche Firmen betroffen: Salzgitter, Dürr, Jungheinrich, Heidelberg Zement; auch hier könnten die Kurse in den nächsten zwei Jahren über 50 Prozent ansteigen.
  • Und schließlich meine Dauerempfehlungen: Allianz (Rendite 4,3 Prozent bei guten Kurschancen) und AXA (Rendite 5,6 Prozent bei sehr guten Kurschancen).

Meine Empfehlungen sind honorarfrei aber auch ohne Gewähr.

 

Thomas Bugnyar über das Sozialverhalten von Raben

Raben knüpfen auf ähnliche Weise Beziehungen wie wir Menschen. Sie schließen Freundschaften und Partnerschaften. Mit denen verbessern sie ihren Alltag. Das kann im netten Sinne sein, dass man sich zusammentut, aber auch, dass man zwischendurch andere betrügt. Raben versuchen nämlich nicht nur, Freunde zu gewinnen oder ihre eigenen Freundschaften stabil zu halten, sondern auch zu verhindern, dass andere Freundschaften knüpfen können. Sie mischen sich bei anderen ein. Das kennt man gut vom Menschen: Wir schauen nicht nur auf das, was uns selbst betrifft, sondern auch auf das, was andere machen, und versuchen dann, in unserem Sinn etwas zu ändern. Der Rabe hilft uns zu verstehen, warum gerade beim Menschen das Sozialverhalten, das taktische Vorgehen und Freundschaften-Schließen so wichtig ist.

Wenn zwei streiten, kommt ein Dritter, der den tröstet, der gerade verprügelt wurde. Das heißt, dass er gerade in der Not nett zu ihm ist. Man kann tatsächlich behaupten, dass Raben eine Art Einfühlungsvermögen haben; wir müssen das weiter erforschen. Ein Beispiel: Es gibt eine Prügelei. Der Verlierer versucht, zu entkommen – er setzt sich in die hinterste Ecke der Voliere und versteckt sich, lässt den Kopf hängen, plustert sich auf, ist manchmal auch körperlich verletzt. Unmittelbar nach der Prügelei kommt dann ein anderer Rabe, der nicht beteiligt war, setzt sich ganz nah an den Verprügelten und berührt ihn vorsichtig; wenn der das akzeptiert, fängt er an, ihn zu kraulen; meist wird der Nacken gekrault, weil der Rabe selbst dort nicht hinkommt. Nach ein paar Minuten entspannt sich der Getröstete, kommt zurück in die Gruppe und verhält sich wieder normal. Man kann definitiv sagen, welcher Rabe nach einer Prügelei kommt und tröstet: Das ist immer der beste Freund. Raben brauchen nicht viele enge Freunde, sondern ein paar, die richtig gut sind. Und diese Freundschaften halten auch durchaus lange.

Raben-Beziehungen brechen aber auch immer wieder auf, z.B. wenn es plötzlich einen absolut starken und sexy Typ gibt, verlässt man seinen Freund oder seine Freundin. Dann gibt es noch die Einmischung von anderen, wenn die keine Ruhe geben: Wenn zwei Raben zusammen sind und andere stören die Beziehung, suchen die beiden sich irgendwann einen anderen Partner – auch wegen unterschiedlicher Interessen. Umgelegt auf Menschen würde das heißen, dass einer lieber am Fußballplatz ist und der andere in der Disco.

Raben verhalten sich vorausschauend; sobald sich zwei Raben freundschaftlich annähern, fangen die anderen schon an, sich einzumischen. Das Interessante dabei ist, dass es wirklich um etwas geht, das die Zukunft betrifft: „Nein, ich mag nicht, dass du dieses oder jenes tust, weil das für mich später Folgen haben wird.“

Auffallend ist, wenn man nach der Erforschung der Raben wieder mit anderen Menschen zu tun hat oder in der Freizeit mit Freunden, dann bemerkt man schnell die gleichen Muster im Verhalten; das gilt auch für verschiedene Charaktere: Der eine ist der Boss, der andere ist zu allen nett, der nächste versucht es mit „Ach, ich bin so toll !“. Da gibt es Parallelen.

Der Rabe betrügt auch seine Artgenossen, indem keine oder falsche Informationen weitergegeben werden. Sie können zum Beispiel sehr gut verheimlichen, wenn irgendwo gutes Futter ist; das machen sie allerdings nicht oft, und wenn, sehr gezielt. Wenn einer öfter täuschen würde, bekäme er schnell den Ruf, dass man ihm nicht trauen kann und er würde ignoriert. Wenn es um Beziehungen geht, versuchen Raben aber eher, den Zuverlässigen zu spielen.

(Aus einem Interview in der FAZ)

 

Kurz und interessant

= „Wie will Deutschland mit Kriegen umgehen, die gegen einen terroristisch agierenden Gegner inmitten der Zivilbevölkerung geführt werden müssen ? Die ehrliche Beantwortung dieser Frage steht bis heute aus. Die postheroische Gesellschaft hat keinen Bezug zu den Realitäten, die außerhalb ihrer moralischen Wahrnehmungen liegen.

Willst du den Frieden, dann lerne den Krieg verstehen – von dieser notwendigen Erkenntnis sind wir weit entfernt.“ (Christian Trull)

= Kennenlernen mit Gewalt: P a v i a n e : Einschüchterung geht der Paarung voraus.

= Sprachkürze gibt Denkweite.

= Das ist das Dilemma dieser Welt, die Dummen sind so sicher und die Gescheiten voller Zweifel.

= Für die Rentenkasse der französischen Eisenbahner, die mit 52 Jahren in Rente gehen, überweist der Staat jährlich drei Milliarden Euro.

= „Demokratie ist gewiss ein preisenswertes Gut. Rechtsstaat aber ist wie das tägliche Brot, wie Wasser zum Trinken und Luft zum Atmen, und das beste an der Demokratie ist, dass gerade sie geeignet ist, den Rechtsstaat zu schützen.“ (Fundstück)

Indien, wo die Stabilität der Demokratie verbesserungswürdig ist, verfügt über das Oberste Gericht, das nachweislich unabhängig ist und das jedem Druck – aus welcher Religion oder Partei auch immer – widersteht. So hat der muslimische Vertreter im Obersten Gericht der Gleichstellung von Homosexuellen ebenso zugstimmt wie die Mehrheit der Hindus die säkulare Verfassung und die säkularen Entscheidungen der Richter akzeptieren.

= Superbatterien, mit denen Elektroautos mehr als 1000 Kilometer fahren können und die preiswert sind, sich schneller aufladen lassen und bei denen die Brandgefahr gebannt ist: Das brauchen wir für die E-Mobilität und daran arbeiten 80 Entwickler auf dem ehemaligen Betriebsgelände von Siemens in der Kleinstadt Bruchsal bei Karlsruhe.

= VW verkaufte im letzten Jahr 80.000 Elektroautos – davon die Hälfte vollelektrische Fahrzeuge. In drei Jahren – also zwei Jahre früher als zunächst geplant – sollen eine Million E-Autos vom Band rollen.

= Werbung bei der Super-Bowl in den USA kostet 5,6 Millionen Dollar für dreißig Sekunden.

= Die Mächtigen aller Zeiten haben Religionen immer nur als bequemes Mittel benutzt, um die Massen im Zaum zu halten. Mit dem Christentum funktioniert das nicht mehr – mit dem Islam in einigen Ländern sehr wohl.

= „Es ist höchste Zeit, dass die Linksliberalen eine Spitzkehre machen und sich wieder zu ihren Kernprinzipien bekennen: Solidarität und gleiche Chancen für alle.“ (Mark Lilla New York)

= Süddeutsche Zeitung: „Die amerikanische Wissenschaftlerin Kristen Ghodsee ist überzeugt, dass Frauen im Sozialismus besseren Sex hatten.“ Bitte – bitte: Erich Honecker komm zurück !!!

= Zwei von drei Virenstämmen, die Kinderlähmung verursachen, sind offiziell aus der Natur getilgt. Jetzt existiert nur noch Typ 1. Um die Krankheit komplett auszurotten und Neuerkrankungen zu verhindern, muss noch weiter geimpft werden. (Weltgesundheitsorganisation)

= Apple-Chef Tim Cook hat im „Guardian“ Angela Merkel zur Person des Jahrzehnts gekürt. Mit ihrer stillen Kraft und Würde zeige sie uns jeden Tag, warum wir uns für Optimismus entscheiden sollten.

 
 

Deutschlands unseriöseste Zeitschrift.

Ganz nach dem Motto „Was interessiert mich mein dummes Geschwätz von gestern“ kündigt dieses abgebrühte Blatt im Februar 2018 den Totalverlust in zwei Jahren an und zwei Jahre später ist von 2583 Prozent Plus im DAX und von „praktisch Null Risiko“ und von „superstabil“ und „krisensicher“ die Rede. Als Beweis wird ein „EU-Insider“ erfunden.

Und populistische Hetze gegen die Bundesregierung verkauft sich offensichtlich auch gut: Unser Geld auf der Bank ist schon seit Februar 2018 in a k u t e r Gefahr. Und die Bundesregierung betrügt ihr Volk, weil sie das Problem verschweigt.

Das ist alles erstunken und erlogen – aber die AfD wird sich für die Propaganda bedanken.

 
 

B. Brecht: Legende von der Entstehung des Buches Taoteking auf dem Wege des Laotse in die Emigration

1 Als er siebzig war und war gebrechlich, drängte es den Lehrer doch nach Ruh, denn die Güte war im Lande wieder einmal schwächlich, und die Bosheit nahm an Kräften wieder einmal zu. Und er gürtete den Schuh.

2 Und er packte ein, was er so brauchte: Wenig. Doch es wurde dies und das. So die Pfeife, die er immer abends rauchte, und das Büchlein, das er immer las. Weißbrot nach dem Augenmaß.

3 Freute sich des Tals noch einmal und vergaß es, als er ins Gebirge den Weg einschlug. Und sein Ochse freute sich des frischen Grases, kauend, während er den Alten trug. Denn dem ging es schnell genug.

4 Doch am vierten Tag im Felsgesteine hat ein Zöllner ihm den Weg verwehrt: „Kostbarkeiten zu verzollen?“ – „Keine.“ Und der Knabe, der den Ochsen führte, sprach: „Er hat gelehrt.“ Und so war auch das erklärt.

5 Doch der Mann, in einer heitren Regung, fragte noch: „Hat er was rausgekriegt?“ Sprach der Knabe: „Daß das weiche Wasser in Bewegung mit der Zeit den mächtigen Stein besiegt. Du verstehst, das Harte unterliegt.“

6 Daß er nicht das letzte Tageslicht verlöre, trieb der Knabe nun den Ochsen an. Und die drei verschwanden schon um die schwarze Föhre, da kam plötzlich Fahrt in unsern Mann, und er schrie: „He, du! Halt an !

7 Was ist das mit diesem Wasser, Alter ?“ Hielt der Alte: „Interessiert es dich ?“ Sprach der Mann: „Ich bin nur Zollverwalter, doch wer wen besiegt, das interessiert auch mich. Wenn du´s weißt, dann sprich !

8 Schreib mir´s auf ! Diktier es diesem Kinde ! So was nimmt man doch nicht mit sich fort. Da gibt´s doch Papier bei uns und Tinte, und ein Nachtmahl gibt es auch: Ich wohne dort. Nun, ist das ein Wort ?“

9 Über seine Schulter sah der Alte auf den Mann: Flickjoppe. Keine Schuh. Und die Stirne eine einzige Falte. Ach, kein Sieger kam da auf ihn zu. Und er murmelte: „Auch du ?“

10 Eine höfliche Bitte abzuschlagen, war der Alte, wie es schien, zu alt. Denn er sagte laut: „Die etwas fragen, die verdienen Antwort.“ Sprach der Knabe. „Es wird auch schon kalt.“ „Gut, ein kleiner Aufenthalt.“

11 Und von seinem Ochsen stieg der Weise, sieben Tage schrieben sie zu zweit. Und der Zöllner brachte Essen (und er fluchte nur noch leise mit den Schmugglern in der ganzen Zeit). Und dann war´s so weit.

12 Und dem Zöllner händigte der Knabe eines Morgens einundachtzig Sprüche ein, und mit Dank für eine kleine Reisegabe, bogen sie um jene Föhre ins Gestein. Sagt jetzt: Kann man höflicher sein ?

13 Aber rühmen wir nicht nur den Weisen, dessen Name auf dem Buche prangt ! Denn man muß dem Weisen seine Weisheit erst entreißen, darum sei der Zöllner auch bedankt: Er hat sie ihm abverlangt.

 

Zur aktuellen Lage

= Zur angeblichen Benachteiligung von Frauen in der Wirtschaft: Der Frauenanteil im ersten Ausbildungsjahr des Gesundheitswesens beträgt fast 90 Prozent, im Sozialwesen 85 Prozent, im Bereich Informatik 7 Prozent und im Bereich Ingenieurwesen und Technik 6,5 Prozent.

Trotzdem verlangen Frauenversteher-Medien wie die ZEIT oder die Süddeutsche Zeitung 50/50-Quoten bei der Besetzung von Vorständen und Chef-Positionen in allen Unternehmen.

= Der israelische Schriftsteller Yishai Sarid, der u.a. den Politthriller „Limassol“ geschrieben und der in der israelischen Armee gedient hat, äußert sich in der NZZ zum Irael-Palästina-Konflikt: „Wenn du in der Armee bist, musst du entscheiden: Arbeitest du mit, auch wenn das Ziel einer Armee oft ist, Menschen zu töten ? Ich entschied mich dafür, mit ihr zu arbeiten. Weil ich ein Patriot bin, ein Zionist, und weil ich denke, dass es wichtig ist, mein Land zu verteidigen. Ich habe niemanden mit meinen Händen getötet, aber ich war Teil des Systems. Was machst du, wenn du mit Raketen aus dem Gazastreifen angegriffen wirst und reagieren musst? Du weisst: Wenn du mit Artillerie oder Luftwaffe reagierst, werden palästinensische Kinder sterben. Terroristen verstecken sich unter den Zivilisten. Aber wenn du nichts tust, dann schützt du deine eigenen Landsleute nicht. Das sind existenzielle Fragen für Israel. Wenn Sie mich fragen, ob ich Antworten habe: Ich habe keine guten Antworten. Wir müssen Gewalt viel vorsichtiger einsetzen. Es muss das letzte Mittel sein – nicht das erste.“

Von der aktuellen Iran-Krise ist vor allem Israel betroffen: Die bis an die Zähne bewaffnete Hisbollah im Libanon und die Hamas im Gazastreifen werden von den iranischen Revolutionsgarden finanziert und gelenkt. Alle haben das öffentlich geäußerte Ziel, Israel dem Erdboden gleich zu machen. Man darf hoffen, dass die wirtschaftliche Krise den Iran zwingt, sich aus Syrien und dem Libanon und dem Gazastreifen zurückzuziehen und dass damit die Chancen auf erneute Friedensverhandlungen steigen. Russland hat relativ gute Beziehungen zu Israel und zur Türkei und dirigiert z.Zt. das militärische Vorgehen der syrischen Regierung. Das könnte dazu führen, dass die gesamte Region von islamistischen Terroristen befreit wird, dass Syrien befriedet wird und dass in Gaza und Libanon Fortschritte in Richtung Rechtsstaat und Deeskalation erreicht werden.

= Sind wir Deutsche noch zu retten ? Die ganze Welt beneidet uns für unsere erfolgreiche Wirtschaft, für die Schaffung von fünf Millionen neuen Arbeitsplätzen seit der Finanzkrise, für die drastische Reduzierung unserer Staatsverschuldung, für die weiter ausgebauten sozialen Leistungen für Familien, Rentner, Alleinstehende, für Kinder und Mütter und und und. Gestern hat der Finanzminister bekannt gegeben, daß wir in 2019 einen Überschuss von 19 Milliarden Euro erreicht haben. Nennen Sie mir ein einziges vergleichbares Land auf der Welt mit solchen Erfolgen ! Und wie reagieren unsere Medien ? Sie machen der Bundesregierung den lächerlichen und inkompetenten Vorwurf, zu wenig zu investieren. Ich bin dem Finanzminister und der Regierung dankbar, dass sie gleichzeitig Milliarden in Straßen und Autobahnen und Brücken und Bahnverbindungen und in die Stillegung von Kohlekraftwerken und in Schulen und Universitäten und in moderne Krankenhäuser und in erneuerbare Energien mit unterirdischer Verkabelung und in die E-Mobilität usw. usw. invstieren u n d die Staatsschulden reduzieren, damit wir bei der Wiederkehr einer großen Krise wie 2008 oder wie 1929 handlungsfähig sind und unser Land nicht den Radikalinskis von der Rechten und der Linken anheim fällt. Aus der Politik und den Medien kam auch der absolut notwendige Vorschlag, für zwei Bereiche die Steuern zu senken: Die Steuerbelastung für die mittleren Einkommen muss gesenkt werden ! Es ist ein Unding, dass mit 58.000 Euro Einkommen schon der höchste Steuersatz greift (bei Singles). Und die Steuerbelastung der Unternehmen muss gesenkt werden, weil die auf den Weltmärkten mit uns konkurrierenden Länder deutlich geringere Steuersätze für die Wirtschaft festgelegt haben.

Warum freuen wir Deutsche uns nicht über unsere Erfolge ? Sind wir mehrheitlich Idioten ? Warum wählen in diesen guten Zeiten Millionen die AfD oder die Linke ? Oder lassen wir uns von den dauerhaft ignoranten und destruktiven Medien zu sehr beeinflussen ? Warum stehen die Autoren Friedrich und Weik mit ihrem Buch „Der größte Crash aller Zeiten“ schon wieder auf Platz eins der Bestsellerliste, obwohl sie mit ihrem Bestseller „Der Crash ist die Lösung“ vor sieben Jahren schon mal den größten Blödsinn aller Zeiten verzapft haben (und damals empfohlen haben, unsere Ersparnisse in Obstgärten zu investieren) ?

Warum darf ein Ignorant wie Herr Professor Mayer in Deutschlands bester Tageszeitung FAZ seit Jahren seinen Müll verbreiten ? So schrieb Mayer z.B. im Februar 2019 „Das war`s mit dem Aufschwung. Brexit, Handelsstreit und falsche Politik werden zum Problem. Die deutsche Wirtschaft ist in bedrohlichem Zustand.“

Am 3. August 1914 schrieb Großbritanniens Außenminister Sir Edward Grey: „Jetzt verlöschen die Lichter in ganz Europa. Wir werden sie nie wieder brennen sehen.“ Grey hatte vor dem 1. Weltkrieg Grund für seinen Pessimismus, wobei das „nie wieder“ falsch war.

Was ist Ursache und Wirkung bei all diesem Krisengerede in unserem Land? Meine Überzeugung ist, dass inkompetente Medien mit ihrem Konzept, die Politiker und unsere Wirtschaft a u s s c h l i e ß l i c h negativ zu begleiten, sehr viel Schaden anrichten und unsere Demokratie gefährden – spätestens dann, wenn mal eine gravierende Krise kommt. Dazu noch ein Beispiel aus der Illustrierten „STERN“. Dort erschien im September ein mehrseitiger Artikel mit der Riesenschlagzeile „AUFSCHWUNG AM ENDE – Die Wirtschaft schrumpft, die Sorgen um Job und Wohlstand wachsen.“ Begründet wurde das mit Drohszenarien wie dem Klimawandel, dem Brexit, der Autorevolution, dem Kaschmirkonflikt, und dem Konflikt zwischen Japan und Korea.

Über andere Länder werden in unseren Medien immerhin schon mal gute Nachrichten verbreitet; so durfte ich gestern zu meiner Freude lesen, dass Portugal im vergangenen Jahr einen kleinen Haushaltsüberschuss erzielt hat. Das ist eine Sensation ! Portugal stand zu Zeiten der Finanzkrise vor dem Staatsbankrott und alle hochrangigen Experten-Volkswirte prangerten die Hilfen der EU als rausgeschmissenes Geld an und zogen über die Bundesregierung her. Und heute gab es sehr erfreuliche Nachrichten über Griechenland, wo „eine sehr stabile Regierung für Zuversicht sorgt.“ Griechenland war vor zehn Jahren „mausetot“ – so die Experten und ein Ausstieg aus dem Euro war angeblich nicht zu vermeiden. Heute zahlt Griechenland für seine Staatsanleihen weniger Zinsen als Italien und kann Schulden schneller als geplant abbauen.

= „Auf widerwärtige und rassistische Art diffamierend“ – so bezeichnete der Zentralrat der Sinti und Roma einen Fernsehbeitrag des Senders SAT1. Der Film heißt „Roma: Ein Volk zwischen Armut und Angeberei“ und zeigt Familien in Deutschland und Rumänien, die von kriminellen Sinti und Roma betrogen worden sind. Der Film fördert den stärker werdenden Antiziganismus von rechter Seite und „bedient das Arsenal der Vorurteile, die in Deutchland weit verbreitet sind“ und erfüllt den Tatbestand der Volksverhetzung.

= Die Iranerin Kimia Alisadeh gewann im August 2016 als erste Iranerin überhaupt eine Medaille bei Olympischen Spielen (Bronzemedaille Taekwondoka). Die iranische Regierung machte daraus einen Propagandafeldzug. Jetzt hat die bekannteste Sportlerin des Iran genug von den Gesetzen der Islamischen Republik. Vor ein paar Tagen ist sie mit ihrem Verlobten in die Niederlande imigriert und hat das auf Instagram wie folgt begründet: „Hallo, unterdrücktes iranisches Volk, auf Wiedersehen. Lasst mich nun frei meine zensierte Identität offenbaren. Ich bin keine Heldin – ich bin eine von Millionen unterdrückten Frauen in Iran; sie haben mich hingebracht, wo sie wollten; ich habe getragen, was sie mir sagten. Jeden Satz, den sie bestellten, sagte ich. Sie sind uns allen egal – wir sind ihre Werkzeuge. Es geht ihnen um die Medaillen, mit denen sich politischer Einfluss kaufen lässt. Und zugleich demütigen sie uns, sie sagen: Es schickt sich nicht für eine Frau, ihre Beine zu strecken. Liebes iranisches Volk, ich will nicht die Stufen der Korruption und der Lügen hinaufsteigen, aber ich bleibe ein Kind Irans, wo auch immer ich mich aufhalte.“ Schohreh Bajat, Schiedsrichterin bei der aktuellen Schach-WM der Frauen, hat ebenfalls entschieden, nicht in den Iran zurückzukehren; der iranische Schachverband hatte eine Entschuldigung für die laxe Art verlangt, wie sie ihr Kopftuch beim WM-Kampf getragen habe; außerdem solle sie ab sofort einen züchtigen Hidschab anlegen.

Wie kann man den unterdrückten, gedemütigten, hoffnungslosen, vergewaltigten und terrorisierten Menschen im Iran helfen, ohne einen Krieg zu beginnen ? Ich befürchte, dass die religiösen und militärischen Machthaber eher ihr Volk verhungern lassen, als nachzugeben und den Verlust ihres Milliardenvermögens zu riskieren.

 
 
 

Die Vertreibung der Deutschen

Die schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte sind in der Nazizeit von Deutschen begangen worden. Fast zehn Millionen Opfer (Juden, Sowjetische Kriegsgefangene, Behinderte, Zigeuner, Politiche Häftlinge, Zwangsarbeiter u.a.) sind a u ß e r h a l b der Kriegshandlungen zu beklagen.

Bis in die 1970er Jahre wurden diese Verbrechen weitestgehend ignoriert, geleugnet oder relativiert. Dann machten sich jüngere Historiker (auch aus dem Ausland) daran, das Versäumte nachzuholen.

Von Raoul Hilberg bis Götz Aly haben hunderte Forscher und ihre Unterstützer Millionen Dokumente ausgewertet; tausende Zeitzeugen und überlebende Opfer wurden befragt; Gerichtsverfahren halfen bei der Aufklärung.

Heute wird uns Deutschen von allen Seiten – auch aus dem Ausland – bestätigt, dass wir die Naziverbrechen seriös, wahrhaftig und unideologisch aufarbeiten und dokumentieren.

Von 1944 bis 1948 sind mindestens zwölf Millionen Deutsche aus den deutschen Ostgebieten vertrieben worden:

  • 3 200 000 aus Schlesien + 3 000 000 aus dem Sudetenland + 1 960 000 aus Ostpreußen + 1 430 000 aus Pommern + 1 160 000 aus Westpreußen und dem Baltikum + 760 000 aus Rumänien, Jugoslawien und Ungarn + 400 000 aus Ost-Brandenburg.
  • Mehr als 270 000 Deutsche wurden nach Russland deportiert und mussten unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten; viele von ihnen überlebten die Lager nicht oder waren für immer gezeichnet.

Sehr lannge sind die Verbrechen a n Deutschen nicht thematisiert oder erforscht worden, weil „das Leid der Opfer und ihrer Nachkommen Jahrzehnte lang unter der zentnerschweren Platte historischer Schuld Deutschlands begraben lag.“

Im Interesse der Opfer und ihrer Familien und im Interesse der Länder, aus denen die Deutschen vertrieben wurden und damit auch im Interesse einer unbelasteten Zukunft eines friedlichen Europas müssen wir diese „Platte“ beiseite räumen. Es ist endlich an der Zeit, die Vertreibung der Deutschen umfassend, seriös und ohne Rücksichtnahme auf polnische, tschechische und auch russische Legendenbildungen zu erforschen und zu dokumentieren und es ist überfällig, angemessene Erinnerungsorte zu schaffen. Mit einigen Zitaten möchten wir Ihnen die Bandbreite des Themas „Vertreibung“ näher bringen:

= „Selbst der bayerische Ministerpräsident kapitulierte 14 Jahre nach Unterzeichnung der deutsch-tschechischen Erklärung vor der Hartnäckigkeit, mit der die Tschechen an ihren Geschichtsmythen festhalten. Mit „Vereinen“ von ehemaligen tschechoslowakischen Staatsangehörigen (gemeint sind Vertriebene) spricht die Prager Regierung nach wie vor nicht, obwohl sich vor allem junge Tschechen mit den Massenmorden an Deutschböhmen nach dem Krieg auseinandersetzen.“ (B.Kohler)

= „Geboren wurde Hans-Jürgen Syberberg im vorpommerschen Nossendorf. Neun Kilometer entfernt liegt Demmin. Dort kam es 1945 nach dem Einmarsch der Roten Armee zu Massenvergewaltigungen und zum Abbrennen von Häusern. In der Folge brachten sich im wohl größten Massenselbstmord der deutschen Geschichte 1000 Menschen um.“ (Fundstück)

= Rüdiger Safranski auf die Aussage „Die Gegner sagen, Deutsche würden sich einen Opferstatus anmaßen, der ihnen nicht zusteht.“ : „Unsinn ! Die Kinder und Frauen, fast 90 Prozent der Vertriebenen, konnten keine Täter sein.“

= Mit den heute noch gültigen „Benes-Dekreten“ wurde das Vermögen „der staatlich unzuverlässigen Personen“ (gemeint sind Deutsche) entschädigungslos enteignet; sodann erfolgte der „Abschub“ (die Vertreibung). Das sogenannte „Rechtfertigungsgesetz“ von 1946 erklärt Gewaltverbrechen an Angehörigen der deutschen Minderheit, die bis zum 28. Oktober 1945 geschahen, für rechtmäßig.“

= „Eines der scheußlichsten Verbrechen, die damals begangen wurden, verübten Soldaten der tschechoslowakischen Armee in der Nacht vom 18. auf den 19. Juni 1945 an Heimkehrern aus Nordböhmen, deren Zug in Prerau angehalten hatte. Leutnant Pazùr und Politkommissar Smetana zwangen die Heimkehrer, die Waggons zu verlassen – angeblich, weil sich unter ihnen Nazis versteckt hätten. In dem Zug befanden sich ausschließlich Frauen, Kinder und alte Männer. Auf Pazùrs Wunsch hin stellte Eugen Surovcik, der Kommandant des 17. Preßburger Infanterieregiments, 20 Soldaten zur Verfügung; der örtliche tschechische Nationalausschuss ließ deutsche Zwangsarbeiter ein Massengrab ausheben. Dann befahlen die Soldaten den Karpatendeutschen, ihre Kleidung und ihre Wertsachen abzulegen, und trieben sie in kleinen Gruppen auf eine als Schwedenschanze bekannte Anhöhe, wo sie sie durch Genickschuss töteten. Kinder mussten zusehen, wie ihre Mütter liquidiert wurden, andere Kinder wurden vor den Augen ihrer Mütter ermordet. Auf die Frage, warum er auch die Kinder umbringen ließ, sagte Pazùr später: „Was sollte ich mit ihnen anfangen, da wir ihnen ja die Eltern erschossen hatten ?“ Die Leichen warfen die Soldaten in ein Massengrab. “ Weil aus diesem noch Stöhnen erscholl“, sagte ein Zeuge, „schossen sie mit ihren automatischen Waffen hinein.“ Dem Massaker fielen 265 Karpatendeutsche zum Opfer: 120 Frauen, 74 Kinder unter 14 Jahren und 71 Männer. Das jüngste Opfer war acht Monate alt, das älteste ein Mann von 80 Jahren. Die Habseligkeiten der Ermordeten teilten die Täter unter sich auf und schließlich wurde auch der Zug geplündert. Ähnliche Massaker wie in Prerau, mit manchmal noch mehr Toten, ereigneten sich in Aussig, beim Brünner Todesmarsch, in Postelberg und in zahlreichen anderen Orten Böhmens und Mährens. Das Massaker von Prerau war jedoch das einzige Vertreibungsverbrechen, das von einem tschechoslowakischen Gericht mit einem Schuldspruch geahndet wurde.“ (FAZ)

= Ich empfehle Ihnen das Buch des Iren und Professors Ray M. Douglas „Ordnungsgemäße Überführung“ (Verlag C.H.Beck). Es ist die erste Gesamtdarstellung der Vertreibung der Deutschen nach dem 2. Weltkrieg. Douglas` Buch ist eine schonungslose und umfassende Darstellung der Vertreibung. Douglas schreibt: „Für den Rest der Welt sind die Nachkriegsvertreibungen bis heute das am besten gehütete Geheimnis des 2. Weltkriegs.“

= In Westdeutschland wurden die deutschen Flüchtlinge nicht willkommen geheißen und teilweise attackiert. Mit Billigung der Kirchen wurden die östlichen Elenden ausgegrenzt, massiv und nicht nur verbal bedroht; die katholische Kirche im Rheinland verbot ihren Kindern, mit den evangelischen Flüchtlingskindern zu spielen. Nach dem Krieg wurde gesagt: „Es gibt drei Landplagen: Kartoffelkäfer, Wildschweine und Flüchtlinge.“

Liebe Leser

= „In der DDR durfte die Vertreibung nicht einmal erwähnt werden, und in der Bundesrepublik galt jede Rede von den Vertreibungsverbrechen als revanchistisch. Erst in „Im Krebsgang“ von Günter Grass, 2002, und meinem im selben Jahr erschienenen Buch „Die verbotene Trauer“ wurden die Verbrechen während der Vertreibung thematisiert. Wer über den Krieg und die in ihm begangenen Verbrechen reden will, sollte über das Schicksal der Millionen Vertriebenen nicht schweigen.“ (Klaus Rainer Röhl)

= Bundeskanzlerin Merkel wurde vom tschechischen Präsidenten Zeman scharf für ihre Äußerung kritisiert, dass es für die Vertreibung „weder eine moralische noch eine politische Rechtfertigung“ gebe. (Zeman hatte u.a. die Vertreibung von Millionen Sudetendeutschen mit dem Satz kommentiert „ihnen sei die Gnade der Vertreibung“ widerfahren.)

= In Lehrplänen und im Geschichtsunterricht an den Schulen kommt das Schicksal der Vertriebenen selten und nur am Rande vor.

= Der amerikanische Völkerrechtler de Zayas: „Im Völkerrecht besitzen die Heimatvertriebenen das allgemeine Rückkehrrecht. Aber sie haben es nicht ausüben können. Sie haben keine Restitution des beschlagnahmten Privateigentums erhalten. Sie haben keine Entschädigung für die Ermordung ihrer Angehörigen bekommen. Sie erfahren nicht einmal Mitgefühl.“

Bin ich zu pessimistisch, wenn ich die Gefahr sehe, dass eines Tages die AfD an die Macht kommt und dann die Vertreibung und die Verbrechen an Deutschen und die Enteignungen als Begründung für massive Forderungen an die osteuropäischen Länder hernimmt ? Oder den Ausschluss dieser Länder aus der EU fordert ? Oder den Austritt Deutschlands aus der EU forciert und dann einen Krieg beginnt ? Der deutsche Staat und die Nachkommen der Vertriebenen müssen auf jegliche Gebietsansprüche oder Rückkehrrechte oder finanzielle Entschädigungen völkerrechtlich bindend verzichten, wenn die Ostländer die Vertreibungen und die Verbrechen objektiv aufarbeiten und dokumentieren lassen und ihre Schuld eingestehen.

 

Gedichte

= Eva Strittmatter: Der Amsel

Wie sehr bewundere ich die nach Regeln gebauten Gedichte. Das Metrum bezaubert mich, und die richtig gesetzten Gewichte machen mich immer versucht, die Zeilen nachzuzählen, und ich denke: Ei verflucht, musste der Dichter sich quälen.

Wie kann er das leisten: zu fühlen und die Gedichte so einzuteilen, dass sie das Sonett nicht zerwühlen und heilen in vierzehn Zeilen.

Zum Teufel mit den klassischen Formen, wenn der Junigrünwind weht und der Amsel zersingt mir die schönsten Normen, weil er nichts vom Singen versteht !

Er pfeift und eifert vor Sonnentollheit, weil er grad pflichtlos ist. Noch muss er nicht die Zweitbrut füttern, die bald sein Lied auffrißt.

Wie heiter und herzlich ist dieser Morgen ! Und ich bin gesättigt von Licht. Und soll ich mich da um Sonette sorgen ? Ich mach einfach ein Gedicht.

Rainer Kunze

Du weißt zur Stunde sie an fernem Ort. Mit dem Verstand begreifst du ihre Ferne. Es liegen zwischen dir und ihr ein Himmel Sonne und ein Himmel Sterne.

Und doch trittst du ans Fenster immerfort.

Hans-Ulrich Treichel: Schreiben Sie eigentlich noch Gedichte ?

Wenn mir was einfällt – Wenn mir was hinfällt im Dunkeln wenn ich allein bin wenn ich sehr allein bin – für die Katze. Auf Reisen wenn ich Heimweh habe – zu Hause wenn ich Heimweh habe – aus Spaß an der Freud – nur für meine Mutter – Um Himmels willen – nur wenn ich will – nur wenn es sein muß – sonst nie.

Theodor Kramer: Requiem für einen Faschisten

Du warst in allem einer ihrer Besten, erschrocken fühl ich heut mich die verwandt; du schwelgtest gerne bei den gleichen Festen und zogst wie ich oft wochenlang durchs Land. Es füllte dich wie mich der gleiche Ekel vor dem Geklügel ohne innern Drang, vor jedem Wortgekletzel und Gehäkel; nichts galt dir als der schöne Überschwang.

So zog es dich zu ihnen, die marschierten; wer weiß da, wann du auf dem Marsch ins Nichts gewahr der Zeichen wurdest, die sie zierten ? Du liegst gefällt am Tage des Gerichts. Ich hätte dich mit eigner Hand erschlagen; doch unser keiner hatte die Geduld, in deiner Sprache dir den Weg zu sagen: dein Tod ist unsre, ist auch meine Schuld.

Ich setz für dich zu Abend diese Zeilen, da schrill die Grille ihre Beine reibt, wie du es liebstest, und der Seim im geilen Faulbaum im Kreis die schwarzen Käfer treibt. Daß wir des Tods und Ursprungs nicht vergessen, wann jeder Brot hat und zum Brot auch Wein, vom Überschwang zu singen wie besessen, soll um dich, Bruder, meine Klage sein.

B. Brecht: Mutter Beimlein

Mutter Beimlein hat ein Holzbein; damit kann sie ganz gut gehn. Und mit `nem Schuh, und wenn wir brav sind dürfen wir das Holzbein sehen.

Im Bein, da ist ein Nagel und da hängt sie den Hausschlüssel dran, dass sie ihn, wenn sie vom Wirtshaus heimkommt, auch im Dunkeln finden kann.

Wenn Mutter Beimlein auf den Strich geht und sie bringt `nen Freier nach Haus, dreht sie das Elektrische, bevor sie aufschliesst, auf dem Treppenabsatz aus.