Wahrnehmungs-Störungen? Demenz? Oder nur Inkompetenz?

Die große Finanzkrise 2008/2009 hat die Weltwirtschaft in große Turbulenzen gestürzt und die Angst ging um – auch in Deutschland und Europa: Ist der Euro noch zu retten? Bekommen wir Massenarbeitslosigkeit und Hyperinflation? Geht dann unsere Demokratie kaputt und die Wagenknechts oder Gaulands kommen an die Macht?

Die gescholtenen Politiker Deutschlands und Europas haben die richtigen Entscheidungen getroffen und die Wirtschaftskrise wurde nicht nur schnell überwunden – es folgten nicht für möglich gehaltene Wachstumszahlen; das Bruttosozialprodukt, die Arbeitslosenzahlen, die Staatsverschuldung, die Zahl der Beschäftigten, das Lohn-Niveau u.a.m. markieren jedes Jahr neue Rekordwerte und ein Ende dieser positiven Entwicklung ist trotz Herrn Trump und trotz internationaler Konflikte nicht in Sicht.

Einige Wirtschaftsexperten, Professoren und Medien haben am Höhepunkt der Krise extrem negative Prognosen abgegeben und wollen die Realität einfach nicht zur Kenntnis nehmen oder sie wollen die nächste Krise herbeischreiben.

Am Beispiel der Süddeutschen Zeitung kann man das gut dokumentieren; im Juli 2009 (wenige Wochen vor der Bundestagswahl !) schrieb die S.Z.: „Jetzt drohen Massenentlassungen. Das dicke Ende kommt noch !!“ Nach der Wahl haben nicht nur keine Massenentlassungen stattgefunden, die Zahl der Arbeitnehmer stieg kontinuierlich auf fast 45 Millionen in 2018.

In zeitlicher Reihenfolge zitieren wir die weiteren abstrusen Feststellungen der S.Z.:

  • „Die meisten Jungen werden im Alter arm sein. Fast jeder Jugendliche spürt die Zerrissenheit seiner Lebenswelt.“
  • „Die Finanzkrise kehrt zurück.“ „Der letzte Tanz, traurig aber wahr: Deutschland boomt, aber nicht mehr lange. Inmitten einer zunehmend desparaten Welt ist der deutsche Wohlstand auf Sand gebaut.“ Und was jetzt folgt, war von der S.Z. nicht als Witz gemeint: „Die Welt hat deutsche Waren und deutsches Geld aufgesogen, sie ist gesättigt.“ Dieser Feststellung folgte ein Exportrekord nach dem anderen.
  • „Der Euro wird zusammenbrechen. Parallelen zu den Währungsreformen 1923 und 1948 in Deutschland.“ (Die S.Z. sagt nicht einmal: Der Euro könnte zusammenbrechen – nein er wird zusammenbrechen)
  • „Der Abschwung frisst sich in die deutsche Wirtschaft. 30 Lieferanten von Autoteilen haben bereits Insolvenz angemeldet.“
  • „Abgesänge auf die deutsche Wirtschaft. Der Abstieg.“
  • „Topnote für Deutschland: Standard & Poors hat Deutschlands Spitzenbonität mit AAA bestätigt.“
  • „Risiko Deutschland. Nicht die Südeuropäer bedrohen die Finanzstabilität, sondern die großen EU-Staaten.“ (Liebe Leser, das ist kein Witz! Das hat die S.Z. genau so geschrieben !!!)
  • „101 Milliarden Euro. Trotz der Krise in der Ukraine exportieren die Deutschen so viel wie nie zuvor. Wie lange geht das noch gut?“ (Wie war das mit den gesättigten Märkten?)
  • „Alarm im Wunderland. Die deutsche Wirtschaft steuert auf einen Abschwung zu.“
  • „Der Absturz. Die Industrieproduktion schrumpft, die Wirtschaftsprognosen werden gekappt, die Stimmung kippt.
  • „Alarmsignal. Aktien brechen ein, Investoren flüchten in sichere Anlagen. Die europäische Schuldenkrise ist zurück.“
  • „Das deutsche Wunder ist zu Ende. Namhafte Wissenschaftler sagen voraus, dass durch den rasanten Fortschritt in der Informationstechnologie beinahe alle Arbeitsplätze der Mittelschicht durch intelligentere Roboter oder neue digitalisierte Prozesse wegfallen werden.“ (Also fast alle Arbeitsplätze fallen weg ?)
  • „Zu viele Stimmungskiller. Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Abwärtsspirale.“
  • „Vorzeitig am Ziel. Die Bundesregierung kommt erstmals seit 1969 ohne neue Schulden aus.“ (Und das in der größten Krise aller Zeiten)
  • Mitten im Boom erscheint die S.Z. mit einem ganzseitigen Artikel und Riesenschlagzeilen: „Schulden sind wie Dynamit. „Kapitalismus auf Pump. Das Wachstum stockt, die Produktivität sinkt – und ein Ausweg ist nicht in Sicht. Privathaushalte, Firmen und Staaten haben sich – nur sieben Jahre nach dem Ausbruch der großen Finanzkrise –mehr Geld geliehen, denn je. Steht die Weltwirtschaft deshalb wieder vor einem Kollaps ?“ (Nur nebenbei: Die WELT schreibt etwa zur gleichen Zeit: „Deutschland geht es wie Goldlöckchen. Im Frühjahrsgutachten attestieren Ökonomen der Wirtschaft eine märchenhafte Situation aus Wachstum und sinkender Arbeitslosigkeit.“ )
  • Die Süddeutsche Zeitung lässt sich von der Realität nicht beeindrucken und titelt im Mai 2018: „Ende des Booms.“ (Wenn der Wirtschaftsboom irgendwann in den nächsten Jahren zu Ende geht, dann wird die S.Z. mit der Schlagzeile jubeln: „Das haben wir genau so vorausgesagt.“

von Walther Seinsch