Welcher arabische Intellektuelle würde das über sein Land sagen (dürfen) ?

Der israelische Schriftsteller Amos Oz:  „Israels Premierminister Netanjahu sät Hass zwischen verschiedenen gsellschaftlichen Lagern. Ich würde mich freuen, wenn seine Regierung zur Hölle fährt; er sät Hass zwischen Juden und Arabern und zwischen Säkularen und Religiösen. Er strickt am Mythos „entweder wir oder sie“.  Sie, das ist die ganze muslimische Welt.  Wir (Europa, der Westen) sind die Guten.  Es gibt keine Alternative zum Frieden, zur Zweistaatenlösung. Wir werden nie von hier verschwinden und die Palästinenser werden auch hier bleiben. Eine große Familie, das werden wir nicht, also müssen wir das Haus aufteilen in zwei Wohnungen. Alles ist möglich. Menachem Begin hat den Sinai zurückgegeben, Sadat ist nach Israel gereist und hat Frieden mit uns geschlossen. Die Besatzung ist nicht in Stein gemeißelt.“

Richard Chaim Schneider:  „Die fundamentalistischen Organisationen wie Dschihad und Hamas fordern in ihrer Charta nicht nur die Zerstörung Israels, sondern rufen zum Kampf gegen alle Juden auf. A b e r  rechtfertigt das die erniedrigende Behandlung der palästinensischen Bevölkerung ?  Rechtfertigt dies, das palästinensische Volk in einen mittlerweile umzäumten, riesigen Käfig zu stecken ?  Wäre es doch wenigstens ein Zaun, der in etwa den Grenzen von 1967 folgen würde. Die Religion muss mit aller Macht aus der Politik in Israel verbannt werden – die strikte Trennung von Staat und Synagoge ist ein Muss für das ethische Überleben des jüdischen Staates. Israel muss den Glauben radikal in seine Schranken verweisen, will es seinen demokratischen und menschlichen Charakter bewahren und es muss sich öffnen für das Leid des Anderen. Allerdings darf Israel auch erwarten, dass dieser „Andere“ das auch tut. Wenn man bedenkt, wie die Hamas Kinder für Attentate instrumentalisiert oder Frauen, die „gesündigt“ haben, die Möglichkeit gibt, ihre „Sünden“ reinzuwaschen, indem sie sich in die Luft jagen, dann sieht man, mit welchem Gegner man sich konfrontiert sieht. Niemand darf erwarten, dass Israel die „andere Wange“ hinhält. Das ist seit Auschwitz nicht mehr möglich.“  (Süddeutsche Zeitung)

Tom Segev: „Im Vergleich zu Deutschland ist die demokratische Gesinnung in Israel viel schwächer. Damit meine ich unter anderem auch, dass wir seit fast 50 Jahren die palästinensische Bevölkerung unterdrücken und die Menschenrechte in den palästinensischen Gebieten systematisch verletzen. Ein großer Teil der Jungs, die jetzt versuchen, mit Gewalt palästinensische Geschichte zu schreiben, handeln aus Verzweiflung. Sie haben keine Hoffnung. Sie haben nichts mehr zu verlieren.“ (FAZ)

David Grossmann:  „Ich sehe keinen israelischen Ministerpräsidenten, der die Beseitigung von Siedlungen durchsetzen könnte, weil die Siedler so stark sind. In gewisser Weise stellen die Siedler in meinen Augen eine für Israel existenzielle Gefahr dar. Wenn Trump den Israelis dabei hilft, die Besatzung aufrechtzuerhalten, dann ist er kein Freund, er ist fast ein Feind Israels. Man kann die Besatzung nicht über 50 Jahre aufrechterhalten und eine Demokratie bleiben. Die pure Tatsache der Existenz des Staates Israel ist für mich eine Art Wunder, das uns als Volk geschah; ich vergesse das nicht einen Moment. Auch nicht, wenn vieles mich empört und depremiert, auch nicht, wenn das Wunder immer mehr in Routine und Armseligkeit, Korruption und Zynismus fällt.“  (FAZ)

Leon de Winter:  „Nur mit einer Zweistaatenlösung kann etwas Ruhe einkehren. Aber wahren Frieden gibt es im Nahen Osten nicht, solange die ganze Region nicht sich selber reformiert und demokratisiert. Was Israel macht, ist eine tragische Notwendigkeit, das ist nicht selbst gewählt. Die Konflikte haben sich in letzter Zeit noch zugespitzt, die freie Welt wird tatsächlich gezwungen sein, einzelne Aspekte des Überlebenskampfes zu übernehmen.“

Irene Dische:  „Ich schreibe dies nicht, um den Tod unschuldiger Zivilisten durch israelische Hand im Libanon zu rechtfertigen, oder, was aus meiner Sicht noch schlimmer wäre, um die israelische Politik im Gaza-Streifen und im Westjordanland zu rechtfertigen. Aber in den palästinensischen Gebieten geschehen schreckliche Dinge, unzählige, ungeheuerliche Menschenrechtsverletzungen, an denen nicht die Israelis schuld sind, und diese erregen kein internationales Interesse. Die Juden sind umzingelt von denen, die ihrem Staat das Existenzrecht absprechen, die ihn vernichten wollen.“