An alle Schüler weitergeben!

Vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle über einen wunderbaren Artikel berichtet, den der Arzt Jan Kalbitzer von der Berliner Charitè in der FAZ veröffentlicht hat; der Artikel heißt „Die Schönheit der Andersartigkeit – Warum wir Vielfalt brauchen, um als Gesellschaft fortzubestehen.“ Ich wiederhole die Zitate:

  • Genau wie der Körper regelmäßige Herausforderungen für seine Gesundheit braucht, braucht die Psyche die verbale Auseinandersetzung mit Andersdenkenden, um sich weiterzuentwickeln. Nicht nur der Einzelne, sondern auch die Gesellschaft profitiert von der Vielfalt. Sie macht kreativ und steigert die Produktivität. Und sie impft gegen reale Bedrohungen durch Feinde der offenen Gesellschaft und stärkt so das demokratische Immunsystem.
  • Jeder profitiert davon, auch in seiner näheren Umgebung einen Lebensraum zu haben, der mit sehr unterschiedlichen Verhaltensmustern und Überlebensstrategien vertraut macht.
  • Ein ganz wichtiger Aspekt: Die Einsicht, dass eine andere Person eine Sicht auf die Welt hat, die sich grundlegend von meiner eigenen unterscheidet und die ich nie ganz verstehen kann. Diese zunächst oft unangenehme Einsicht lehrt uns Bescheidenheit.
  • Eine Gesellschaft, in der ein breites Spektrum an Ideologien und Lebensmodellen Platz findet, ist kreativer und fortschrittlicher.
  • Wer Gesetze gegen Hass im Internet durchsetzen will, muss selbst auch nach geltendem Recht handeln und Vorbild sein für das, was er einfordert.
  • Wir müssen uns als vielfältige Gemeinschaft auch klar darüber werden, wo die Grenzen der Handlungsfreiheit Andersdenkender sind. Und zwar unabhängig davon, ob ihre Überzeugungen mit unseren eigenen übereinstimmen.
  • Nur wenn wir uns die Frage nach den Grenzen der Freiheit offen stellen, können wir sicher sein, dass wir auch in Zukunft eine Gesellschaft sein werden, die im Rahmen ihrer rechtlichen und moralischen Grenzen Platz für Vielfalt hat. Nur dadurch werden wir eine Gemeinschaft, die sich zu helfen weiß, in Anbetracht der Bedrohung durch diejenigen, die aufgrund ihrer verbitterten Blindheit für das Schöne im Anderen die Fähigkeit verloren haben. die Vielfalt der Gemeinschaft auszuhalten. Und die damit die grundlegende Einheit bedrohen, die wir brauchen für ein gemeinsames Überleben in einer immer komplexeren und zunehmend bedrohten Welt. Denn keine rechte oder linke Ideologie ist die größte Gefahr für die Einheit unserer Gesellschaft und auch keine Religion. Sondern die zynische Verbitterung, der die Welt nur noch erträglich scheint in der strengen Unterteilung in Gut und Böse, in Freund und Feind. Und die den Blick verstellt für die Schönheit in der Andersartigkeit der Anderen.

(Dieser Artikel kommt auf Wiedervorlage)