= Das Reformkonzil Vaticanum II (1962-1965) hat in der „Dogmatischen Konstitution über die göttliche Offenbarung“ u.a. erklärt: „Das von Gott Geoffenbarte, das in der Heiligen Schrift enthalten ist und vorliegt, ist unter dem Anhauche des Heiligen Geistes aufgezeichnet worden; denn auf Grund apostolischen Glaubens gelten unserer heiligen Mutter, der Kirche, die Bücher des Alten wie des Neuen Testaments in ihrer G a n z h e i t mit allen ihren Teilen als heilig und kanonisch, weil sie, unter der Einwirkung des heiligen Geistes geschrieben, Gott zum Urheber haben und als solche der Kirche übergeben sind.“
Das Alte Testament wimmelt von Aufrufen zu Mord und Totschlag gegen unschuldige Menschen. All das ist also heilig und kanonisch?
= Pius IX. galt als „liberaler“ Kardinal und wurde 1846 zum Papst gewählt. Nach der 1848er Revolution wandte er sich einem tiefen Konservatismus zu, verkündete 1854 das Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariä und auf dem Vatikanischen Konzil 1868/1870 das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes.
Nach katholischer Lehre sind die Dogmen geoffenbarte, absolute Wahrheit.
„Das Dogma, daß das bloße Vorgeben und Nachsagen unbegreiflicher Dinge eine Art und gar die einzige sei, Gott zu gefallen, muss mit aller Macht bestritten werden.“ (Hans Meister)
„Jesus betont nachdrücklich die Selbsterkenntnis und Selbstveränderung des Einzelnen. Er war allem Rituellen und Kultischen, allem Liturgischen und Sakramentalen, allem Institutionellen und Hierarchischen abhold. Ihm kam es auf die wirkliche, nicht die symbolische Verwandlung des Gläubigen an.“ (Fundstück)
Jesus überwindet die Schranken des Judentums in Richtung auf eine universale Religion. Er bricht mit dem Auserwähltheitsanspruch Israels, mit der dogmatischen Fixierung auf die Tora, namentlich den übersteigerten Sabbat-, Essens- und Reinheitsgeboten, die nicht zuletzt der Absonderung des Volkes Israel von den Völkern der Welt dienen. Jesus´ Gottesbild zeigte einen Gott der Wahrheit und der Liebe, der Gerechtigkeit, des Friedens und der Glückseligkeit für alle Menschen.
“ Gott fragt nicht nach dem, was wir glauben, sondern nach dem, was wir tun. Glauben und Tun sind für ihn eins.“
Emmanuel Levinas: „Die eigentliche Würde erlangt das menschliche Ich erst dann, wenn es Verantwortung für den anderen Menschen übernimmt.“
Johannes Chrysostomos: „Gott kann nicht durch Vorstellungen und Begriffe erfahren werden. Rufen wir ihn als den unaussprechbaren Gott an, der unbegreifbar, unsichtbar und unerkennbar ist.“
J. Krishnamurti: „Religion ist nicht Idee, sondern Ihr Verhalten im täglichen Leben. Ihre Gedanken, Ihre Sprache, Ihr Verhalten sind die eigentliche Essenz von Religion; ohne sie kann Religion nicht existieren. Sie können herumgehen und viele Worte abspulen, in verschiedene Zirkuszelte gehen, aber das ist keine Religion.“
Der Pfarrer und Theologe Jörg Zink schrieb: „Ich wünsche mir eine Theologie und Kirche, in der frei und offen über all das gesprochen werden kann, was uns allen notorisch unklar ist. Wir müssen von der Vorstellung loskommen, im Besitz einer absoluten, in geoffenbarten Schriften niedergelegten Wahrheit zu sein. Alle Religionen sind gleich weit entfernt von der Wahrheit, die wir nie besitzen, nur anzielen können. Die Sehnsucht nach Gerechtigkeit gehört zu den zentralen Anliegen der Bibel. Andererseits aber grenzt der Eingottglaube aus, weil er die anderen Götter als „Götzen“ und ihre Verehrer als Heiden einstuft. Ob das dann in Feindschaft umschlägt, kommt auf die Spielart des Monotheismus an. Der altisraelische Eingottglaube tritt in der Bibel nur literarisch gewaltsam auf. Geschichtlich hat er jedoch bei den Juden – wenn man von den Makkabäerkrigen absieht – nicht zu wirklicher Gewaltausübung geführt. Die findet sich dann erst bei Christen und Muslimen. Das Judentum lebt von der Differenz, es kapselt sich ab und kümmert sich nicht um die anderen Völker.“
„Sowohl im Brahmanismus, wie auch im Buddhismus und Taoismus ist das letzte Ziel der Religion nicht der rechte Glaube, sondern das richtige Handeln. Auch die jüdische Religion hat den Hauptwert auf die rechte Art zu leben, die Halacha, gelegt.“
„Buddhisten sehen es als unverrückbares Seinsgesetz an, dass wir – auf kollektiver und individueller Ebene – die Resultate unserer individuell und kollektiv ausgeübten Handlungen erfahren, buddhistische Begriffe von Moral und Verantwortung basieren auf diesem Kausalsatz.“
„Wer Redlichkeit dazu nutzt, von ihm begangenes Unheil wettzumachen, erhellt die Welt wie ein unverhüllter Mond.“
„Nur zwei Dinge können meiner Meinung nach als wirklich göttliche Offenbarung in der Geschichte begriffen werden, die mehr als menschliche Projektion sind: Zum einen das göttliche Gebot „Du sollst nicht töten“ und zum anderen die Aufforderung Jesu zu Liebe und zu Vergebung. Die Liebe, wie von ihr die Bibel spricht und wie sie Jesus verkörpert und bezeugt, ist jenes „ganz andere“, ist die Weise der göttlichen Anwesenheit in der menschlichen Geschichte. Alles andere, womit wir Menschen die Geschichte füllen, ist menschlich, allzu menschlich und häufig unmenschlich. Das, was Gott in sie hineinträgt und wo man ihn suchen kann, ist die Liebe. Ich bin Christ, weil ich den Glauben an diese Liebe angenomen habe.“ (Thomas Halik in „Glaube und sein Bruder Zweifel“)
Korinther 13,2 und 3: „Wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnisse und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich all meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir´s nicht nütze.“