Die Welt ist ein Dorf

= „Die Bundesrepublik ist kein Einwanderungsland“ – diese Formulierung stand im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und FDP im Jahr 1982. Das war eine Absichtserklärung und keine historische Tatsache, denn ein Deutschland ohne Einwanderung hatte es in den vergangenen 400 Jahren selten gegeben.

Durch den Dreißigjährigen Krieg wurde die Bevölkerung um fast ein Drittel reduziert. Vom Nordosten (Pommern und Mecklenburg) bis nach Südwesten (Württemberg und Schwaben) wurden nach dem Krieg Siedlungswanderer aus kriegsverschonten Gebieten angeworben.

Zugleich begannen deutsche Fürsten, eine „merkantilistisch operierende Migrationspolitik“ zu betreiben, mit der man möglichst viele erwerbstätige und steuerzahlende Untertanen motivieren wollte, einzuwandern. Zunächst wurden Zuwanderer sogar mit Steuerfreiheit und anderen Privilegien gelockt; auch die Religion spielte jetzt eine wichtige Rolle. Die protestantischen Länder wie Brandenburg-Preußen warben über eine halbe Million Hugenotten aus Frankreich an.

Von der Mitte des 18. Jahrhunderts an drehte sich der Spieß um: Bis ins frühe 19. Jahrhundert zog es ca. 740.000 Deutschsprachige nach Ost- und Südosteuropa, insbesondere in die Gebiete entlang der Donau und nördlich des Schwarzen Meeres.

Heute haben in Deutschland knapp 20 Prozent der Bevölkerung einen „Migrationshintergrund“ – das sind ca. 15 Millionen Menschen, die in allen Branchen tätig sind und ohne die vom Bauunternehmer bis zum VW-Konzern relevante Produktionskapazitäten verloren gingen.

= Kolumbien: Ulrike Purrer leitet das Jugendzentrum „Centro Afro“ in Tumaco. Sie lebt in einem Holzhäuschen und teilt den Alltag der Menschen, die unter Gewalt und Perspektivlosigkeit leiden. Tumaco ist der Landkreis Kolumbiens mit der höchsten Mordrate, ist Hotspot von Drogenproduktion, Armut und Arbeitslosigkeit. Seit dem Friedensvertrag mit der FARC-Guerilla hat die Gewalt dort zugenommen. Neue bewaffnete Gruppen und Drogenkartelle füllten das entstandene Machtvakuum. Das Jugendzentrum, das von Comboni-Missionaren gegründet wurde und basisdemokratisch geführt wird, ist dagegen ein Ort des Friedens und der Sicherheit. „Unsere Überzeugungen sind klar: Nein zu den Waffen, zur Gewalt, zu Drogen. Ja zur Partizipation aller, zu Frieden, zu Gerechtigekit“, sagt Purrer. Was man öffentlich nicht zu sagen wage, wird in Musicals, Theaterstücken, Hip-Hop-Liedern und Zirkusshows ausgedrückt -Kunst als mutiger Widerstand.

Die Friedensaktionen des Zentrums finden nicht gegen die bewaffneten Aktuere statt, sondern „Indirekt im Alltag mit ihnen“, betont Purrer. Wenn das Team des „Centro Afro“ etwa einen Friedhof aus Holzkreuzen aufbaut, der an die Menschen erinnert, die ihr Leben durch Gewalt verloren haben, wird das von den bewaffneten Gruppen geduldet. Die Kämpfer sind keine Fremden, sondern Verwandte der Jugendlichen, die das Zentrum besuchen.

Der Einsatz für den Frieden in Tumaco ist eine sensible Arbeit, die Zeit und Geduld erfordert. Weil sich das Zentrum mit seiner befreienden Theologie für die Verbesserung der Lebensumstände vor Ort einsetzt und akzeptiert ist, gelingt manchmal, woran internationale Organisationen von außen scheitern: eine behutsame Annäherung an die Kämpfer. Von offizieller Kirchenseite wünscht Purrer sich mehr Einsatz für den Frieden:

„Das friedensstiftende Potenzial der Religionen wird zu wenig genutzt.“ (Kontinente)

= Das Westjordanland gehört weder inoffiziell noch nach Internationalem Recht zu Israel. Dennoch bauen israelische Siedler mit Duldung ihrer Regierung dort ihre Häuser und beanspruchen Land für ihre Felder.

= Wieder amerikanische „Medienhilfe“ für Osteuropa. Die Radiostation Free Europe (RFE) wurde 1949 als Waffe im Propagandakrieg gegen die Sowjetunion gegründet. Das Hauptquartier stand damals in München und wurde 1995 nach Prag verlegt. Nachdem die Zielländer reduziert wurden, stehen jetzt wieder Ungarn, Bulgarien und Rumänien im Visier der amerikanischen Medienförderung. (NZZ)

= Der Scharfmacher verführt Amerikas Konservative. Tucker Carlson erreicht im Fernsehsender Fox News täglich ein Milllionenpublikum und schürt die Impfskepsis der Republikaner. (NZZ)