Besondere Menschen: Albert Camus

Camus war ein Humanist, der z.B. nach dem Zweiten Weltkrieg die Siegermächte aufforderte, den Deutschen eine Chance zu geben und der sich damit vor allem in Frankreich viele Feinde machte. Camus war ein herausragender Schriftsteller, dessen Texte bei vielen Lesern seelische Schwindelanfälle auslösten. Camus war ein politischer Journalist, der die linksradikalen Intellektuellen (Sartre und Co.) heftig attackierte und der von diesen Herrschaften gehasst wurde; der Hass steigerte sich noch, als Camus den Literaturnobelpreis erhielt. Für Camus war auch der Journalismus eine Frage der Moral: „Ein freier Journalist veröffentlicht nichts, was den Hass schüren oder die Verzweiflung fördern könnte. Wahrheit und Freiheit sind anspruchsvolle Geliebte, die nur wenige Liebhaber haben.“

Camus erkannte die Entmenschlichung der linken wie der rechten Politik. Gerechtigkeit ohne Freiheit bedeutet Diktatur. Freiheit ohne Gerechtigkeit führt zum Faustrecht des Stärkeren. Camus wollte die Freiheit u n d die Gerechtigkeit. Am Tag nach den Nürnberger Prozessen forderte er die weltweite Abschaffung der Todesstrafe. Dazu schreibt Camus in „Fragen der Zeit/Betrachtungen zur Todesstrafe“: „…. es kann schwerlich behauptet werden, sie (die Todesstrafe) sei dazu angetan, ihrer eigentlichen Aufgabe getreu mehr Frieden und Ordnung in das Gemeinwesen zu bringen. Es wird im Gegenteil deutlich, daß sie genau so empörend ist wie das Verbrechen und daß dieser weitere Mord die der Gesellschaft zugefügte Beleidigung nicht nur nicht wiedergutmacht, sondern durch eine neue Schmach verschärft. Wie wahr diese Feststellung ist, geht aus dem Umstand hervor, daß niemand offen von dieser Zeremonie zu sprechen wagt.“

Im Spätsommer 1945 hatte Camus als einziger prominenter französischer Intellektueller die Bedeutung und Bedrohung der Atombombe erkannt. In der im Widerstand gegründeten Zeitung „Combat“ reagierte er nach Hiroshima voller Entsetzen auf den „größten Vernichtungsrausch der Menschheit seit Jahrhunderten“.

Und Camus sagte als leidenschaftlicher Fußball-Spieler und Torwart der algerischen Nationalmannschaft: „Alles was ich weiß über Moral und Gerechtigkeit verdanke ich dem Fußball.“ Auf die Frage einer Journalistin „Haben Sie im Gymnasium Theater gespielt“ antwortete er: „Nein, ich habe Fußball gespielt.“

Am glücklichsten war Camus auf der Bühne und auf dem Fußballplatz; es war der Sport der kleinen Leute, billig und prestigelos, aber ein wenig ebnete er doch die Klassenunterschiede ein und die Kluft zwischen den Völkern. In der Schule zu spielen, hatte seine Großmutter verboten, weil sich die Schuhe abnutzten – er spielte trotzdem; das zubetonierte Viereck, wo Camus so glücklich war, liegt an der Straße; der Torwart spielte barfuß; die Jungs kicken wie die Teufel; Fußball war ein Kleine-Leute-Sport.

In „Der erste Mensch“ schreibt Camus: „Mit den Fußballbegeisterten rannte er auf den zementierten Hof, der auf allen vier Seiten von Arkaden mit dicken Säulen umschlossen war (unter denen die Streber und die Braven plaudernd auf und ab gingen)…. und wenn er mit dem Ball am Fuß voranstürmte, um nacheinader einem Baum und einem Gegner auszuweichen, fühlte er sich wie der König des Hofs und des Lebens.“

Camus stand immer auf der Seite der Armen und Entrechteten; für ihn waren Werte wie Treue, Bescheidenheit, Aufrichtigkeit, Ehre und Würde wichtig. Camus´ Vater war Landarbeiter und seine geliebte Mutter Putzfrau.

Annabella Hirsch: „Eines Tages, als der Regen von Algier endlich aufhört und er die Absperrungen um die Ruinenstätte von Tipasa einfach übergeht, findet er das Licht und die Luft und das Rauschen des Meeres von früher wieder und hat das Gefühl, sein lange stillgestandenes Herz beginne neu zu schlagen. Er findet die frühere Schönheit wieder, als würde sie sich hier jeden Tag neu erfinden. Und dann sagt er den Satz, der klingt wie das Ende einer Suche, die fast sein ganzes Leben dauerte:

„In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, daß in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt.“