Gedichte von M. Kaleko

= Was wird am Ende von mir übrig bleiben? – Drei schmale Bände und ein einzig Kind. Der Rest, es lohnt sich kaum, es aufzuschreiben. Was ich zu sagen hab, sag ich dem Wind.

Es ist und bleibt das gleiche allerorten – man sagt am Ende nichts in vielen Worten. Zum Reden hat sogar der Feige Mut; doch Schweigen klingt in jeder Farbe gut.

= Im Schaufenster das Krokodil hat Tränen viel verloren. Umsonst: Es war am fernen Nil zur Brieftasche geboren.

= Der Schwan, wenn er sein Ende ahnt, das heißt: wenn ihm sein Sterben schwant, zieht sich zurück, putzt das Gefieder und singt das schönste seiner Lieder. – So möcht auch ich, ist es soweit, mal eingehn in die Ewigkeit.

= Ich frage mich in meinen stillen Stunden, was war das Leben, Liebster, eh du kamst und mir den Schatten von der Seele nahmst. Was suchte ich, bevor ich dich gefunden?

= Ich denke oft an Kladow im April…. Noch hält der Frühling sich im Wald verborgen, die Ufer warten kahl und winterstill, und nur die ersten Knospen rufen „morgen!“

In diesem Haus mit seinen blanken Scheiben, den Fliederbüschen und dem Silbermond, dem See, darauf die kleinen Boote treiben – hier hab ich achtzehn Frühlinge gewohnt.

Von meinem Herzen bleibt ein gutes Stück auf diesem kleinen Erdenfleck zurück. – Und eine Stimme in mir sagt: Ich will die Stunde, wie sie ist, in mir bewahren. Und sieh: da lebt sie noch, nach so vielen Jahren!

= Man lernt sich irgendwo ganz flüchtig kennen und gibt sich irgendwann ein Rendezvous. Ein Irgendwas, – `s nicht genau zu nennen – verführt dazu, sich gar nicht mehr zu trennen. Beim zweiten Himbeereis sagt man sich „du“.

Man hat sich lieb und ahnt im Grau der Tage das Leuchten froher Abendstunden schon. Man teilt die Alltagssorgen und die Plage, man teilt die Freuden der Gehaltszulage, …… Das übrige besorgt das Telefon.