A c h t s a m k e i t

= Meditation ist ein Zustand des Geistes, der auf alles mit vollkommener Aufmerksamkeit schaut, der das Ganze betrachtet und nicht nur Teile. Und niemand kann es Sie lehren, achtsam zu sein. Wenn irgendein System Sie lehrt, wie Sie achtsam sein können, dann wenden Sie dem System Ihre Achtsamkeit zu, und das ist keine Achtsamkeit. Meditation ist eine der größten Lebenskünste, vielleicht die größte, und man kann sie unmöglich von jemandem erlernen; darin liegt ihre Schönheit. Sie hat keine Technik und daher keine Autorität. Wenn Sie sich selbst kennenlernen, sich selbst beobachten, sich betrachten, wie Sie gehen, wie Sie essen, was Sie sagen, das Geschwätz, den Hass, die Eifersucht – wenn Sie das alles in sich ohne jede Rangfolge wahrnehmen, ist das Teil der Meditation.

So können Sie meditieren, wenn Sie in einem Bus sitzen oder in einem Wald voller Licht und Schatten wandern oder dem Gesang der Vögel zuhören oder in das Gesicht Ihrer Frau oder Ihres Kindes blicken.

Meditation zu verstehen heißt zu lieben, und Liebe ist nicht das Produkt von Systemen, von Gewohnheiten; sie wird nicht durch das Befolgen einer Methode erzeugt. Liebe kann nicht durch Denken entwickelt werden. Liebe kann vielleicht im volkommenen Schweigen entstehen, in einer Stille, in der der Meditierende gänzlich fehlt. Und der Geist kann nur still sein, wenn er die Regungen seines Denkens und Fühlens versteht. Um diese Regungen zu verstehen, dürfen wir sie nicht verurteilen, während wir sie beobachten. In dieser Weise zu betrachten, ist wahre Disziplin, und diese Art der Disziplin ist beweglich, frei, es ist nicht die Disziplin der Gleichförmigkeit.

= Ein Problem als negativ anzusehen, dann fortwährend darüber nachzudenken und zu reden, wie furchtbar und schmerzhaft es ist, macht sogar kleinere Probleme so unübersteigbar groß und massiv wie einen Berg, scharf wie ein Messer und finster wie die Nacht. Dodrupchen schreibt:

  • „Wann immer uns durch Lebewesen oder unbelebte Objekte Probleme erwachsen – wenn es unserem Geist zur Gewohnheit wird, nur das damit verbundene Leid oder deren negative Aspekte wahrzunehmen, dann wird selbst ein unbedeutender negativer Vorfall großen Kummer nach sich ziehen. Denn ganz gleich, ob man sich einer Vorstellung von Leid oder von Glück hingibt – naturgemäß wird dadurch die Erfahrung des jeweiligen Glücks oder Leids intensiviert. Wenn wir uns nicht klarmachen, daß der Fehler in der Art liegt, wie unser eigener Geist Erfahrungen sammelt, und wenn wir all unsere Probleme einzig und allein den äußeren Umständen anlasten, dann wird die unablässig brennende Flamme gewohnheitsmäßiger negativer Handlungen wie etwa Hass und Leid in uns stärker werden. In diesem Fall, so sagt man, „entstehen alle Erscheinungen in Gestalt von Feinden.“

= Ein paar sehr einfache Übungen helfen, wie z.B. in entspannter Haltung (ohne sich zu räkeln, aber auch nciht verkrampft) dasitzen, die Augen schließen, versuchen, sich eine weiße Fläche vorzustellen und dabei alle störenden Bilder und Gedanken auszuschalten. Dann sollte man das eigene Atmen verfolgen; man sollte nicht darüber nachdenken und es auch nicht gewaltsam beeinflussen, sondern es einfach verfolgen – und es auf diese Weise „spüren“. Ferner sollte man versuchen, sein „Ich“ zu erfüllen; Ich = mein Selbst als Zentrum all meiner Kräfte, als Schöpfer meiner Welt. Solche Konzentrationsübungen sollte man jeden Morgen wenigstens zwanzig Minuten lang machen (wenn möglich noch länger) sowie allabendlich vor dem Schlafengehen.

Neben solchen Übungen sollte man lernen, sich bei allem, was man tut, zu konzentrieren: wenn man Musik hört, ein Buch liest, sich mit jemandem unterhält oder eine Aussicht bewundert. Nur das, was wir in diesem Augenblick tun, darf uns interessieren, und wir müssen uns ihm ganz hingeben.