Amerikanische Notizen

= „Wir stecken in diesem Land Kinder in Gefängnisse für Erwachsene, und es gibt Politiker, die sagen, diese Kinder seien Raubtiere. Wir haben 13 Staaten, in denen es kein Jugendstrafrecht gibt. Das führt dazu, dass ich als Anwalt zehn Jahre alte Kinder vertrete, denen 50 Jahre im Gefängnis drohen. Im Gefängnis für Erwachsene. Ich vertrete 13 oder 14 Jahre alte Kinder, die in Gefängnissen sitzen, in denen sie misshandelt, verprügelt und vergewaltigt werden.

Wir haben in diesem Land das Erbe der Sklaverei. Wir haben das Erbe von Lynchmorden und Rassentrennung, und es gibt immer noch das Vorurteil, dass schwarze und braune Menschen gefährlich sind. Dass sie schuldig sind. Man bringt sie vor Gericht und viele werden verurteilt, obwohl sie unschuldig sind. (Bryan Stevenson – Anwalt und Bürgerrechtler)

= Millionen Amerikaner sind über ihren Arbeitgeber krankenversichert. Fällt der Job weg – dann ist die Krankenversicherung weg. Schon vor der Corona-Krise waren 30 Millionen Amerikaner nicht krankenversichert – jetzt dürften es doppelt so viele sein. Die Armut in den USA ist inzwischen farbenblinder geworden – längst sind es nicht nur Schwarze und Latinos, die damit zu kämpfen haben. Und auch immer mehr Menschen aus der Mittel- und der oberen Mittelschicht sind plötzlich prekären Lebensverhältnissen ausgesetzt. Themen wie Kranken- und Arbeitslosenversicherung für alle wollen die Republikaner nicht angehen; sie beharren auf der Betonung des „Rugged Individualism“. Die in Europa selbst von konservativen Parteien akzeptierten notwendigen Sozialstandards werden in den USA gerne als „sozialistisch“ gebrandmarkt. (Stephan-Götz Richter im Handelsblatt)

= Laos ? War da was ? Der Vietnam-Krieg führte auch zu einem sogenannten „heimlichen Krieg“ gegen Laos. Um die Nachschubwege der Nordvietnamesen zu zerstören, flog die US-Luftwaffe 580.000 Einsätze über Laos und warf circa zwei Millionen Tonnen Bomben ab; daraus resultierten etwa 80 Millionen einzelne kleinere Sprengsätze, die am Boden nicht explodierten und die seit dem Kriegsende bis heute über 8000 Tote und über 12000 Verwundete verursachten. (Die Amerikaner wollten Nachschubwege der Nordvietnamesen auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad zerstören). Barack Obama war der erste Präsident der USA, der Laos besuchte und Hilfe versprach; zu einer Entschuldigung konnte auch er sich nicht durchringen.

Ein FAZ-Leserbrief von Lothar Kröll: „Ich habe vier Monate Vietnam bereist und unter anderem die Behinderten-Werkstäten besucht. Das Leid der vietnamesischen Bevölkerung ist nur schwer zu ertragen. Heute, vierzig Jahre nach Kriegsende, werden noch immer Kinder mit unfassbaren Behinderungen auf Grund der heimtückischen Wirkung von Agent Orange geboren. Dass amerikanische Gerichte jeden Rechtsanspruch mit fadenscheinigen Argumenten ablehnen, war vorauszusehen. Was kann man von einem Land erwarten, das seine Kriege mit Lügen begründet?“

Im Vietnam-Krieg gab es 60.000 gefallene GIs und drei Millionen vietnamesische Opfer der Bombardierungen.

= Die Amerikaner produzieren mehr Energie als je zuvor; Stichworte Fracking, Alaska etc. Die Energie-Überschüsse sollen nach Europa verkauft werden, was zwei Vorteile mit sich bringt: Das extrem ungesunde Außenhandelsdefizit der USA sinkt und das an Energien arme Europa wird noch abhängiger von den USA. Ziemlich scheinheilig, wenn die USA Nordstream II verhindern wollen und das damit begründen, Deutschland mache sich von Russland abhängig.

= Es gibt nur drei Länder, die die UN-Kinderrechts-Konvention nicht unterschrieben haben – eines dieser Länder sind die USA.

= Die Kriege im Irak und Afghanistan waren die Fortsetzung der amerikanischen Expansionsstrategie, die bereits 1898 begann, als die Vereinigten Staaten die Philippinen besetzten und die mit der Niederlage in Vietnam einen ersten Dämpfer erhielt.