Amerikanische Notizen

= „Schwarze Flaggen – Der Aufstieg des IS und die USA“. Zu diesem Buch von Joby Warrick (Theiss-Verlag) ein Zitat aus einer Buchkritik:

„Selbst Japan konnte nur durch den Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki besiegt werden, „konventionell“ hatten die amerikanischen GIs es nicht geschafft, und alles Nachfolgende ging für sie, um es salopp zu sagen, in die Hose: Korea, Vietnam, Afghanistan, Irak, Libyen, Jemen, Syrien. Ohne die Mittelalterlichkeit der saudi-arabischen Kollektivmoral und Gesellschaftsordnung wäre der „islamische Staat“ undenkbar. Alle Vordenker auf diesem Gebiet sind entweder Saudis oder saudische Sympathisanten. Kurioserweise sind eben diese merkwürdigen Saudis die besten Freunde des USA geblieben.“

= In den 1970er Jahren hatte die Sowjetunion Teile von Afghanistan besetzt; dann unterstützten die USA die Muhaschedin mit Waffen und Geld und die Sowjets konnten aus Afghanistan vertrieben werden.

= Tausende europäische Konzerne, die in den USA tätig sind und tausende US-Investoren, Unternehmen, Agenturen und Berater, die in der EU tätig sind, unterliegem dem US-Patriot Act und anderen Ausführungsgesetzen, die US-Recht über jedes andere nationale Recht setzen. So entging der Daimler-Konzern durch die Strafzahlung von 180 Millionen US-Dollar einer Verurteilung – unter der Bedingung, dass Daimler seine 280.000 Mitarbeiter auf allen Kontinenten und sämtliche Lieferanten den US-Anti-Terror-Auflagen unterwirft – vorbei an den Gesetzen der EU und Deutschlands. Drei Jahre lang setzte die US-Heimatschutzbehörde den Ex-FBI-Direktor Louis Freeh als Aufsicht in der Compliance-Abteilung des Konzerns ein. Daimler ist weiter berichtspflichtig, etwa was die Gehaltszahlungen und Kontobewegungen seiner Mitarbeiter betrifft.

= Wolfgang Büchele, Vorsitzender des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft, rechnete vor, dass die Sanktionen gegen Russland seit 2014 Europa in dreistelliger Milliardenhöhe geschädigt haben.

= Schon in den 1950er Jahren herrschte in den USA ein bedrückendes politisches Klima; Alber Einstein sagte dazu: „…… ich sehe offengestanden nur den revolutionären Weg der Verweigerung jeglicher Zusammenarbeit im Sinne von Gandhi: Jeder Intellektuelle, der vor ein Komitee geladen wird, müste jede Aussage verweigern, weil diese Art von Inquisition gegen den Geist der Verfassung verstößt.“

= Der amerikanische Schriftsteller Kurt Andersen im SPIEGEL: „Dass Amerika so unglaublich religiös ist, viel stärker als alle anderen westlichen Gesellschaften, hat sehr zur Entwicklung beigetragen. Die christliche Rechte hat die Evolutionslehre völlig in Misskredit gebracht. Statt die wissenschaftliche Sichtweise auf die Welt befördert sie eine abstruse „Kreatonistische“ Entstehungslehre. Die Republikaner sind heute überwiegend eine Partei weißer Protestanten und die extreme Orthodoxie ihres Glaubens korrespondiert mit der extremen Faktenfeindlichkeit unter der Trump-Anhängerschaft.“

= Bruce Schneier/US-Verschlüsselungsspezialist: „Kein anderes Land hat eine so große Spionagefähigkeit wie die USA. Das Budget der NSA ist noch immer größer als das aller anderen Staaten zusammen. Und die USA haben noch immer diese einzigartigen globalen Allianzen.“ (NZZ)

= Der amerikanische Präsident Donald Trump verschärft die Kritik an Deutschlands Gasimporten aus Russland: „Es ist furchtbar, was Deutschland macht, es ist ein furchtbarer Fehler! Deutschland zahlt Milliarden Dollar in die russischen Kassen.“

= Der Finanzfachmann Ulrich Wippermann war bis 2014 im Vorstand der Deutschen Forfait in Köln tätig und war zuständig für die Exporte deutscher Güter in den Iran. Daraufhin wurde er vom Finanzministerium der USA auf die Schwarze Liste der „Specially Designated Nationals“ gesetzt; Begründung: Terrorfinanzierung und Verbreitung von Massenvernichtungswaffen. Tatsächlich war Wippermann für den Export von Firmen wie Sanofi und Siemens zuständig. Dennoch musste ihn seine Firma wegen der „Schwarzen Liste“ entlassen.

= „Eine kleine Gruppe unerschrockener schwarzer Intellektueller mahnt, dass „Black Lives Matter“ Opfer des eigenen Erfolgs zu werden droht. Die Tötungen durch Polizisten sind nicht ausschließlich rassistisch motiviert. Bei einer Bevölkerung von 328 Millionen wurden 2019 landesweit 1003 Menschen von der Polizei erschossen. 405 davon waren Weiße, 250 Schwarze, 163 Hispanics und 185 andere. Der Anteil der Afroamerikaner in dieser Statistik ist mit 25 Prozent überpropotional – gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil von 13 Prozent. Das hat aber weniger mit ihrer Rasse zu tun, sondern mit der „sozioökonomischen Entsprechung“. Etwa 20 Prozent der Afroamerikaner leben in Armut und etwa 9 Prozent Weiße. Der Rassenkonflikt wird somit zum Klassenkampf, der durch politische und soziale Massnahmen korrigiert werden kann. An den fremd- wie selbstverschuldeten Misständen in der „Black Community“ hat sich seit den 1960er Jahren wenig geändert. Schwarze kompetente Intellektuelle könnten der Debatte jetzt zur politischen Substanz verhelfen.“ (NZZ)