Unter der Überschrift „Brechreiz“ habe ich vor einiger Zeit einen Artikel über die Melinda- und Bill-Gates-Stiftung geschrieben. Eine gewisse Sonja Zekri hatte in der Süddeutschen Zeitung einen abartigen Hetzartikel gegen die Gates-Stiftung veröffentlicht. Das hörte sich so an:
„Die Stiftung ist ein Wohlfahrts-Imperium, das – wie manche höhnen – ein Ablass-Kapitalismus ist, der im besten Fall nichts, im schlimmsten Fall Schlechtes bewirkt. Manche Ideen, die Gates schön griffig als große Herausforderungen formuliert hat, können die Lage der Armen sogar verschlimmern: Impfstoffe gegen Durchfallerkrankungen können den Druck senken, Wasserpumpen zu bauen. Sein Plädoyer für eine neue Nutzpflanze, deren Anbau die Massen ernähren würde, sei wie bei jeder Monokultur eine Anleitung zur Katastrophe. So bleibt der Konflikt von Kapital und Moral. Ausgerechnet die Gates-Foundation besitzt Aktien von Merck oder Pfizer, Firmen also, die die Entwicklung billiger Generika bekämpft haben.“
Und ein Philosoph schreibt in der S.Z.: „Gates Wohltätigkeit basiert auf einem Vermögen, das dieser auf Knochen der Ärmsten erworben hat; sie ist Teil eines Spiels, in dem die humanitäre Maske nur die ökonomische Ausbeutung verbirgt.“
Melinda und Bill Gates haben geschätzte 150 Milliarden Dollar für ihre Stiftungen zur Verfügung gestellt; außerdem haben sie andere reiche Leute – wie z.B. Warren Buffett – zu großen Spenden-Summen animiert. Das Ehepaar Gates hat seine Milliarden bewusst nicht den zahlreichen Wohltätigkeitsorganisationen zur Verfügung gestellt, weil dort bis zu 40 Prozent der Spenden und Öffentlichen Zuschüsse für die eigene Organisation und deren Mitarbeiter aufgewendet werden. Das Unternehmer-Paar Gates reist unablässig durch die Welt und versucht mit seinen Spenden ein Höchstmaß an Effektivität zu erreichen. Für US-Bibliotheken werden 40.000 Computer gespendet, Studien zur Schmerztherapie von Krebspatienten werden finanziert, 700 Millionen Dollar für den United Negro College Fund für schwarze Studenten, 200 Millionen für eine Impfstoffinitiative gegen Malaria, 600 Millionen für ein Kinderimpfstoffprogramm gegen Diphterie, Keuchhusten, Masern und Gelbfieber, Katastrophenhilfe nach Erdbeben und Hurrikanen, eine Universität für arme Frauen usw. usw. In einer seriösen Zeitschrift war zu lesen, dass die Impfaktionen der Gates-Stiftung Millionen Menschen (vor allem Kindern) das Leben gerettet haben.
Selbst bei der antikapitalistischen Süddeutschen Zeitung könnte sich inzwischen herumgesprochen haben, was die Gates-Stiftung bewirkt. In einem großen Artikel wird das Thema jetzt nochmal aufgegriffen. Dabei werden die Verleumdungen gegen das Ehepaar Gates etwas zurückgefahren, aber die Tendenz bleibt die gleiche:
- „Dabei scheuen die Gates vor der Zusammenarbeit mit umstrittenen Pharma- und Chemiekonzernen – etwa der Bayer-Tochter Monsanto – nicht zurück. Bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Gates-Stiftung inzwischen der zweitgrößte Geldgeber nach der US-Regierung, was Gates den Vorwurf eingebracht hat, er benutze die Institution als Vehikel, um noch reicher zu werden.“ (Liebe Leser, verstehen Sie diesen Vorwurf ? Gates stiftet Milliarden an die WHO, um noch reicher zu werden !?!?)
- „Der Londoner Professor David McCoy wirft Gates vor, er tue nichts dafür, ein grundsätzlich ungerechtes Weltwirtschaftssystem zu verändern.“
- „Gates Stiftungsgeld fließt deshalb nicht nur an arme Kinder in Afrika, sondern auch z.B. an gut verdienende Pharmaunternehmen wie Merck oder Pfizer, die damit an Impfstoffen und Medikamenten forschen sollen.“
- „Der Anspruch der Stiftung, globale Gesundheit zu fördern, stehe in krassem Widerspruch zum Ursprung ihres Geldes kritisiert die Organisation Facing Finance.“
- „Globale Entwicklungsherausforderungen wie Migration, Sicherheit oder Klima spielen bei Gates eine weniger wichtige Rolle.“
- „Gates `Alliance for Green Revolution´ setze sich sogar bei afrikanischen Regierungen dafür ein, deren Gesetze industriefreundlicher zu gestalten. Dies schade dem freien Saatgutaustausch unter Bauern.“
Das Ehepaar Gates soll sich also um ein gerechteres Weltwirtschaftssystem kümmern, statt den Ärmsten der Armen konkret zu helfen. Gates soll nicht die Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten in Auftrag geben, weil die Pharmaunternehmen daran verdienen. Soll Gates warten, bis der Sozialismus den Kapitalismus überwunden hat ? Wer im kapitalistischen System der USA reich geworden ist, darf also nicht die globale Gesundheit fördern ? Wenn Afrika die stark wachsende Bevölkerung ernähren und eine minimale Gesundheitsvorsorge umsetzen will, dann braucht es industrielle Strukturen – auch in der Landwirtschaft !