Nach innerem Frieden zu suchen gehört zu den ältesten Bestrebungen der Menschheit. Das Auf-der-Suche-Sein nach Gelassenheit und Unabhängigkeit hat die überragenden Denker der gesamten Menschheitsgeschichte beschäftigt. Derart real und vordringlich stand offenbar den frühen Denkern ihr Bedürfnis nach innerem Frieden vor Augen, dass sich in den Gesellschaften des Altertums Lehren über geistige Freiheit und entsprechende Techniken zugleich mit den materiell nutzbaren Technologien entwickelt haben.
Das „Wenzi“, ein uraltes chinesisches Buch, beschreibt den Ursprung und die Entwicklung der komplizierter werdenden menschlichen Psyche in verschiedenen Abstufungen. Zunächst „war es noch nicht zum Verlust der reinen Einfachheit gekommen; daher waren alle Wesen sehr entspannt.“ Als die Gesellschaft aus diesem ursprünglichen Zustand herausfiel, „gab es das Erwachen eines von Absichten geleiteten Bestrebens. Die Menschen befanden sich auf der Schwelle zwischen dem Verlust ihres unschuldigen Geistes und einem bewussten Verständnis des Universums.“ Schließlich „hatten sich alle Menschen aufgerichtet, und denkend hielten sie der Belastung durch visuelle und akustische Sinneseindrücke stand. Die Menschen entwickelten sich dahingehend, dass sie an den Dingen Geschmack fanden und ihr Begehren auf diese richteten, und ihr Erkenntnisvermögen wurde von Äußerlichkeiten in die Irre geführt. Die Ursprünglichkeit des Lebens war nicht länger eine reale Gegebenheit.“
Eine sehr populäre Sammlung von Äußerungen über den Weg zum inneren Frieden heißt „Dhammapada“ („Der Wahrheitspfad“ oder „Darlegungen der Grundwahrheit“). Diese Äußerungen sind den Lehrreden des Gautama Buddha entnommen, der etwa 500 Jahre vor Christus lebte. Von Gautama heißt es, er habe vollkommene Geistesruhe erreicht; er soll 49 Jahre darauf verwandt haben, von Ort zu Ort zu wandern, um anderen zu vermitteln, wie sie ebenfalls zu Gelassenheit und Unabhängigkeit gelangen können.
Zitate aus Dhammapada:
- Die Unvereinbarkeit autoritären Gehabes mit authentischem Buddhismus wird klar ersichtlich. Die Idee, Buddhismus sei autoritär (die sogar von manchen seiner Anhänger, insbesondere im Westen, vertreten wird), beruht auf falschen Vorstellungen von Buddhismus.
- Steh auf, und sei für dich selbst verantwortlich. Gib acht auf deinen Geist und übernimm selbst die Verantwortung für dich. Sei deiner selbst gewahr und erkenne dich selbst. Falls du nicht über dich Bescheid weißt, kannst du auch sonst nichts wissen. Zunächst sollte man Redlichkeit zur eigenen Lebensgrundlage machen; danach kann man anderen Anleitung geben. Wer Redlichkeit dazu nutzt, von ihm begangenes Unheil wettzumachen, erhellt die Welt wie der unverhüllte Mond.
- Nie im Leben verlöschen Hassgefühle dadurch, daß man Hass empfindet; vielmehr tun sie das dadurch, daß man keinen Hass empfindet; das ist eine unabänderliche Wahrheit.
- Wir selbst sind derjenige, der Übles tut, durch uns selbst erfahren wir Leid. Wir selbst sind derjenige, der Übel nicht begeht, durch uns selbst werden wir geläutert.
- Ein Mensch, der wenig gelernt hat, altert wie ein Ochse; seine Leibesfülle nimmt zu, seine Einsicht dagegen nicht.
Der Buddha ist seinem Selbstverständnis nach kein Gott, auch kein Gottmensch nach Art des Christentums und auch kein von irgendwoher „Erleuchteter“ – sondern ein „Erwachter“: ein Mensch, dem nach langen Wegen und Irrwegen die Selbsterlösung geglückt, nicht eine Fremderlösung zuteil geworden ist. Seine Lehre enthüllt den Leidenscharakter allen Lebens: Leben als Leiden soll überwunden werden.