In seiner ursprünglichen Form ist der Buddhismus eine Lehre und ein Weg; das meiste ist den Anschauungen westlich zivilisierter Menschen völlig entgegengesetzt.
Buddha verstand sich n i c h t als Gott, auch nicht als Gottmensch nach Art des Christentums und nicht als „Erleuchteter“ – sondern als „Erwachter“: ein Mensch, dem nach langen Wegen und Irrwegen die Selbsterlösung geglückt ist und dem keine Fremderlösung zuteil wurde. Wenn Buddha lehrte, leitete er zur Selbsterlösung an. Dabei kommt es auf den W e g an und es ist völlig gleichgültig, ob man das eine Religion oder eine Philosophie oder eine Weltanschauung nennen will.
Im esoterisch spiritualisierten Westen wird der Buddhismus oft verhunzt: „Vom Survival- zum Revival – Training – Aufs Weiterleben mag man nicht verzichten.“ und Buddha wird in einen Fremderlöser oder in einen Heiland umgedeutet.
In Tibet basiert der Lamaismus auf einem klar gegliederten hierarschischen System, einer Theokratie mit Autoritäten, vor denen die Menschen im Westen, die von Bischöfen und Päpsten nichts mehr wissen wollen, begeistert in die Knie gehen.
„Wenn Buddhisten und Christen zusammenkommen, sollten wir in Achtsamkeit ein gemeinsames Mahl als wahre Übung der Kommunion einnehmen. Achtsam ein Stück Brot oder eine Schale Reis zu essen und wahrzunehmen, dass jeder Bissen ein Geschenk des ganzen Universums ist, heißt intensiv leben. Wir brauchen uns nicht vom Essen ablenken zu lassen, auch nicht durch die Lesung von Schriften oder Lebensgeschichten von Bodhisattwas oder Heiligen. Wo Achtsamkeit ist, da sind der Buddha und der Heilige Geist bereits gegenwärtig.
Auf dem Altar meiner Klause in Frankreich stehen die Bildnisse von Buddha und Jesus. Wenn ich Räucherwerk entzünde, nehme ich Kontakt mit beiden als meinen spirituellen Ahnen auf. Dies ist mir möglich, weil ich vielen wahren Christen begegnet bin, Männern und Frauen, deren Leben und Worte die tiefsten Aspekte der christlichen Tradition verkörpern.“ (Fundstück)
„Selbst Vater Thomas Keating, der schon länger als fünfzig Jahre Trappistenmönch ist und von 1961 bis 1981 Abt von Saint Joseph`s Abbey in Spencer/Massachusetts war, sucht im Dialog mit den buddhistischen und anderen traditionellen Weisheitslehren wie auch mit der zeitgenössischen Wissenschaft nach Vertiefung jener uralten Praxis, die er als „Gebet der Sammlung“ bezeichnet. Für Vater Keating hat sich herausgestellt, dass gewisse Elemente der buddhitischen Meditationspraxis die christliche Tradition gut ergänzen, weil sie dem Erleben neue Wege zur Wahrheit Gottes eröffnen. Der weithin bekannte Thomas Merton, Trappist wie Keating und Verfasser von „Der Berg der sieben Stufen“, eines Best- und Dauersellers seit den 1940er Jahren – auch er hat sich in die buddhistische Tradition vertieft. Selbst glühende Christen stellten also fest, dass der Drang zur Gottsuche über das Bett eines einzelnen religiösen Traditionsflusses hinaus ausufert.“ (Fundstück)
Buddhas Unterweisungen handeln n i c h t von Ritual oder Dogma, da er in Abrede stellt, dass diese zu Freiheit und Erleuchtung führen könnten.
Buddha teilte auch n i c h t die Vorliebe der alteingesessenen Priesterschaft für die Pflege kultischen Zeremoniells; er verzichtete auf die verschlüsselten Sprachcodes der brahmanischen Priester und sprach mit Menschen aus allen Lebensbereichen in ihrer eigenen, regional gefärbten Sprache.
Die zahlreichen Lehrreden des Buddha in der mündlichen Überlieferung illustrieren auf wunderschöne Weise die tiefe Abgeklärtheit und unwandelbare Würde dieser Weltanschauung des Friedens.
Nie im Leben erlöschen Hassgefühle dadurch, da man Hass empfindet; vielmehr tun sie das dadurch, dass man keinen Hass empfindet; das ist eine unabänderliche Wahrheit. Ein Sprichwort im Zen-Buddhismus besagt: „Gedanken hervorrufen ist ein Gebrechen; sie nicht aufzugreifen das Heilmittel.“
Buddhisten sehen es als unverrückbares Seinsgesetz an, dass wir – auf individueller und kollektiver Ebene – die Resultate unserer Handlungen erfahren; buddhistische Begriffe von Moral und Verantwortung basieren auf diesem Kausalsatz.“