Bundespräsident Steinmeier kritisiert den Zusammenhang zwischen Bildungschancen und sozialer Herkunft in Deutschland:
„Es gibt kaum ein Politikfeld, in dem Reden und Handeln so beschämend weit auseinanderklaffen. In Deutschland entscheidet allzu häufig die soziale Herkunft über die Bildungschancen von Kindern.“
Millionen Menschen wachsen nach der Geburt in ein seelisch verkümmertes Leben, weil sie Lebensumstände antreffen, die ihre charakterlichen, intellektuellen und sozialen Begabungen nicht zur Geltung kommen lassen – um es vorsichtig auszudrücken. Das gilt nicht nur für viele Länder der Dritten Welt – und dort besonders für Frauen – sondern auch für unser hoch entwickeltes und in den meisten Lebensbereichen gerechtes Deutschland.
Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, wie stark f r ü h e Erfahrungen das ganze Leben beeinflussen. Der Göttinger Hirnforscher Gerald Hüther hat erforscht, dass die Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit schon in der Schwangerschaft beginnt. Familienforscherin Uta Meier-Gräwe: „Wir nennen den Typus die „verwalteten Armen“; das ist der „Sozialhilfeadel“, wie es im Jargon der Ämter heißt; Familien, die seit Generationen von Transferleistungen leben; diese Eltern sind ihren Kindern keine Hilfe, Zeitstrukturen entgleiten ihnen völlig.“ „Bildung ist der Schlüssel ! In der Schule sollten sie nicht nur ein gesundes Essen bekommen, sondern auch lernen, wie man es kocht; vor allem müssen sie lernen, wie Konflikte gewaltfrei gelöst werden können.“
Gewaltfrei !!! Das Gegenteil erfahren viele Kinder ab der Geburt und das fast täglich. Ergebnisse der Entwicklungspsychologie zeigen, dass Babys im Umgang mit den Eltern ganz grundlegende Fähigkeiten im Verhalten entwickeln – eine Persönlichkeitsstruktur. Defizite in diesem Bereich führen zu schweren psychischen Erkrankungen. In den Beziehungen zu anderen Menschen zeigen sich Defizite etwa darin, dass die Betroffenen sich nicht in andere hineinversetzen, also nicht emphatisch sein können.
Die amerikanische Neuropsychiaterin Dorothee Lewis, die in den USA jugendliche, zum Tode verurteilte Strafgefangene untersuchte, stellte bei den meisten von ihnen psychiatriche Erkrankungen und Hirnschäden fest und schlussfolgerte, dass diese Menschen nicht die gleichen Chancen hatten, wie wohlbehütete Mittelklassekinder.
In Deutschland hat diese Chancen-Ungerechtigkeit für die Betroffenen – und meistens auch für deren Kinder und Enkel – ebenso schlimme Folgen wie für unseren Staat, der viele Milliarden Euro für „Soziale Reaparaturkosten“ bereitstellen muss. Beispiel: In NRW mussten die Kommunen im letzten Jahr ca. 12.000 Jugendliche aus den Familien holen und „unter Schutz stellen“. Solche „Inobhutnahmen“ kosten den Steuerzahler fast eine Milliarde Euro p.a. – allein in NRW ! Eine Ruhrgebietsstadt gibt dafür genauso viel aus, wie für ihre Kindertagesstätten.
Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, kommen die Kriegs- und Killerspiele und brutalste Gewaltvideos hinzu. Natürlich können die Kinder jeden Pin knacken; schon bei Zehnjährigen beginnt diese Sucht nach abscheulichen Gewaltorgien und Kriegsszenarien und bald auch nach Pornographie. Für manche Kinder und ganz besonders natürlich für die Kinder aus Problemfamilien ist Gaming der zentrale Lebensinhalt; sie rennen nach der Schule sofort nach Hause zu ihrer Konsole, statt draußen mit ihren Freunden zu spielen oder zum Fußballtraining zu gehen. (Es gibt einen Zusammenhang zwischen Intelligenzentwicklung und Bewegungsentwicklung !)
Zitat: „Es gibt zwar viele Risikofaktoren für Entwicklung zur Gewalt, verhindert wird sie nur durch emotionale Anbindung, institutionelle Einbindung mit Gewinnchancen und die Ermöglichung jugendgemässer konventioneller Betätigung.“
Zum Schluß meine herzliche Bitte an Vater Staat: Wir brauchen für a l l e Kinder Ganztagsschulen und Klassen mit maximal 20 Schülern. Schulaufgaben müssen i n der Schule mit Unterstützung der Lehrer erledigt werden; die Lehrer sind für die Leistungen der Schüler mitverantwortlich ! Und: Viermal pro Woche Mannschaftssport (Fußball, Basketball oder Handball). Die Betonung liegt auf Mannschaft, weil das Miteinander über dem Ego liegt.