Das Geschäft mit der Angst

Riesenschlagzeile Süddeutsche Zeitung: „Wir werden uns gegenseitig essen müssen.“ Ozeanforscher Fabien Cousteau über die Folgen leergefischter und zugemüllter Meere.

Warum setzen Medien solche abartigen Behauptungen in die Welt ? Ein ehrlicher Journalist würde antworten: „Soll die Schlagzeile etwa so lauten: Bundesregierung beschließt GuteKita-Gesetz ? Das will kein Schwein lesen ! Wir müssen die Leute locken und das funktioniert mit Katstrophenmeldungen hervorragend ! “ Dieses Geschäftsprinzip macht nicht viel Arbeit und ist deshalb preiswert und es bringt offensichtlich Umsatz. ( Auf den „Nichts-als-die-Wahrheit-SPIEGEL“ und auf Deutschlands unseriöseste Zeitschrift „Focus-Money“ werde ich separat eingehen). Hier zunächst Horror-Schlagzeilen aus anderen Medien:

= Süddeutsche Zeitung: „P s s s t ! Darüber spricht man nicht. Längst bereiten Banken sich darauf vor, dass die europäische Währungsunion zerbricht.“

= „Ströme, die alles mit sich reißen. Seit Jahresbeginn sind vier Milliarden Dollar aus Schwellenländern abgeflossen, jetzt geht die Furcht an den Devisenmärkten um.“ (Kommentar: Neben dem Angst-Prinzip geht es bei diesem Thema auch um Inkompetenz: Wegen vier Milliarden Dollar eine solche Behauptung aufzustellen, ist lächerlich)

= FAZ: “ Die Jahrhundert-Krise. Europa kommt nicht aus der Euro-Krise, Amerika gewinnt nicht an Fahrt und die Schwellenländer geraten in Turbulenzen. Ist das Ende des Wachstums erreicht ? „Säkulare Stagnation“ heißt die neueste Erklärung der Ökonomen dafür. Dahinter steckt das Horrorszenario eines dauerhaften Wechsels von Blasen und Depression.“ (Kommentar: Als Journalist sollte man sich von Ökonomen fernhalten)

= FAZ: „Deutschland gehen die Nüsse aus“

= DER AKTIONÄR: „Die Euro-Bombe: 2016 als Entscheidungsjahr. Die Europäische Union und der Euro zerfallen immer schneller.“

= „In Deutschland beherrschen linke und grüne Meinungsmacher die Medien. Ich behaupte, daß die von wenigen Tausenden betriebene Tyrannei der vorherrschenden Meinung zur Verbreitung der Kultur der Angst beigetragen hat.“ (Bassam Tibi)

= „Angst vor dem Bio-Terror. Sicherheitsexperten befürchten einen unmittelbar bevorstehenden Biowaffen-Anschlag in Europa. DER AKTIONÄR erklärt, warum Emergent BioSolutions die beste „Milzbrand-Aktie“ ist.“ (Kommentar: Neben Ökonomen sollte man auch um Experten einen großen Bogen machen)

= „Müssen wir uns vor Trümmern aus dem All fürchten ?“

= Zwei Beispiele für verlogene Panikmache: WELT a.S.: „Die vergessene Krise. Während Westeuropa mit sich selbst beschäftigt ist, schlägt in Osteuropa die Angst vor dem Absturz in Panik um. Im Baltikum ist es schon dazu gekommen, dass Kunden in Panik zu den Niederlassungen ihrer Banken stürmten. Länder wie Ungarn werden wieder in die Rezession stürzen.“ Kommentar: Das sind mehrere erlogene Behauptungen der WELT a.S. Im Baltikum ging es um e i n e Bank, deren angebliche Probleme schnell überwunden wurden und Ungarn ist nach diesem Bericht von 2011 nicht nur nicht gestürzt, sondern hat überdurchschnittliche Zuwachsraten realisiert.

Die Süddeutsche Zeitung schrieb am 27.9.2011: „Angst vor dem Bankrott. In Frankreich taumeln große Geldhäuser. Kein Wunder, dass die Regierung schon vorsorglich ein mögliches Pleite-Szenario durchspielt.“ Auch das ist verlogene Panikmache, wie wir heute wissen. Die Aktienkurse der französischen Banken lagen übrigens am 27.9.2011 zweistellig im Plus.

= „Droht die kommende Generation zu scheitern, weil Eltern ihre Kinder nicht mehr erziehen ? Droht unsere Gesellschaft in die Hände von Tyrannenkindern zu fallen ? Mit ihrem Buch hat die Therapeutin Leibovici-Mühlberger eine Debatte angestossen.“ (Fundstück)

= Die Süddeutsche Zeitung am 15.3.2012: „Angst vor Geldentwertung. Furcht vor Inflation.“ Dieser Panikmache der Süddeutschen Zeitung folgten s i e b e n Jahre o h n e nennenswerte Inflation !!!

= Der Nobelpreisträger Robert Stiller in der Weltwoche: „Die gegenwärtige Lage erinnert mich stark an 1937 – und das macht Angst vor dem 3. Weltkrieg.“

= Riesenschlagzeile S.Z.: „Jahre ohne Sommer. Verglühte Landstriche, Dunkelheit, ein Einbruch bei der Nahrungsmittelproduktion und eine abstürzende Weltwirtschaft: Der Ausbruch eines Supervulkans könnte die Menschheit auch heute noch in einen Zustand vor der Zivilisation versetzen. 800 Grad Celsius, heiße pyroklastische Ströme rasen mit dem Tempo von Formel-1-Rennwagen selbst über Hügelketten und Flüsse. Manche spekulieren, dass der Ausbruch des Toba vor 74.000 Jahren Homo sapiens fast ausrottete. Nur wenige tausend blieben am Leben.“ An anderer Stelle titelt die S.Z.: „G e r m a n A n g s t – Deutsche fürchten nichts mehr als Naturkatastrophen und Terror.“ Ist es übertrieben, das als Gipfel der Heuchelei zu bezeichnen ?

Liebe Leser, diese absurde und unseriöse Panikmache mag für das Geschäft der Medien gut sein, aber für die Menschen birgt sie die Gefahr, dass sie irgendwann nichts mehr glauben und dann für realistische Risiken nicht mehr sensibilisiert werden können.

Hin und wieder werde ich auf das „Geschäft mit der Angst“ zurückkommen.