Das Geschäft mit der Angst

Die große Finanzkrise 2008/2009 hatte die Weltwirtschaft in Turbulenzen gestürzt und die Angst ging um in Deutschland, Europa und der Welt: Sind der Euro und unsere Ersparnisse noch zu retten? Folgt dann Massenarbeitslosigkeit und Hyperinflation? Kommen dann die rechten oder linken Radikalen an die Macht?

Die deutschen Politiker (Steinbrück + Schäuble) und die anderen EU-Regierungen haben mit den richtigen Entscheidungen die Wirtschaftskrise schnell überwunden und es folgte über zehn Jahre ein nicht für möglich gehaltenes Wirtschaftswachstum mit geringen Arbeitslosenzahlen und besonders in Deutschland einer Verringerung der Staatsverschuldung bis zur Schwarzen Null. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg in Deutschland um drei Millionen.

Für die sogenannten Wirtschaftsexperten und Medien verstiess die deutsche Regierung vehement gegen die Reine Lehre der Volkswirtschaft und ganze Berge von absurden und inkompetenten und aggressiven Gutachten und falschen Zukunftsszenarien ergossen sich über unser Land. Beispiele: „Der deutsche Wohlstand ist auf Sand gebaut.“ + Im Jahr 2011 schrieb die S.Z.: „Die Finanzkrise kehrt zurück.“ und im Jahr 2014 titelte die S.Z. ganz groß: „Alarm im Wunderland. Ukraine-Krise und wachsende Probleme in Europa – die deutsche Wirtschaft steuert auf einen Abschwung zu. Die Stimmung kippt.“

Wirtschaftsprofessor Joachim Starbatty am 22.4.2010: „Ich glaube, dass die Inflationsrate auf über fünf Prozent steigen wird.“

Wirtschaftsprofessor Roland Vaubel am 11.10.2012: „Ich erwarte, dass wir in den nächsten Jahren hohe Inflationsraten von um die fünf Prozent bekommen.“

Große Sonntagszeitung am 31.7.2011: „Das deutsche Märchen geht zu Ende.“ Im November 2011 titelte eine Tageszeitung „Rekordquartale !“ und eine Finanzzeitung schrieb von „Überhitzung.“

Mehrere Crash-Propheten machten Geld mit abartigen Weltuntergangsszenarien; Beispiel: „Galoppierende Inflation und Währungsreformen (!!!!!) sind nur eine Frage der Zeit.“ Gleichzeitig kündigten diese Herrschaften einen Goldpreis von 5000 Dollar pro Unze an.

Großer Name und falsche Aussage: Carl Christian von Weizsäcker vom Max-Planck-Institut verkündete im Mai 2013: „Der Euro wird so stark aufgewertet, dass er die Prosperität des Euroraums zerstört. Gemäß dem Keynes-Szenario steht dem Euroraum eine Art Japanisierung ins Haus.“

Aber mein Lieblingsexperte (Prof. Dr. Jürgen Stark) schlägt alle ! Keiner liegt so daneben wie Stark und keiner ist so abgebrüht, seine krassen Fehlprognosen ständig zu wiederholen, ohne sich ein einziges Mal zu korrigieren oder zu entschuldigen. Noch im Juli 2013 schrieb Stark von einer Inflationsrate von m i n d e s t e n s vier Prozent. Das Gegenteil trat ein, so daß einige Kollegen von Herrn Stark schon von Deflation sprachen. Es ist bedauerlich, dass die eigentlich seriöse FAZ diesem Herrn erlaubt, in großen Artikeln den immer gleichen Müll zu verkünden und vor allem die EZB anzugreifen, die den Euro und die Europäische Union vor dem Zerfall gerettet hat.

Der geschätzte Klaus Regling (Direktor des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) sagte in einem Gespräch mit der WELT im Februar 2020: „Eine bevorstehende Finanzkrise auszurufen, das ist Panikmache und dient vor allem dazu, einschlägige Bücher und Anlageprodukte zu verkaufen. Es wird wieder eine Krise geben, denn Krisen gehören ein Stück weit zu unserem marktwirtschaftlichen System. Diese Krisenpropheten haben vor fünf, sieben oder neun Jahren auch immer wieder das Ende des Euro vorhergesagt oder Hyperinflation. Beides ist nicht eingetreten. Als die EZB unter Jean-Claude Trichet anfing, Staatsanleihen aufzukaufen, wurden riesige Verluste bei der EZB prophezeit. Tatsächlich führen die Aufkäufe heute zu riesigen Gewinnen. Bei der Gründung des ESM wurden riesige Verluste für den Bundeshaushalt prophezeit, auch die sind nie eingetreten. All diese Untergangspropheten haben jahrelang falsch gelegen und deshalb bleibt ihnen k e i n e G l a u b w ü r d i g k e i t !!“

Deutschlands unseriöseste Zeitschrift FOCUSMONEY hat sich in den Jahren seit der Finanzkrise mit absurden, falschen, inkompetenten und Angst schürenden Behauptungen in Szene gesetzt. Das folgende Titelblatt „GELD INFARKT 2020“ vom Mai 2018 ist trotz Corona-Krise widerlegt und das Titelblatt vom 3. Juni 2020 macht mich (fast !) sprachlos. Ist der Leserschwund bei FOCUSMONEY so gravierend, dass nur mit der ständigen Wiederholung von längst widerlegten Behauptungen und Horrormeldungen noch Rettung möglich ist ?