Das Sündenregister der Medien in 2758 Kapiteln

= Auf der Titelseite eines Buches schreibt der Kopp-Verlag: „Die Asylindustrie. Wie Politiker, Journalisten und Sozialverbände von der Flüchtlingswelle profitieren. Ein Buch voller F a k t e n , F a k t e n ……….. Das M i l l i a r d e n g e s c h ä f t mit den Flüchtlingen.“ (Kommentar: Goebbels lässt grüßen!)

= Die Sängerin Judith Holofernes in der FAZ a.S.: „Ich kann mich wahnsinnig über unfaire Presse aufregen; manchmal möchte ich zurückschreiben und sagen: „Und du bist ein blödes, mickriges Arschloch.“

= Günther von Lojewski – ehemaliger Intendant des Senders Freies Berlin – über Journalisten: „Obwohl Jörg Kachelmann und Klaus Landowsky sie eines Besseren hätten belehrt haben sollen, haben wieder zahllose Journalisten für eine Demonstration ihrer Macht Grundregeln ihres Berufes negiert: Gerüchte Fakten vorgezogen, Schnelligkeit vor Sorgfalt, Meinung vor Nachricht, Vorurteil vor Unparteilichkeit. Hat sich nach dem Freispruch von Christian Wulff ein einziger Journalist öffentlich bei ihm entschuldigt?

Es ist wohl an der Zeit, dass wir Journalisten, die wir gern alles (besser) wissen und jeden kritisieren, einfach uns selbst zum Gegenstand öffentlicher Diskussionen machen, unsere Standards, unser Ethos und unser Verhältnis zu Freiheit und Macht.“

= Steven Pinker im „Schweizer Monat“: „Und wie steht es um die berühmt-berüchtigte Ungleichheit? Die Einkommen nähern sich weltweit immer mehr an. Der Grund: die Bürger armer Staaten werden schneller reicher als jene von Industrieländern. Nicht nur können wir diese Entwicklung seit gut zwei Jahrzehnten beobachten. Sie hat sich seit der globalen Rezession sogar noch beschleunigt. Das BIP von Mosambik ist seit 2008 um sechzig Prozent gestiegen; das von Italien ist um sechs Prozent gesunken. Die Zeitungen berichten aus gutem Gund nicht über Mosambik. Dort steht nämlich alles zum Besten.“

= Giuseppe Verdi lebte von 1813 bis 1901 und hat seine Erfahrungen mit Journalisten zu Papier gebracht: „Frei herausgesprochen: sag Du mir, der Du doch auch ein wenig Zeitungsmensch bist, ob man all die Kritiken dieser Herrschaften ernst nehmen kann. Glaubst du, dass sie alle oder auch nur in einer Mehrzahl aus eigenem Verständnis, etwelcher Einsicht sprechen? Glaubst du, dass sie alle, oder doch die meisten, in das Innere eines Werkes dringen und die Absicht der Komponisten erfassen?

Nie, niemals……. Aber wozu darüber reden: die Kunst, wahrhaft schöpferische Kunst, hat nichts zu tun mit dem zahnlosen Wesen, als das uns die Kritiker hinstellen möchten. Und dabei verstehen sich die Herrschaften nicht einmal untereinander…..“

= Einer plakativen Schlagzeile wird jeder Anstand geopfert. Nach dem Tod des Apple-Gründers Steve Jobs brachte die Zeitung „Finanz und Wirtschaft“ die Riesenschlagzeile: J o b s g e h t – J o b s k o m m e n und die Überschrift: „Apple-Ikone stirbt – Stellenzuwachs in der Wirtschaft – Umsatzsteigerung im Detailhandel.“

= Der Prozess gegen Jörg Kachelmann hat hohe Wellen geschlagen. Damals schrieb der Schweizer Monat u.a.:

„Heutzutage will ein journalistischer Bote nicht lediglich die Botschaft überbringen, sondern im Scheinwerferlicht stehen und sich selbst zur Nachricht machen, vom Reporter zum Agitator werden. Eine Journalistin des Qualitätsorgans „ZEIT“, die in Zusammenarbeit mit einem sogenannten Staranwalt schon Bücher über dessen grossartiges Wirken geschrieben hat, rät dem Verteidiger des Angeklagten, diesen Staranwalt einzubinden; als der Verteidiger auf dieses unsittliche Angebot nicht einging, feuerte die Journalistin Rückert ein ganzes „ZEIT“-Dossier gegen ihn ab. Das führte dann nicht zur Entlassung der Journalistin, sondern des Verteidigers, der durch den empfohlenen Staranwalt ersetzt wurde.

Der Angeklagte wurde freigesprochen, aber es gab Schuldige, denen mit juristischen Mitteln nicht beizukommen ist: alle Journalisten, die sich, ob aus Dummheit, Unfähigkeit, Eitelkeit oder mit Absicht instrumentalisieren liessen – als selbstherrliche Richter in fremder Sache oder zur Mehrung der eigenen Prominenz.“

= Roman Polanski: „Mich erinnert der Fall Dreyfus stark an die Presse. Wenn die einen Fehler machen, kann man einen Brief schreiben, und sie werden ihn vielleicht veröffentlichen, aber sie werden ihre Antwort danebenstellen, sie werden immer das letzte Wort behalten – und: sie werden niemals, nie, nie zugeben, einen Fehler gemacht zu haben.“

= Betrug als Geschäftsmodell: Die bekannte Adelige Victoria von Schweden war beim Andruck der Klatschpresse immer noch nicht Mutter geworden, was zwei Hefte nicht daran hindert, ihren Lesern genau das zu suggerieren: „Mama Victoria – Traumhafte Baby-Fotos“ ruft es vom Titelblatt der „Neuen Welt“, die dann Fotos der Prinzessin mit ihrem Patenkind zeigt und dazu Victoria selbst als Baby. „Die Aktuelle“ titelt: „Es geht los! Victoria – Sie ist in der Klinik!“ – und tatsächlich: Victoria hat kürzlich eine Kinderklinik besucht, allerdings nicht, um dort selbst zu gebären.

Ein Meisterstück liefert hier mit seiner Schweden-Titelstory das „Echo der Frau“ ab: „Victoria & Daniel – Baby-Glück! Es ist ein kleiner Prinz“. Doch lesen Sie selbst, mit welch neuem Dreh das Blatt seine Leser auf den alten Leim führt: „Was für eine süße Baby-Überraschung. Zwar ist es noch nicht offiziell, aber die Spatzen pfeifen es längst von den Dächern. In nur wenigen Wochen schon wird Prinz Daniel (37) einen kleinen Prinzen in seinen Armen halten. Daniel ist überglücklich, denn er soll einer der Taufpaten des kleinen Zillings-Jungen aus Dänemark werden.“

Diese Klatschzeitschriften haben in Deutschland jede Woche mehrere Millionen Leser !!!!!!!

= Der geschätzte Journalist und Blogger Stefan Niggemeier in der FAZ: „Wie viele Journalisten sind den tatsächlich mit Dinge-Finden und -Erklären beschäftigt und tun dies auch noch gut? Und wie viele passen nur das, was ihnen Nachrichten- und PR-Agenturen ins Haus liefern, in Artikel-Gefäße? Es wäre schon viel gewonnen, wenn mehr Journalisten unter Recherche überhaupt die Eingabe eines Begriffs in eine Suchmaschine verstünden.

Ein amerikanischer Blogger hatte darüber geschrieben, warum es kaum deutsche Wirtschaftsblogs gebe; daraus machte das SZ-Magazin ohne sein Wissen eine Polemik über deutsche Blogs insgesamt; das SZ-Magazin wusste nicht einmal, wer ihr Gastautor war und verband seinen Text mit einer falschen Biographie – erstaunlich für ein Heft, das viel von „Fakten“ und „Qualität“ redet; noch erstaunlicher ist, dass die Online-Auftritte von „taz“ und „SPIEGEL“ und „Financial Times“ die Fehler des S.Z.-Magazins übernahmen. K e i n e r von ihnen schien den Autor zu kennen und keiner hatte auch nur seinen Namen bei Google eingegeben, um sich kurz zu informieren.

Wir brauchen einen Journalismus, der transparent ist, seine Unzulänglichkeiten offenlegt und seine Fehler korrigiert, der hingeht, wo es weh tut, sich die Zeit nimmt, die nötig ist, der recherchiert statt kopiert und Verantwortung für die Folgen seiner Arbeit übernimmt.“