Das Sündenregister der Medien in 2789 Kapiteln:

= „Denn heutzutage sind Nachrichten keine Nachrichten mehr, zumindest nicht jene, die die meiste Aufmerksamkeit erregen. Nachrichten sind ein Fall für Spezialisten geworden. Ein Mann, der an einem Schreibtisch in Washington oder New York sitzt, liest die Agenturtelegramme und ändert sie so ab, dass sie seinem persönlichen Denkmuster und seinem Namenszug entsprechen. Was uns oftmals als Nachrichten präsentiert wird, sind überhaupt keine Nachrichten, sondern die Meinung eines Halbdutzend Experten, was diese Nachrichten bedeuten.“ (Aus dem Buch „Russische Reise“)

= Im Pressekodex ist in den Ziffern 8 und 11 geregelt, dass zum Schutz der Persönlichkeit auf „Unangemessen sensationelle Darstellung“ verzichtet werden soll. Nach der schrecklichen Germanwings-Katastrophe haben Fernsehsender und Zeitungsreporter bewiesen, dass sie sich einen Dreck um diesen Kodex scheren. Familien der Piloten wurden extrem belästigt, Anwohnern wurde Geld für Interviews geboten, in Gedenksträußen wurden Handykameras versteckt. Im Pressekodex heißt es: „Die Identität von Opfern ist besonders zu schützen“ – das hält den SPIEGEL nicht davon ab, in einer Titelgeschichte zwanzig Opfer namentlich zu nennen. Der Kriminalpsychologe Rudolf Egg erlog im ZDF die Falschinformation, dass der Co-Pilot einen Abschiedsbrief hinterlassen habe. Zahlreiche andere Experten durften in den Medien ihre abartigen Ferndiagnosen verkaufen.

= Der Hohe Gerichtshof in London hat Trinity Mirror, den Verlag der Boulevardzeitungen „Daily Mirror“, Sunday Mirror“ und „Sunday People“ zu Entschädigungszahlungen von 1,25 Millionen Pfund für die Verletzung der Privatsphäre in acht Fällen durch das Abhören der Mailboxen von Prominenten verurteilt. Zu den Opfern gehört der Fußballspieler Paul Gascoigne, der mit 188250 Pfund entschädigt wird. Die Schauspielerin Sadie Frost erhält 260250 Pfund.

= Fast täglich können wir in den Medien lesen „Wie Recherchen zeigen“ oder „Wie Recherchen ergaben“ – auch in seriösen Verlagen. Kaum eine Sendung wird noch ausgestrahlt, ohne dass auf eigene Recherchen verwiesen wird. Neunzig Prozent aller Recherchen in Presse und TV sind keine Recherchen – sie sind billige Prahlerei. Etikettenschwindel ist die neue Branchenkultur.

= Umberto Eco schreibt ein Buch über die Medien und sagt: „Journalismus ist ein Schweinegeschäft und die Pressefreiheit ein Witz. Wahrheit bedeutet den Medienleuten nichts.“

= Es gehört zu den Usancen der italienischen Presse, von vermeintlich exclusiven Gesprächen zu berichten, die nie stattfanden. So machte der „Corriere“ im Herbst aus dem Papstinterview mit ein paar Dutzend mitreisenden Journalisten beim Anflug auf Washington ein Exclusivgespräch.

= Die ARD Tagesschau machte aus den reichsten 62 der Welt „Oligarchen, Ölscheichs oder Milliardenerben“. Ein Blick auf die angebliche Oligarchenliste bei Forbes zeigt, dass in dieser Rangliste der Superreichen ganz überwiegend US-Amerikaner sind, kein einziger Russe, kein Scheich und kaum reiche Erben.

= Wer Österreich regiert, bestimmen die Wähler erst in zweiter Linie. Den Kanzler macht die „Kronen Zeitung“. (FAZ)

= Lange nichts mehr von Herrn Jakob Augstein gehört. Eine seiner herausragenden Feststellungen hörte sich so an: „Angela Merkel – und hier kann man mal einen historischen Prozess an einer einzelnen Figur festmachen – hat Griechenland in eine Rezession gestürzt, die schlimmer ist als die berüchtigte Große Depression der USA. Manche Griechen vergleichen Merkel jetzt sogar mit Hitler.“ (In der damaligen Finanz- und Eurokrise haben Merkel und Schäuble u n d die Merheit der anderen EU-Länder die richtigen Entscheidungen getroffen: Hilfen der EU nur gegen Umsetzung der vereinbarten Reformen. So ist es umgesetzt worden und so hat sich Griechenland mit einer kompetenten neuen Regierung aus der schlimmen Krise befreit)

= Frage der S.Z. an Wolfgang Schäuble: „Sie haben beklagt, dass Kameraleute im Bundestag immer draufhielten, wenn Sie eine Rampe hinunterfuhren.“ Schäuble: „Ich habe gesagt, wenn ich dabei umfiele, würde ich das Bild nicht mehr los. Ich hasse es auch, wenn ich eine Rampe hochfahre und sie stehen da mit den Kameras. Da kann ich ganz unfreundlich werden. Ein bisschen Respekt könnte man ja gegenüber einem Menschen in meiner Situation haben. Ja, diesen Preis zahlt man als Politiker.“

= Bad News are good News – dieses Prinzip pflegt auch die Süddeutsche Zeitung; so lautete im Oktober 2014 eine völlig absurde Feststellung: „Das deutsche Wunder ist zu Ende. Namhafte Wissenschaftler sagen voraus, dass durch den rasanten Fortschritt in der Informationstechnologie beinahe alle Arbeitsplätze der Mittelschicht durch intelligentere Roboter oder neue digitalisierte Prozesse wegfallen.“