Das Sündenregister der Medien

Die klassischen gedruckten Medien stehen inhaltlich und finanziell mit dem Rücken zur Wand. Deshalb schießen sie aus allen Rohren gegen die Tech-Konzerne Microsoft, Amazon, Facebook und Google u.a. – siehe Titelseite Handelsblatt „Zerschlagen reicht nicht“. Und sie schießen jetzt auch gegen ARD und ZDF – siehe „Die Öffentlich-Rechtlichen missachten die freie Presse“. Die jüngeren Generationen informieren sich – wenn überhaupt – im Internet und die verkauften Auflagen von FAZ, Süddeutscher Zeitung, Handelsblatt, SPIEGEL, FOCUS, WELT usw. usw. sind in den letzten zwanzig Jahren um über 50 Prozent eingebrochen und die Werbeeinnahmen sogar um über 65 Prozent.

Offensichtlich wollen einige Medien ihren Untergang mit Panikmache, Verlogenheit, Hetze, Zynismus und Ignoranz verhindern.

Beim Handelsblatt hatten wir Leser uns große Hoffnungen gemacht, als der Chefredakteur vor zwei Jahren entlassen wurde. Pustekuchen !! Die Nachfolgerin heißt Andrea Wasmuth und sagt in einem S.Z.-Interview: „Der Bedarf an unabhängigem, tief recherchiertem Journalismus ist größer denn je. Wir wollen mit unserem Wirtschaftsjournalismus Halt und Orientierung geben. Am Ende entscheidet nur die gute Geschichte, die gute Recherche.“ Das krasse Gegenteil ist eingetreten; dazu ein paar Beispiele:

  • Ein Herr Thomas Hanke vom Handelsblatt nennt sich „Korrespondent in Paris“, schreibt am 19.5. und 1. Juni 2021 zwei ganzseitige Artikel über Macron, Le Pen und Merkel: „Fällt Frankreich, fällt Europa – 2022 könnte Deutschlands engster Partner einer Wiedergängerin Donald Trumps zum Triumph verhelfen – und beginnen, Europa von innen zu zerstören.“ Und: „Europapolitik braucht Neustart. Die Merkel-Macron-Partnerschaft endet. Künftig muss Berlin mehr tun, als Vorschläge aus Paris zu kommentieren. Seit Merkels Kanzlerschaft hat sich Berlin aus der Rolle des kreativen Antreibers zurückgezogen und spielt auf Zeit, wägt ab, kommentiert, was aus Frankreich kommt. Dem Gewicht Deutschlands in der EU ist das nicht angemessen.“ Wenige Tage nach dem Geschreibsel von Herrn Hanke hat sich bei Wahlen in Frankreich herausgestellt, dass Frau Le Pen nullkommanull Chancen auf einen Sieg bei den nächsten Präsidentschaftswahlen hat. Und die inzwischen gähnend-langweilig-tausendfach-wiederholte-und widerlegte Merkel-Kritik ist von Präsident Macron persönlich mehrfach zurückgewiesen worden.
  • Herr Thomas Sigmund ist „Ressortleiter Politik“ beim Handelsblatt und kommentiert: „Achtung, Inflation! Die exzessive Schuldenmacherei und die stark am Süden Europas ausgerichtete EZB-Politik könnten sich zu einem toxischen Cocktail zusammenmischen.“ Dieser Artikel von Herrn Sigmund datiert nicht aus dem Jahr 2011. Damals haben die EZB und kluge europäische Politiker (u.a. Steinbrück, Merkel, Schäuble) mit Null-Zins und neuen Schulden die große Katastrophe verhindert und auch damals wurde von Journalisten und Heerscharen von Ökonomen die galoppierende Inflation angekündigt. Die Politiker der EU und Deutschlands haben angesichts der massiven Corona-Krise auch jetzt die richtigen Entscheidungen getroffen, Millionen Arbeitsplätze mit der Aufnahme von neuen Krediten gerettet und die Wirtschaft wieder ans Laufen gebracht. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es keine über drei Prozent liegende Inflation geben – auch da liegt Sigmund falsch. Und die Südländer ? Griechenland und Italien haben extrem hohe Schulden, die jedoch dank der Zinspolitik der EZB zu bewältigen sind. Und beide Länder haben seriöse neue Regierungen, die mit Hilfe der EZB und der EU die Chance haben, ihre Länder drastisch zu reformieren, die Schulden abzubauen und wirtschaftlich zu den Nordländern aufzuschließen. Und Herrn Sigmund sei empfohlen: Gehen Sie in Rente! Mischen Sie sich einen gesunden Cocktail und genießen Sie das Leben!
  • Auf niedrigstem Niveau – noch unter jenem von Herrn Sigmund – darf sich ein Herr Korrespondent Martin Greive profilieren. Greive hetzt gerne gegen die Politik; so schreibt er: „Die Koalition betreibt eine rücksichtslose Finanzpolitik auf Kosten der nächsten Generation. Alle grübeln nur darüber nach, auf welche pfiffige Art die Politik trotz Schuldenbremse hohe Schulden machen kann“. Herr Greive sollte sich bei der BILD-Zeitung bewerben oder gleich zur AfD gehen.

Die Sängerin Judith Holofernes kommentierte eine Anfrage, für die Bild-Zeitung zu werben: „Ich glaub, es hackt…. Die Bild-Zeitung ist ein gefährliches politisches Instrument – nicht nur ein stark vergrößerndes Fernrohr in den Abgrund, sondern ein bösartiges Wesen, das Deutschland nicht beschreibt, sondern macht. Mit einer Agenda.“

Liebe Leser, wissen Sie, was eine „Publireportage“ ist? Das ist bezahlte Werbung, die nicht als Werbung oder Anzeige bezeichnet wird und die auch in seriösen Zeitungen /Zeitschriften erscheint.

Auch die FAZ hat offensichtlich Probleme mit ihren geringen Werbeeinnahmen, denn sie schreibt: „Die Werbebranche nimmt hin, dass Google, Facebook und Amazon den Werbemarkt immer mehr beherrschen. Dabei sind die Gefahren für die Demokratie und die freien Medien nicht zu übersehen. Darauf müssen die Werber endlich eingehen.“

Wie schon berichtet ist die antikapitalistische Süddeutsche Zeitung besonders abgebrüht beim Thema versteckte Werbung; im „Süddeutsche Zeitung Magazin“ erscheinen Fotos mit sündhaft teuren Handtaschen – z.B. von Louis Vuitton – und dazu ein kleiner romantischer Text. Von einem Hinweis auf Werbung fehlt jede Spur.

In einer Ausgabe des „Süddeutsche Zeitung Magazins“ erschienen 13,5 Seiten Werbung, die offiziell als Werbung gekennzeichnet waren und 16 Seiten mit Werbung, die nicht als solche gekennzeichnet war. (Warum schreiten eigentlich die Behörden nicht ein ?)