Destruktiver Journalismus

Afrika hat in den letzten Jahrzehnten einige hundert Milliarden an Entwicklungshilfe und an Direktinvestitionen erhalten. Ein Teil dieser Gelder ist in sinnvolle Projekte geflossen, die z.B. die Infrastruktur oder die ärztliche Versorgung moderat verbessert haben; ein Teil ist ist mit sinnlosen Projekten verpulvert worden und nicht wenige Milliarden sind in den Taschen von afrikanischen Ministern oder Häuptlingen gelandet.

Wir Europäer müssten angesichts der explodierenden Bevölkerungszahlen aus mehreren Gründen an einer seriösen und nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung in Afrika interessiert sein:

  • Wenn Afrika mit seinen enormen Bodenschätzen und einer erfolgreichen Landwirtschaft einige technologische Entwicklungsstufen überspringt und im High-Tec-Zeitalter landet und mit internationaler Unterstützung moderne Volkswirtschaften realisiert, dann profitieren die Unterstützer-Länder wie Deutschland eines Tages von einem vervielfachten Waren- und Ideenaustausch.
  • Die entwickelten Länder sind aus ethischen Gründen verpflichtet, die näher kommende humanitäre Katastrophe in Afrika zu verhindern.
  • Europa würde zusammenbrechen, wenn viele Millionen Afrikaner sich aus purer Verzweiflung auf den Weg zu uns machen.

Die deutsche Bundesregierung hat die richtigen Entscheidungen getroffen und will in einigen afrikanischen Ländern die Digitalisierung in der Verwaltung, im Gesundheitswesen, in der Industrie, in der Landwirtschaft und an den Schulen voranbringen; auch Start-ups und Drohnen sollen zum Einsatz kommen.

Was schreiben und berichten unsere Leitmedien ?

„Minister Gerd Müller ist neuerdings ständig in Afrika unterwegs und hat immer noch nicht begriffen, daß  w i r  Afrika nicht entwickeln können, weil wir keine Besatzungsmacht mehr sind.  Müller betreibt Neokolonialismus.  Die Herrschenden Afrikas nehmen alles, was sie kriegen können, weil wir sie jahrzehntelang daran gewöhnt haben.“

Was und wie es tun ist, um die Katastrophen von Afrika und von uns abzuwenden, das schreibt diese Zeitung nicht.  Die Medien wissen nur, was (angeblich)  n i c h t  geht.

Fast keine wichtige politische Entscheidung ist zu hundert Prozent richtig und nötig; immer gibt es auch Nachteile oder negative Folgen zu berücksichtigen.

Wenn ich mit einem Gesetz die Ärzte für kürzere Wartezeiten honoriere, dann zahlen das die Krankenkassen und damit die Bürger.  Wenn wir den Soli abschaffen, dann haben die unteren Einkommen keinen Vorteil und der Staat hat weniger Geld zum Investieren oder für den dringend nötigen Abbau der Schulden; aber die mittleren und höheren Einkommen profitieren.  Welche Nach- und Vorteile ergeben sich mit einer höheren Steuer für „Reiche“ und warum muss man selbst verdientes und versteuertes Geld bei der Vererbung nochmal versteuern ? Hier könnte man sagen, weil es die Erben nicht selbst verdient haben.  Es ist naheliegend, daß der Bund den Bundesländern die Milliarden für dieDigitalisierung der Schulen nur unter der Bedingung zukommen lässt, daß sich die Länder beteiligen. Die Länder verbitten sich jede Einmischung der Bundesregierung in ihre Kompetenzen. Usw.

Ich würde mir wünschen, daß die Medien ohne Polemik und mit Sachverstand die Vor- und Nachteile aller wichtigen Entscheidungen der Politik prüfen und die Bürger darüber informieren.  Aber das ist zunehmend ein Traum, weil in Zeiten des Internets jeder schneller als die Konkurrenz sein will und weil die Medienkundschaft gar keine Lust und Zeit hat, sich in etwas komplexere Sachverhalte zu vertiefen.

Liebe Leser, haben Sie schon ein einziges Mal in Ihrer Zeitung oder beim Fernsehen eine sachliche und fundierte Darlegung der Vor- und Nachteile einer wichtigen politischen Entscheidung oder eines Gesetzes erlebt ?