Deutschland hat Karriere gemacht !

Unser Land gehört – gemessen an der Einwohnerzahl – zu den drei erfolgreichsten Ländern der Welt – und das nach zwei desaströsen Weltkriegen, dem Verzicht auf die deutschen Ostgebiete, der Teilung und Wiedervereinigung.

Wir haben von Millionen gut integrierten Gastarbeitern profitiert. Die Witwen der gefallenen deutschen Soldaten, die sogenannten Trümmerfrauen, haben unser Land ebenso wieder aufgebaut und in die Spur gebracht wie Arbeiter und Unternehmer.

Auch unsere Politiker haben in den letzten 70 Jahren – von wenigen Ausnahmen abgesehen – einen Superjob gemacht und uns vorangebracht.

Robert Goldmann aus New York sagt es so: „Jetzt freuen wir uns wieder auf den jährlichen Besuch in der Heimat und die vielen langen Gespräche in einem Deutschland, das für Europa und die Welt zum Segen geworden ist. Auch wenn sich die Deutschen politisch streiten, sollten sie wissen: Als freie Gesellschaft ist Deutschland ein M u s t e r l ä n d l e !!

Und der Holländer Leon de Winter meint: „Die Deutschen haben mehr als 60 Jahre nach dem Holocaust ein Land geschaffen, das stolz und selbstbewusst auf seine Fahne schauen darf. Ein Deutschland, für das jeder nüchterne Beobachter nur Bewunderung haben kann.“

Das sind Stimmen aus dem Ausland ! Wir Deutsche lassen dagegen kein gutes Haar an den Politikern. Unser Lebensfrust, unsere mangelnde Bereitschaft zur Selbstkritik, unsere Ignoranz und unsere Überheblichkeit führen dazu, dass auf d i e Politiker eingedroschen wird und das auf einem Niveau, für das sich die Klatschblätter und die BILD-Zeitung schämen würden.

Natürlich haben viele Medien mit ihrer verleumderischen und ignoranten Berichterstattung zu dieser Verachtung der Politik beigetragen. Heute bluten die Parteien quantitativ aus und unsere lieben Mitbürger sind zur „Wir-sind-das-Volk-Partei“ übergelaufen, wo man sich mit Hetze und großen Sprüchen profilieren kann.

Der umgekehrte Weg wäre konsequent und hilfreich: Wenn diese Bürger mit der Arbeit der Parteien unzufrieden sind, dann müssten sie doch erst recht in die demokratischen Parteien eintreten und die Politik verbessern; aber das ist diesen Herrschaften wohl zu anstrengend.

Der Quereinstieg von hoch qualifizierten Gewerkschaftern, Wissenschaftlern, Unternehmern und Managern ist bei uns verpönt, weil Linke und Grüne sofort „Lobby“ schreien; und wenn ein Politiker nach zwanzig Jahren guter Arbeit für unser Land einen Manager-Job in der Wirtschaft annehmen will, dann ist das Geschrei genau so groß.

Wütend macht mich die Tatsache, dass Millionen Deutsche nicht zur Wahl gehen; wenn man zu den Nicht-Wählern die Wähler der radikalen antidemokratischen Parteien der AfD und der Linken hinzurechnet, dann kommt man auf über 50 Prozent. Und das in guten wirtschaftlichen Zeiten. Was passiert in einer heftigen Wirtschaftskrise mit z.B. sechs Millionen Arbeitslosen ? Primo Levi hat zu den Naziverbrechen gesagt: „Es ist passiert – also kann es wieder passieren.“ Hat er recht ?

Einige Medien und Journalisten betreiben eine regelrechte Hetzjagd gegen Politiker und Parteien; Zwei Beispiele: „In letzter Zeit boomt der Markt für Scharlatanerie vor allem in der Politik in bisher ungekanntem Ausmaß.“ Oder: „Glaubwürdigkeit und Verantwortung sucht man in der Politik vergebens. Man reibt sich vor den Wahlen die Augen über die Scheinheiligkeit unserer Politiker, die, mit einer Dauerkarte im „Ämter-wechsle-dich-Spiel“ ausgestattet, Prinzipien mal eben über Bord werfen und das Gegenteil von dem proklamieren, was vor kurzem noch Parteiprogramm war.“ Beide Zitate stammen von sogenannten Qualitätsmedien.

Ein FAZ-Leserbrief kontert: „Viele Unpolitische glauben, den großen politischen Überblick zu haben; sie zeichnen ein düsteres Bild voller Misstände und Fehlentwicklungen und behaupten, dass kein ordentlicher, intelligenter und bodenständiger Mensch sich in der Politik engagieren will. Das ist eine dumme und für unser Gemeinwesen gefährliche Feststellung.“

Peter Graf Kielmansegg: „Die Art, wie wir Debatten führen, ist für die politische Kultur unseres Gemeinwesens bedeutsam. Sich die Ratlosigkeit einzugestehen bedeutet: Wir lernen, damit zu leben, dass wir keine Lösung wissen. Wir können nur mit Fragmenten einer Antwort hantieren, die sich auch in ihrer Summe nicht entfernt als Lösung des Problems präsentieren lassen. Das ist besonders wichtig im Verhältnis zwischen den Bürgern, die mir ihrem Urteil über die politische Klasse so schnell fertig sind, und den Politikern, die Entscheidungen, welche allesamt nur unzulänglich sein können, treffen müssen.“