Wir können immer noch vom deutschen Wirtschaftswunder sprechen! Nach dem Zweiten Weltkrieg ist das völlig zerstörte, geteilte und am Boden liegende Land in einem lang anhaltenden Wirtschaftswunder wieder auf die Beine gekommen und hat eine niemals für möglich gehaltene Entwicklung genommen. Dann haben wir uns einen dicken Bauch angefressen und sind zu bequem geworden. Die Zahl der Arbeitslosen stieg auf über fünf Millionen, die Arbeitszeiten wurden gekürzt, die Urlaubszeiten verlängert, die Löhne stiegen und einige Unternehmen beendeten ihre Produktion in Deutschland und siedelten sich in anderen Ländern an.
Der nächste Wendepunkt kam mit der Wiedervereinigung und der politischen und wirtschaftlichen Freiheit für die Staaten Osteuropas. Ganz Europa kam in Bewegung und mit Gerhard Schröders Einführung von „Hartz4“ wurde die Soziale Marktwirtschaft wieder auf gesunde Füsse gestellt. Das zweite Wirtschaftswunder nahm seinen Lauf.
Dann drohte die gesamte Weltwirtschaft mit der von den USA ausgehenden Finanzkrise zu kapitulieren. Auch aus dieser Krise hat sich die deutsche Wirtschaft mit Unterstützung der Politik überraschend schnell herausgearbeitet. Das deutsche Bruttosozialprodukt und die Zahl der Arbeitsplätze erreichte neue Höchstwerte. Immer weniger Menschen waren arbeitslos. Im Gegenteil: Wir konnten Hunderttausenden aus Polen und anderen europäischen Ländern einen Job anbieten. Mit den stark steigenden Steuereinnahmen und Milliarden-Einsparungen durch den Niedrig-Zins konnte Deutschland seinen Haushalt wieder sanieren und damit auch Rücklagen bilden für die nächste große Krise.
In dieser „Corona-Krise“ stecken wir mittendrin. Zahlreichen Unternehmen geht es schlecht. Arbeitsplätze gehen verloren und Konkurse häufen sich. Der Staat ist wieder zur Stelle und hilft betroffenen Bürgern und Firmen. Dennoch gibt es viele Gründe für die Hoffnung, dass wir auch diese Krise im nächsten Jahr überwinden werden und die z.Zt. erfolgreicheren Asiaten wieder einholen können.
Aber es gibt auch Gründe für die Befürchtung, dass wir den Anschluss verpassen, weil „Deutschland bei den Arbeitskosten nicht mehr wettbewerbsfähig mit vielen Ländern innerhalb und außerhalb Europas ist“ – so der Chef des Autozulieferers Elring-Klinger.
Man kann das gut am Beispiel Südkorea zeigen: Ein bitterarmes Land ohne Bodenschätze hat sich im Lauf der Jahrzehnte zu einem hochmodernen Technologie- und Industriestandort und Konkurrenten Deutschlands entwickelt. In Korea liegt die Jahresarbeitszeit inclusive Ferien und Feiertage fünfzig (!!!) Prozent über der deutschen und die Löhne liegen etwa fünfzig Prozent unter jenen der deutschen Kollegen. Wie kann Deutschland wettbewerbsfähig bleiben? Natürlich kann man hier die Löhne nicht kürzen. Aber wie wäre es mit einer Verlängerung der Arbeistzeiten um vier Stunden pro Woche? Wie wäre es mit einer Steuersenkung für die Unternehmen? Auch das trägt zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit bei!
Südkorea hat die Corona-Rezession schon überwunden und wächst wieder seit dem 3. Quartal 2020.
Deutschland und Europa müssen mit allen Regionen der Welt Freihandelsabkommen abschließen! Also mit Südamerika (Mercosur) und mit den 30 Ländern von Australien über Japan bis China, die kürzlich das größte Freihandelsabkommen der Welt abgeschlossen haben und mit Russland und irgendwann mit dem Nahen Osten und den nordafrikanischen Ländern. Auch mit den USA brauchen wir ein solches verbindliches und langfristiges Abkommen zu fairen Bedingungen! (Es ist völlig inakzeptabel, dass die USA wegen Nordstream2 mit Sanktionen drohen, damit sie ihr eigenes Öl und Gas besser an den Mann bringen).
Deutschlands Wirtschaft ist stark! Warum sonst würde der chinesische Hersteller Svolt eine Batteriezellfabrik mit 2000 Arbeitsplätzen im Saarland errichten und dort Milliarden investieren? Wir sollten im Interesse aller Bürger (und unserer Kinder) dafür sorgen, dass sie stark bleibt!