Der Kolumnist Robert Fisk schreibt in der irischen Tageszeitung „The Irish Independent“: „Es stimmt, Baschar al-Assad hat im Kampf gegen jene, die sein Regime stürzen wollen, große Teile seiner Städte brutal zerstört. Und ja, dieses Regime hat sich einer Vielzahl von Sünden schuldig gemacht, darunter Folter, Hinrichtungen, geheime Gefängnisse, das Töten von Zivilisten. Doch es ist an der Zeit, die andere Wahrheit zu erzählen: dass viele der „Rebellen“, die der Westen unterstützt hat, zu den grausamsten und rücksichtslosesten Kämpfern im Nahen Osten gehören. Wir haben ob der Schrecklichkeit der IS-Milizen bei der Belagerung von Mossul missbilligend den Kopf geschüttelt. Gleichzeitig haben wir bewusst das Verhalten der Rebellen in Aleppo ignoriert.“
Unter George W. Bush wurde das „Projekt of a New American Century“ entwickelt und daraus entstand das Projekt „Greater Middle East“, das den Aktionsterminus der „kreativen Zerstörung“ enthielt und das zunächst die Interventionen in Afghanistan, Irak und Lybien umsetzte.
Der US-Stratege Brzezinski hatte den nahöstlichen und den zentralasiatischen Raum als „Eurasischen Balkan“ definiert und die schwächeren Länder als „Brückenkopf“ für den Zugriff der USA auf die Rohstoffvorkommen bezeichnet; außerdem wollte man unbedingt zur Stabilisierung der US-Vorherrschaft den russischen Einfluss minimieren.
Syrien war damals das fortschrittlichste Land der Region – zumindest im Vergleich mit Ländern wie dem US-Intimus Saudi-Arabien; Syrien war keine lupenreine Demokratie und die Korruption war Volkssport. Aber die Syrer hatten eine gut funktionierende Wirtschaft und ein gutes Bildungs- und Gesundheitssystem. Die verschiedenen Religionen lebten in Syrien friedlich miteinander – das wird auch von Christen bestätigt.
Dann verbrüderten sich die Syrer mit der vom Iran ausgehaltenen Hizbollah im Libanon und zunehmend mit Russland, das seine eigenen Großmachtinteressen gefährdet sah.
Die USA haben mit Hilfe von Saudi-Arabien und Katar Terroristen nach Syrien geschleust und damit den Bürgerkrieg ausgelöst. Die Folgen mit hunderttausenden Toten, Millionen Flüchtlingen und dem Sieg für die Destabilisierungspolitik der USA sind bekannt.
Wie grotesk die deutschen Medien über Jahre der US-Propaganda-Maschinerie aufgesessen sind, kann man u.a. an Begriffen festmachen: Mit oder ohne Duldung des Westens waren abertausende Terroristen von Al Quaida u.a. ins Land geströmt; diese Terroristen mutierten dann in der Berichterstattung zu Rebellen, die dem bedrohten syrischen Volk zur Seite standen und aus Rebellen wurden dann sogenannte „Aktivisten“, die die westlichen Medien über die Greueltaten der Assad-Regierung informierten. In der Tagesschau berichtet dann der Syrien-Korrespondent: „Wie wir von Aktivisten erfahren, hat die Assda-Regierung Bomben geworfen und dabei 60 Menschen – vor allem Kinder – getötet.“ Ich glaube, dass die Assad-Regierung in diesem Krieg das Völkerrecht gebrochen hat, aber wir Normalbürger hatten keine Chance, uns ein objektives Bild zu machen; wir sind manipuliert, betrogen und belogen worden; am Beispiel der „Weißhelme“ kann man das prägnant aufzeigen: Diese selbsternannte „Syria Civil Defence“ wurde in einem Istanbuler Besprechungszimmer geboren; ihr Gründer ist ein britischer Ex-Geheimdienstler namens James LeMesurier, der zuletzt ein privates Söldnerunternehmen geleitet hatte und der mit der US-Behörde USAID zusammenarbeitete.
„Syria Civil Defense“ ist bekannt unter dem Namen „Weißhelme“ und gilt als Zivilschutzorganisation; anders als das Rote Kreuz oder das deutsche THW setzten die Weißhelme auf eine starke Präsenz in den sozialen Medien; auf ihrem Twitterkanal dokumentierten sie ihre Rettungsmissionen in gefühlter Echtzeit; auf hunderten Fotos rennen die Weißhelme mit einem Kind auf dem Arm auf die Kamera zu und kreieren jene Bilder, die weltweit ihr Image prägten. Fast immer sind diese Kinder Opfer russischer oder syrischer Luftangriffe; Opfer von „Rebellen“ kamen eher nicht vor.
So informierten die Weißhelme am 18.8.2018 die Weltpresse über einen angeblichen syrischen Luftangriff und benutzten als Beweis ein Foto, das bereits zwei Jahre zuvor im Netzt kursierte. Am 30.9.2015 täuschten die Weißhelme die Öffentlichkeit mit dem Foto eines Mädchens, dass gerade einem russischen Luftangriff entkommen sein sollte; auch hier wurde nachweislich ein altes Foto verwendet. Auf seiner Facebook-Seite brüstet sich ein Weißhelm mit der angeblichen Rettung eines syrischen Regierungssoldaten; doch das gleiche Foto erschien zehn Tage zuvor auf einem Twitter-Account, der einem al-Nusra-Terroristen gehört; neben dem Foto, das die angebliche Rettung zeigt, konnte man auf Twitter mitbekommen, wie der Soldat anschließend liquidiert wird.
Der Salzburger Kirchenhistoriker Dietmar Winkler stellte fest, dass die vom Westen als „gemäßigt“ bezeichneten Fraktionen im syrischen Bürgerkrieg in Wirklichkeit radikale Muslime seien und er sagte: „Für die meisten Christen, die in Syrien geblieben sind, gibt es keine Alternative zu Assad und seinem Regime.“
Die Syrerin Rasha Corti hat in Aleppo und Damaskus englische Literatur studiert, lebt seit 2009 in Wien und konnte ihre Familie in Raqqa besuchen, nachdem die Regierungstruppen die Islamisten aus der Stadt vertrieben hatten. Rasha Corti sagt: „Russland ist die einzige Hoffnung, die wir haben. Denn nur Putin kann Syrien vor dem Machthunger der Türkei schützen. Erdogan will sich unbedingt Aleppo einverleiben. Es ist wichtig, dass die Europäer sich mit Russland auf eine gemeinsame Syrienpolitik verständigen und dem Land einen Neustart ermöglichen. Sobald Stabilität wiederhergestellt ist, werden viele zurückkehren und eine enorme Unterstützung beim Wiederaufbau des Landes leisten können.“
Die USA haben in Lybien und Irak verbrannte Erde hinterlassen. Für Syrien (und Europa) wäre es gut, wenn sie endgültig den Nahen Osten verlassen.