Die Legende von der „sauberen Wehrmacht“

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gingen Gneräle der Wehrmacht gezielt daran, die Legende von der angeblich „sauber“ gebliebenen Wehrmacht in die Welt zu setzen. Die Wehrmacht habe einen rein militärischen, dazu völkerrechtskonformen Krieg geführt und sei an Kriegs- und NS-Verbrechen nicht beteiligt gewesen. Konstruiert wurde dieses Bild bereits im November 1945 von einer Gruppe hochrangiger Ex-Wehrmachtsgeneräle. Zu ihnen gehörte auch der General Siegfried Westphal, der später als einer der Initiatoren des Rommel-Ehrenmals von 1961 in Heidenheim agieren sollte. Feldmarschall Rommel wurde als „Gesicht“ des angeblich sauberen Krieges der Wehrmacht präsentiert. Es ist interessant zu beobachten, wie die Behauptung, Rommel habe mit dem Widerstand des 20. Juli 1944 zu tun gehabt, nach und nach in die Legende der „sauberen“ Wehrmacht eingebaut wurde.

Schließlich vollzog sich in mehreren Etappen die Destruktion der Wehrmachtslegende durch die militärgeschichtliche Forschung. Ende der 1960er Jahre erschienen die ersten kritischen Forschungsarbeiten von Historikern des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes wie Manfred Messerschmidt und Klaus-Jürgen Müller.

Den Höhepunkt der öffentlichen Aufklärung bildetn die beiden Wehrmachts-Ausstellungen, die in den Jahren 1995 bis 2004 mit mehr als einer Million Besuchern große Beachtung fanden. Je tiefer die historische Forschung in die Geschichte der Wehrmacht eindrang, desto deutlicher wurde, dass sie nicht nur völkerrechtswidrige Kriege geführt hatte, sondern auch an vielen Verbrechen beteiligt war, den Mord an den europäischen Juden eingeschlossen.