Ein schönes indianisches Märchen erzählt von einem kleinen Kolibri, der einen großen Waldbrand löschen wollte. Die Tiere des Waldes standen beisammen und schauten fassungslos, wie das Feuer immer mehr um sich griff und eine Tanne nach der anderen im Feuermeer versank. Daraufhin sagte der kleine Kolibri: „Wir müssen etwas tun, sonst gibt es bald keinen Wald mehr.“
„Gegen dieses große Feuer können wir doch nichts machen“, antworteten die anderen Tiere. „Und du kleiner Vogel, was willst denn du gegen dieses große Feuer unternehmen ?“ „Natürlich,“ erwiderte der Kolibri, „allein kann ich nicht viel tun, aber wenn jeder etwas beiträgt, ist es schon viel.“
Die anderen Vögel schüttelten den Kopf. Der kleine Kolibri aber flog zu einem nah gelegenen kleinen Weiher, nahm ein paar TropfenWasser und flog damit zu dem großen Feuer zurück – hin und her, tausend mal.
„Das ist ja lächerlich“, sagten die anderen Vögel. Und es ist vor allem vollkommen unnütz. Was sollen denn ein paar Tropfen Wasser bei diesem großen Feuer nützen ?“ „Es ist mein Beitrag – und es ist das, was ich tun kann“, antwortete der Kolibri.
Gern erzählt Pierre Rabhi, französischer Landwirt, Denker, Dichter und Umweltschützer, die Legende des „Picaflor“ – des Blütenpickers, wie die Spanier den Kolibri nennen. Kein Vogel ist kleiner und leichter, kein Wirbeltier dieser Größe saust schneller. Mit seinem Schwertschnabel trinkt er genüsslich den Nektar wunderschöner Blüten, um sich mit Energie für seine Arbeit zu versorgen. Er ist der absolute Überflieger und so erfinderisch, dass er in Millionen von Jahren ganz Amerika erobert hat. Keine Sekunde zögert er – im Gegenteil zu uns, die angesichts scheinbar hoffnungsloser Situationen allzu oft resignieren.
„Jeder“, so Pierre Rabhi, „kann zur Heilung der Erde beitragen. Jeder kann etwas tun – und sei es nur der viel belächelte Tropfen auf den heißen Stein.“ Wir alle zusammen bilden eine große Kraft, die zur Veränderung der gesamten Menschheit beitragen kann. Jeder von uns kann mit seinen eigenen Mitteln jene Werte fördern, die uns stark machen. Pierre Rabhi, der Befürworter der „glücklichen Genügsamkeit“, wird nicht müde, uns an die Macht des Einzelnen zu erinnern, und ruft zur „Revolution der Kolibris“ auf. (Maria Stiefl-Cermák/Natur & Heilen)