Die schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte sind in der Nazizeit von Deutschen begangen worden. Fast zehn Millionen Opfer (Juden, Sowjetische Kriegsgefangene, Behinderte, Zigeuner, Politiche Häftlinge, Zwangsarbeiter u.a.) sind a u ß e r h a l b der Kriegshandlungen zu beklagen.
Bis in die 1970er Jahre wurden diese Verbrechen weitestgehend ignoriert, geleugnet oder relativiert. Dann machten sich jüngere Historiker (auch aus dem Ausland) daran, das Versäumte nachzuholen.
Von Raoul Hilberg bis Götz Aly haben hunderte Forscher und ihre Unterstützer Millionen Dokumente ausgewertet; tausende Zeitzeugen und überlebende Opfer wurden befragt; Gerichtsverfahren halfen bei der Aufklärung.
Heute wird uns Deutschen von allen Seiten – auch aus dem Ausland – bestätigt, dass wir die Naziverbrechen seriös, wahrhaftig und unideologisch aufarbeiten und dokumentieren.
Von 1944 bis 1948 sind mindestens zwölf Millionen Deutsche aus den deutschen Ostgebieten vertrieben worden:
- 3 200 000 aus Schlesien + 3 000 000 aus dem Sudetenland + 1 960 000 aus Ostpreußen + 1 430 000 aus Pommern + 1 160 000 aus Westpreußen und dem Baltikum + 760 000 aus Rumänien, Jugoslawien und Ungarn + 400 000 aus Ost-Brandenburg.
- Mehr als 270 000 Deutsche wurden nach Russland deportiert und mussten unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten; viele von ihnen überlebten die Lager nicht oder waren für immer gezeichnet.
Sehr lannge sind die Verbrechen a n Deutschen nicht thematisiert oder erforscht worden, weil „das Leid der Opfer und ihrer Nachkommen Jahrzehnte lang unter der zentnerschweren Platte historischer Schuld Deutschlands begraben lag.“
Im Interesse der Opfer und ihrer Familien und im Interesse der Länder, aus denen die Deutschen vertrieben wurden und damit auch im Interesse einer unbelasteten Zukunft eines friedlichen Europas müssen wir diese „Platte“ beiseite räumen. Es ist endlich an der Zeit, die Vertreibung der Deutschen umfassend, seriös und ohne Rücksichtnahme auf polnische, tschechische und auch russische Legendenbildungen zu erforschen und zu dokumentieren und es ist überfällig, angemessene Erinnerungsorte zu schaffen. Mit einigen Zitaten möchten wir Ihnen die Bandbreite des Themas „Vertreibung“ näher bringen:
= „Selbst der bayerische Ministerpräsident kapitulierte 14 Jahre nach Unterzeichnung der deutsch-tschechischen Erklärung vor der Hartnäckigkeit, mit der die Tschechen an ihren Geschichtsmythen festhalten. Mit „Vereinen“ von ehemaligen tschechoslowakischen Staatsangehörigen (gemeint sind Vertriebene) spricht die Prager Regierung nach wie vor nicht, obwohl sich vor allem junge Tschechen mit den Massenmorden an Deutschböhmen nach dem Krieg auseinandersetzen.“ (B.Kohler)
= „Geboren wurde Hans-Jürgen Syberberg im vorpommerschen Nossendorf. Neun Kilometer entfernt liegt Demmin. Dort kam es 1945 nach dem Einmarsch der Roten Armee zu Massenvergewaltigungen und zum Abbrennen von Häusern. In der Folge brachten sich im wohl größten Massenselbstmord der deutschen Geschichte 1000 Menschen um.“ (Fundstück)
= Rüdiger Safranski auf die Aussage „Die Gegner sagen, Deutsche würden sich einen Opferstatus anmaßen, der ihnen nicht zusteht.“ : „Unsinn ! Die Kinder und Frauen, fast 90 Prozent der Vertriebenen, konnten keine Täter sein.“
= Mit den heute noch gültigen „Benes-Dekreten“ wurde das Vermögen „der staatlich unzuverlässigen Personen“ (gemeint sind Deutsche) entschädigungslos enteignet; sodann erfolgte der „Abschub“ (die Vertreibung). Das sogenannte „Rechtfertigungsgesetz“ von 1946 erklärt Gewaltverbrechen an Angehörigen der deutschen Minderheit, die bis zum 28. Oktober 1945 geschahen, für rechtmäßig.“
= „Eines der scheußlichsten Verbrechen, die damals begangen wurden, verübten Soldaten der tschechoslowakischen Armee in der Nacht vom 18. auf den 19. Juni 1945 an Heimkehrern aus Nordböhmen, deren Zug in Prerau angehalten hatte. Leutnant Pazùr und Politkommissar Smetana zwangen die Heimkehrer, die Waggons zu verlassen – angeblich, weil sich unter ihnen Nazis versteckt hätten. In dem Zug befanden sich ausschließlich Frauen, Kinder und alte Männer. Auf Pazùrs Wunsch hin stellte Eugen Surovcik, der Kommandant des 17. Preßburger Infanterieregiments, 20 Soldaten zur Verfügung; der örtliche tschechische Nationalausschuss ließ deutsche Zwangsarbeiter ein Massengrab ausheben. Dann befahlen die Soldaten den Karpatendeutschen, ihre Kleidung und ihre Wertsachen abzulegen, und trieben sie in kleinen Gruppen auf eine als Schwedenschanze bekannte Anhöhe, wo sie sie durch Genickschuss töteten. Kinder mussten zusehen, wie ihre Mütter liquidiert wurden, andere Kinder wurden vor den Augen ihrer Mütter ermordet. Auf die Frage, warum er auch die Kinder umbringen ließ, sagte Pazùr später: „Was sollte ich mit ihnen anfangen, da wir ihnen ja die Eltern erschossen hatten ?“ Die Leichen warfen die Soldaten in ein Massengrab. “ Weil aus diesem noch Stöhnen erscholl“, sagte ein Zeuge, „schossen sie mit ihren automatischen Waffen hinein.“ Dem Massaker fielen 265 Karpatendeutsche zum Opfer: 120 Frauen, 74 Kinder unter 14 Jahren und 71 Männer. Das jüngste Opfer war acht Monate alt, das älteste ein Mann von 80 Jahren. Die Habseligkeiten der Ermordeten teilten die Täter unter sich auf und schließlich wurde auch der Zug geplündert. Ähnliche Massaker wie in Prerau, mit manchmal noch mehr Toten, ereigneten sich in Aussig, beim Brünner Todesmarsch, in Postelberg und in zahlreichen anderen Orten Böhmens und Mährens. Das Massaker von Prerau war jedoch das einzige Vertreibungsverbrechen, das von einem tschechoslowakischen Gericht mit einem Schuldspruch geahndet wurde.“ (FAZ)
= Ich empfehle Ihnen das Buch des Iren und Professors Ray M. Douglas „Ordnungsgemäße Überführung“ (Verlag C.H.Beck). Es ist die erste Gesamtdarstellung der Vertreibung der Deutschen nach dem 2. Weltkrieg. Douglas` Buch ist eine schonungslose und umfassende Darstellung der Vertreibung. Douglas schreibt: „Für den Rest der Welt sind die Nachkriegsvertreibungen bis heute das am besten gehütete Geheimnis des 2. Weltkriegs.“
= In Westdeutschland wurden die deutschen Flüchtlinge nicht willkommen geheißen und teilweise attackiert. Mit Billigung der Kirchen wurden die östlichen Elenden ausgegrenzt, massiv und nicht nur verbal bedroht; die katholische Kirche im Rheinland verbot ihren Kindern, mit den evangelischen Flüchtlingskindern zu spielen. Nach dem Krieg wurde gesagt: „Es gibt drei Landplagen: Kartoffelkäfer, Wildschweine und Flüchtlinge.“
Liebe Leser
= „In der DDR durfte die Vertreibung nicht einmal erwähnt werden, und in der Bundesrepublik galt jede Rede von den Vertreibungsverbrechen als revanchistisch. Erst in „Im Krebsgang“ von Günter Grass, 2002, und meinem im selben Jahr erschienenen Buch „Die verbotene Trauer“ wurden die Verbrechen während der Vertreibung thematisiert. Wer über den Krieg und die in ihm begangenen Verbrechen reden will, sollte über das Schicksal der Millionen Vertriebenen nicht schweigen.“ (Klaus Rainer Röhl)
= Bundeskanzlerin Merkel wurde vom tschechischen Präsidenten Zeman scharf für ihre Äußerung kritisiert, dass es für die Vertreibung „weder eine moralische noch eine politische Rechtfertigung“ gebe. (Zeman hatte u.a. die Vertreibung von Millionen Sudetendeutschen mit dem Satz kommentiert „ihnen sei die Gnade der Vertreibung“ widerfahren.)
= In Lehrplänen und im Geschichtsunterricht an den Schulen kommt das Schicksal der Vertriebenen selten und nur am Rande vor.
= Der amerikanische Völkerrechtler de Zayas: „Im Völkerrecht besitzen die Heimatvertriebenen das allgemeine Rückkehrrecht. Aber sie haben es nicht ausüben können. Sie haben keine Restitution des beschlagnahmten Privateigentums erhalten. Sie haben keine Entschädigung für die Ermordung ihrer Angehörigen bekommen. Sie erfahren nicht einmal Mitgefühl.“
Bin ich zu pessimistisch, wenn ich die Gefahr sehe, dass eines Tages die AfD an die Macht kommt und dann die Vertreibung und die Verbrechen an Deutschen und die Enteignungen als Begründung für massive Forderungen an die osteuropäischen Länder hernimmt ? Oder den Ausschluss dieser Länder aus der EU fordert ? Oder den Austritt Deutschlands aus der EU forciert und dann einen Krieg beginnt ? Der deutsche Staat und die Nachkommen der Vertriebenen müssen auf jegliche Gebietsansprüche oder Rückkehrrechte oder finanzielle Entschädigungen völkerrechtlich bindend verzichten, wenn die Ostländer die Vertreibungen und die Verbrechen objektiv aufarbeiten und dokumentieren lassen und ihre Schuld eingestehen.