Die Welt ist ein Dorf

= Angefangen hat alles mit einem schmutzigen Lappen. Kurz nach seiner Heirat entdeckte Muruga bei seiner Frau Shanti ein blutiges Stück Stoff, das sie vor ihm verstecken wollte. Als Bruder von vier Schwestern begriff Muruga sofort. Menstruation ist immer noch ein Tabu, und auf dem Land, wo die meisten Frauen wohnen, bestimmt Aberglaube das Leben. Damenbinden sind teuer – sie kosten so viel wie ein halber Liter Milch. Der Schlosser Muruga nahm das als Herausforderung. Er analysierte die Einlagen von Markenherstellern und beschloss eine Maschine zu bauen, die preiswerte Binden produziert. Das ist nun 20 Jahre her. Jetzt will Muruga erreichen, dass Frauen selbst Binden produzieren und einen Beruf daraus machen. Die Maschinen sind leicht zu bedienen und preiswert in der Herstellung. Nur jede zehnte der 400 Millionen Inderinnen benutzt eine Binde. (Kontinente)

= Lebensbedrohliche Szenarien während Geburten sind in Entwicklungsländern keine Seltenheit. Die Kinderärztin Stine Lund aus Kopenhagen hat mit der dänischen Maternity-Foundation die „Save Delivery App“ entwickelt, die man gratis im Internet herunterladen kann. Die App vermittelt Basiswissen bei Geburtshilfe-Notfällen. Die Anwendung basiert auf kurzen Videos, die in Sequenzen abgespielt werden können – bei Bedarf auch während eines Notfalls auf Handys, die in Afrika weit verbreitet sind. Und ist die Zeit knapp, werden über digitale Aktionskarten klare Anweisungen geschickt. Die App soll an 20.000 Helferinnen in Laos, Indien und Kenia verteilt werden. (Kontinente)

= Tiger können auch Frieden stiften: Wer die Sundarbans im indischen Gangesdelta betritt, riskiert sein Leben; denn in den größten Mangrovensümpfen der Erde leben neben den Einheimischen auch rund 100 bengalische Tiger, die bis in die Dörfer vordringen und immer wieder Menschen angreifen. Diese Gefahr hat andere Revierstreitigkeiten befriedet: Um die Tiger in Schach zu halten, sind die hinduistische Mehrheit und die muslimische Minderheit, die seit Jahrhunderten um Land konkurrieren, zusammengerückt. Gemeinsam bitten sie die lokale Gottheit Bonbibi um Schutz, zu Festen laden sie sich nun gegenseitig ein.

= Ägypten möchte bis zum Jahr 2030 die Geburtenrate von 3,3 auf 2,4 Kinder pro Frau senken. Dafür sind im letzten Jahr 23 Millionen Verhütungsmittel verschiedener Art vom Gesundheitsministerium ausgegeben worden. Dazu gibt es die staatliche Kampagne „Zwei sind genug“. Die aktuelle Einwohnerzahl Ägyptens von 100 Millionen Menschen könnte sich sonst innerhalb von 30 Jahren auf 160 Millionen erhöhen.

Im Niger bezeichnet Präsident Issoufou die Geburtenrate von 7,4 Kindern pro Frau als unislamisch, weil der Koran von den Eltern Verantwortung fordere. Das bedeutet auch, dass Mädchen zur Schule gehen dürfen, bis sie volljährig sind, anstatt bereits mit zwölf Jahren schwanger zu werden. Zu Issoufous Einsatz gehört auch der Familienplanungsunterricht für Männer. Niger gilt als ärmstes Land der Welt und ist zudem besonders stark vom Klimawandel betroffen. Schon heute kann nur ein Fünftel der Fläche landwirtschaftlich genutzt werden.

= Die Mordrate in Mexiko ist im Jahr 2019 mit 35.000 Morden auf eine neue Rekordhöhe geschnellt; das sind 95 Morde pro Tag. Seit die Regierung Calderòn im Jahr 2006 den Krieg gegen die Drogenkartelle auf den Weg gebracht hat, wurden 275.000 Menschen getötet.