= Die Niederlande gelten als fortschrittlich und aufgeklärt. Den Haag steht für das Völkerrecht und Internationale Gerechtigkeit. Von ihrer Vergangenheit als Sklavenhändler-Nation haben die Niederländer lange nichts wissen wollen. Aber das ändert sich gerade.
Vrijheidspark (Freiheitspark) heißt die kleine Grünanlage im Zentrum der südniederländischen Stadt Tiburg. Hier stehen Denkmäler für die Opfer des zweiten Weltkriegs und des indonesischen Unabhängigkeitskrieges. Und hier gedenkt die Stadt Tilburg seit 2018 jedes Jahr am 1. Juli der Abschaffung der Sklaverei 1863. Deshalb wird der Freiheitspark schon im nächsten Jahr ein drittes Denkmal bekommen – für die Opfer des Sklavenhandels.
Viele Niederländer haben Vorfahren, die als Sklaven ausgebeutet wurden. In Tiburg haben rund 10.000 der etwa 200.000 Einwohner Wurzeln in der ehemaligen Kolonie Surinam, auf Aruba oder den niederländischen Antillen.
Die Diskussion über die koloniale Vergangenheit ist in den letzten Jahren in Gang gekommen. Das Amsterdamer Reichsmuseum plant eine große Ausstellung über die Sklavenzeit; in Kürze wird mit dem Bau eines nationalen Sklavereimuseums begonnen und das historische Museum von Amsterdam hat angekündigt, das 17. Jahrhundert – das Jahrhundert der Eroberungen, in dem Handel, Künste und Wissenschaften blühten, nicht mehr als „Goldenes Zeitalter“ zu bezeichnen. Ein Sturm der Entrüstung war die Folge. In den Geschichtsbüchern wird die Sklaverei nur am Rande erwähnt – dabei hätte das „Goldene Zeitalter“ ohne Sklaverei nicht stattfinden können. Jetzt wird immer bekannter, welche Verbrechen damals stattgefunden haben. (Kerstin Schweighöfer/Deutschlandfunk)