Die Welt ist ein Dorf

= „In seinem Buch „Die Verwandlung der Welt“ beschäftigt sich der Historiker Osterhammel auf 1500 glänzenden Seiten mit der Weltgeschichte des 19. Jahrhunderts. Osterhammel meint, daß es niemanden mehr gibt, der nicht der Weltgeschichte ausgesetzt wäre.  Begriffe wie Weltwirtschaft, Weltliteratur, Weltreligion, Weltkrieg oder Weltmeisterschaft, aber auch Imperialismus zeigen einen seit zweihundert Jahren sich vollziehenden gesellschaftlichen Wandel an.

Bei Osterhammel ist es der Wandel hin zu einer einzigen Welt, die nicht regionale Gleichförmigkeit oder Konvergenz ausprägt, aber auf allen Gebieten zu hoher gegenseitiger Abhängigkeit, wechselseitigen Vergleichen und Abweichungsverstärkungen führt  (J. Kaube FAZ)

= Der bedeutende globale Denker Kishore Mahbubani redet Klartext:  „Der Westen glaubt immer noch, daß der Weg zu Veränderungen von Staaten über Sanktionen führt.  In Burma z.B. haben nicht Sanktionen den Wandel gebracht – sondern Einmischung und Engagement.  Der Westen weigert sich schlicht, vom Rest der Welt zu lernen. Ihr kapiert es einfach nicht. Ihr seid jetzt mit zwölf Prozent der Weltbevölkerung eine Minderheit. Ihr habt nicht verstanden, wie die 88 Prozent denken.  Mir scheint oft, der Westen will gar nicht das Gute, sondern sich nur gut fühlen.

Die Menschen in dieser Region wissen, daß China noch in tausend Jahren da sein wird; aber sie wissen nicht, ob Amerika noch in hundert Jahren existieren wird.“

= Die Ordensfrau Monika Düllmann, die das ST.-Louis-Hospital in Jerusalem leitet, und ihr gemischt religiös zusammengesetztes Team werden vom Berliner Senat mit dem Moses-Mendelssohn-Preis ausgezeichnet.  Damit werden Personen geehrt, die sich für Toleranz gegenüber Andersdenkenden und für den Ausgleich zwischen Völkern und Religionen  einsetzen.

Monika Düllmann ist Mitglied der französischen Kongregation „Josefsschwestern von der Erscheinung“ und steht an der Spitze eines Krankenhauses, daß Israelis und Palästinensern, Christen, Juden und Muslimen offensteht, die sterbenskrank sind und palliative Versorgung benötigen.

= Etwa 300 Millionen Menschen leben nicht in ihrem Heimatland, weil sie sich anderswo ein besseres Leben erhoffen.

= In Neuseeland wurden Maori-Kinder über viele Jahrzehnte aus ihren Familien gerissen und in Heimen missbraucht. Erst jetzt arbeitet der Staat die Verbrechen auf.

= Frühe moderne Menschen der Gattung Homo sapiens waren lange eine kleine, vergleichsweise homogene Gruppe im Süden Afrikas, doch bereits vor 350.000 bis 260.000 Jahren bildeten sich die ersten Populationen, die räumlich und genetisch voneinander isoliert waren.

= In einem deutschen Bergdorf in Venezuela.  Das Dorf heißt Colonia Tovar.  Es wurde 1843 von Einwanderern aus Endingen am Kaiserstuhl gegründet. Graf de Tovar, der spätere Staatspräsident, stiftete ein paar hundert Hektar seines Großgrundbesitzes. Er nahm wohl an, daß es nicht schaden könne, wenn sich knapp 400 fleißige Südbadener in Südamerika um den Obst- und Gemüseanbau kümmern.  Die deutschen Kolonialisten und ihre Nachzügler brachten aber auch ihre Kuckucksuhren mit, ihre alemannsiche Fasenacht, ihre Bollenhüte, ihre Kirschtortenrezepte und ihr Geschwätzel.

Alle diese Traditionen und Bräuche haben die Endinger in der Fremde sehr viel besser konserviert, als die Endinger zu Hause. Keine 70 Kilometer von Caracas entfernt ist der Schwarzwald noch so, wie er am Kaiserstuhl einmal war.

Fast alle 20.000 Einwohner von Tovar leben in Fachwerkhäusern. Im Cafè Muhstall servieren blonde Frauen in Tracht Erdbeerkuchen, Käsekuchen und Schwarzwälder Kirschtorte.  In der Bäckerei Silberbrunnen gibt es jeden Tag frisches Brot – eine Rarität in Venezuela.  In der Weihnachtszeit werden Anisplätzchen und Christstollen angeboten.  Auf dem Wochenmarkt:  Äpfel, Radieschen, Rhabarber, Eisbergsalat und eingemachtes Sauerkraut direkt vom Erzeuger.