Die Welt ist ein Dorf

=   Bezahlbare Damenbinden. Es klingt beinahe wie ein Märchen, glücklicherweise ist es aber keins.  Angefangen hat alles mit einem schmutzigen Lappen.  Kurz nach seiner Heirat entdeckte Muruga bei seiner Frau Shanti ein blutiges Stück Stoff, das sie vor ihm verstecken wollte.  Als Bruder von vier Schwestern begriff Muruga sofort.  Menstruation ist immer noch ein Tabu, und auf dem Land, wo die meisten Frauen wohnen, bestimmt Aberglaube das Leben.  Damenbinden sind teuer; sie kosten so viel wie ein halber Liter Milch.  Der Schlosser Muruga analysierte die Einlagen von Markenherstellern und beschloss eine Maschine zu bauen, die preiswerte Binden produziert.  Das ist nun 20 Jahre her.  Jetzt will Muruga erreichen, daß Frauen selbst Binden produzieren und einen Beruf daraus machen.  Die Maschinen seien leicht zu bedienen und preiswert in der Herstellung.  Nur jede zehnte der 400 Millionen Inderinnen benutzt eine Binde.  (GuP)

= Kinderärztin entwickelt Geburtshilfe-App.  Ein furchtbares Szenario:  Lebensbedrohliche Komplikationen während einer Geburt, und die Helferin weiß nicht, was zu tun ist.  In Entwicklungsländern ist das keine Seltenheit.  Stine Lund, Kinderärztin mit Lehrstuhl in Kopenhagen, hat mit der dänischen Maternity-Foundation die „Save Delivery App“ entwickelt, die man umsonst im Internet herunterladen kann.  Sie vermittelt Basis-Wissen bei Geburtshilfe-Notfällen und soll helfen, die Sterberate von Müttern und Babys zu senken.  Die Anwendung basiert auf kurzen Videos, die in Sequenzen abgespielt werden können, bei Bedarf auch während eines Notfalls auf Handys, die vor allem in Afrika weit verbreitet sind. Und ist die Zeit knapp, werden über digitale Aktionskarten klare Anweisungen geschickt.  2014 wurde die App in 78 Gesundheitsstationen im ländlichen Äthiopien getestet.  Bis Ende 2018 soll die App an 20.000 Helferinnen in Laos, Indien und Kenia verschickt werden.  (GuP)

=  Palmach heißt die Eliteeinheit, die in Israel für ihre Heldentaten im israelisch-arabischen Krieg von 1948 berühmt wurde.  Der Historiker Benny Morris wollte die Geschichte des Palmach schreiben und durfte die geheimen Akten des Palmach-Archivs einsehen, bis man ihn blockierte, weil die Veteranen die Geschichte ihrer Einheit selbst schreiben wollten.  Morris spornte das nur an, er forschte weiter und veröffentlichte 1987 eine Studie in England („The Birth of the Palestinian Refugee Problem 1947 – 1949“), die die öffentliche Meinung über den Krieg veränderte.

Morris brach mit dem Mythos des Militärs von der „Reinheit der Waffen“ und lenkte den Blick auf die bis dahin systematisch geleugneten Vertreibungen der Palästinense und auf die von der israelischen Armee begangenen Massaker. Obwohl Morris die arabische Mitverantwortung für die Entstehung des palästinensischen Flüchtlingsproblems ebenfalls  thematisiert hatte, wurde er der Geschichtsfälschung bezichtigt.

=  Die Hörfunkjournalistin Bettina Rühl erhielt für ihre Berichterstattung aus Afrika den Robert Geisendörfer Sonderpreis 2018.  „Bettina Rühl sucht in ihren Hörfunkfeatures mit Empathie die Nähe zu den Menschen.  Sie geht mit ihnen durch ihre abgebrannten Dörfer im Kongo, macht Stimmen hörbar von Müttern, einfachen Soldaten, ehemaligen Rebellen und Kindern, die sonst kaum wahrgenommen werden. Damit macht sie die Fluchtursachen für die Hörer begreifbar.“  (chrismon)

=  Entwicklungsminister Gerd Müller weiß, daß die sozialen und politischen Probleme Afrikas mit einer Verbesserung des Investitionsklimas und damit der wirtschaftlichen Entwicklung angegangen werden müssen.  Müllers Ministerium hat jetzt  Marokko, Senegal und Äthiopien eine Reformpartnerschaft angeboten und will damit europäische Unternehmen zu Investitionen animieren.  Finanzielle Unterstützung soll es nur für jene afrikanischen Staaten geben, die ihre Rahmenbedingungen verbessern, die Korruption eindämmen und die Menschenrechte respektieren.