= Kritik an der Politik des Staates Israel muss möglich sein, ohne sich dem Antisemitismusvorwurf auszusetzen. Und man darf die konkrete Siedlungspolitik im Westjordanland als (neo-)kolonialistisch bezeichnen. Viele Israelis sind gegen diese Landnahme – auch weil sie befürchten, dass eines Tages Islamisten oder radikale Länder wie der Iran das den Palästinensern gestohlene Land ohne Rücksicht auf Verluste zurückerobern wollen. Das dürfte weit schlimmere Folgen haben, als die bisherigen Nahostkriege.
= Vom Eselskarren direkt zum Elektro-Auto. Die rasante Verbreitung des Smartphones könnte in Afrika zu einem Entwicklungssprung führen; der mühsame Weg über Telefonnetze und verlegte Kabel wird übersprungen, indem Sendemasten aufgestellt werden und schon ist man im letzten Winkel erreichbar. Innerhalb von zwanzig Jahren könnte es in Afrika mehr Internetnutzer geben, als in Europa und Afrika zusammen.
Immer noch besuchen viele Kinder keine Schule. In Südafrika erarbeiteten 50 Studenten ein Online-Programm, mit dem Schüler lernen können; es beginnt mit leichten Rechenaufgaben, ermittelt den Wissensstand des Nutzers und kann damit auf den Schüler individuell zugeschnittene Übungen anbieten; dabei hat die App mehr Geduld als jeder Lehrer, kann eine Frage im Zweifel tausend Mal wiederholen oder Rechenaufgaben so lange variieren, bis die Schüler ihren Sinn begriffen haben. Aber nicht nur Schüler und Studenten werden von der Digitalisierung vorangebracht, auch z.B. afrikanische Kleinbauern, für die Wetterausfälle früher den Ruin bedeutet haben, können online Wetterversicherungen abschließen. Auch die App „Hello Tractor“ erfreut sich großer Beliebtheit; Bauern geben auf ihrem Handy an, wann und wo sie eine Maschine (z.B. einen Traktor) brauchen, die Buchungen gehen in der Zentrale ein und Fahrer werden auf möglichst effektiven Routen über Land geschickt. Auch wer nicht das Geld für eine eigene Landmaschine hat, kann jetzt professionell ernten. Der Unternehmergeist der Kleinbauern wird damit geweckt. Ein kostenloser Nachrichtendienst erinnert online Schwangere an Vorsorgeuntersuchungen, gibt Tipps für den Alltag als werdende Mutter oder erklärt, wie eine HIV-Infektion des Kindes verhindert wird. (C.i.G.)
= Inmitten von Spannungen mit China hat die amerikanische Regierung einem möglichen Rüstungsdeal mit Taiwan zugestimmt; es geht um ein Aufrüstungspaket für Taiwans Patriot-Raketen im Wert von etwa 500 Millionen Euro.
= UN-Generalsekretär Guterres bezeichnet die Rohingya als das „womöglich am stärksten verfolgte Volk der Welt.“ Die Gründe für ihre Vertreibung sind vielschichtig, reduziert werden sie vor allem auf die Religion; denn als Muslime unterscheiden sie sich von der buddhistischen Mehrheitsgesellschaft Myanmars. Den Rohingya wird unterstellt, zum mehrheitlich muslimischen Nachbarland Bangladesch zu gehören. Bei der Vertreibung spielen auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle: Myanmar gilt als ölreich. Die Rohingya sind auch wegen des Corona-Virus vom Rest des Landes komplett abgeriegelt. Sollte das Virus sich ausbreiten, weiß niemand, wie die Betreuung der Kranken sichergestellt werden kann. Es mangelt an Schutzmasken, Abstrich-Tests und Desinfektionsmitteln.
= Sansibar: Mit Seetang zur Selbstbestimmung. Ihre Felder werden regelmäßig überflutet. Ausgerechnet im warmen Salzwasser des Indischen Ozeans gedeihen die Pflanzen besonders gut. Im sandigen Wattboden vor der afrikanischen Ostküste bauen Sansibars Frauen Seetang an. Die Algen sind auf dem Weltmarkt begehrt: Sie werden für Kosmetika, Lebensmittel, Tierfutter oder Biotreibstoff gebraucht und filtern obendrein Stickstoff und Phosphor aus dem Wasser. Weil die Männer lieber mit Fischfang und Tourismus Geld verdienen, profitieren die Frauen doppelt: Früher verließen sie kaum das Haus, heute reisen sie auf Märkte und verfügen über ein eigenes Einkommen.
= Der Glaube der Hindus, man dürfe Rinder nicht töten, beruht auf der Vorstellung der Seelenwanderung. Die vorletzte Stufe ist das Rind, die letzte der Mensch. Wer Rinder tötet, muss von vorn anfangen.