Die Welt ist ein Dorf

= Milad Karimi war ein Flüchtlingskind, lebte mit seinen Eltern und Schwester jahrelang in Darmstadt in Flüchtlingscontainer-Siedlungen, kämpfte sich durchs Schulsystem bis zum Abitur und wurde Stipendiat der Studienstiftung des deutsche Volkes.

1992 war Karimis Familie aus Afghanistan geflohen, zuerst nach Indien, dann mit Hilfe von Schleppern nach Moskau; als der Schlepper verschwand, musste die Familie 13 Monate in einem Zimmer ausharren, bis sie mit gefälschten Pässen nach Deutschland fliehen konnte. Dort begann ein Leben in Flüchtlingseinrichtungen, zweimal wurde das Asylgesuch abgelehnt. Milad drufte die Hauptschule besuchen, machte den Realschulabschluss und schließlich das Abitur. Seine Schule verschaffte ihm ein Stipendium, er studierte Philosophie und Mathematik und danach Islamwissenschaften. Heute ist Milad Karimi Professor an der Uni Münster.

= Deutschland bleibt ein begehrtes Ziel für Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion. Im Aufnahmelager für Aussiedler Friedland wurden 2017 über 7000 Neuankömmlinge begrüßt – vor allem aus Kasachstan. Bei den meisten Neuankömmlingen handelt es sich um junge Familien, die zu ihren bereits in Deutschland lebenden Verwandten wollen.

Die Zahl der Spätaussiedler hatte im Jahr 1990 mit knapp 400.000 Menschen einen neuen Rekordwert erzielt und im Jahr 2012 einen Tiefststand mit 1800; danach stiegen die Zahlen wieder.

Nach Schätzungen leben in Kasachstan derzeit noch etwa 160.000 Deutsche.

= Reformationsfest in Chile: In der Diskussion über Sinn oder Unsinn eines Feiertages zur Erinnerung an den Beginn der Reformation 1517 ist wohl unbekannt, dass ausgerechnet weitab in Chile das Reformationsfest ein nationaler Feiertag ist: „Diá Nacional de las Iiglesias Evangelicas y Protestantes“, eingeführt vor einigen Jahren von der Präsidentin, Frau Bachelet, vielleicht in Erinnerung an ihre Zeit als Studentin und Ärztin in Leipzig und auch begründet mit der relativ großen Zahl evangelischer und evangelikaler Christen im sonst katholischen Chile.

= Südkorea verfügt über eine reichhaltige Literaturlandschaft und Literaturgeschichte. Die Schriftsteller der noch jungen Demokratie sind gesellschaftlich hoch geachtet. Das Buch als Medium gehört zum festen Bestandteil des Bildungskanons – trotz des gewaltigen staatlich geförderten Digitalisierungsschubs. Bei literarischen Lesungen füllen sich in den großen Städten mitunter ganze Stadien. Die Kunst des Buchdrucks war auf der koreanischen Halbinsel bereits 200 Jahre v o r der Gutenberg-Ära bekannt. Dort wurde z.B. die erste metallene Drucktype weltweit eingesetzt.

= Symon Petljura (1879-1926) ist ein ukrainischer Nationalheld, ähnlich dem Kosakenführer Bohdan Chmelnytzki (1595-1657), der als Polen- und Judenschlächter in die Annalen einging, und Stepan Bandera (1909-1959), der ein Kollaborateur der Nazis war und an Judenmorden nicht unbeteiligt blieb. Bei allen dreien werden werden in den aktuellen hagiographischen ukrainischen Darstellungen und Gedenkfeiern die Greueltaten geflissentlich ausgespart. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. In Polen und dem Gebiet der heutigen westlichen Ukraine lebten fast vier Millionen Juden. Unter Petljuras Herrschaft wurden vorwiegend von seinen Kosakenmelizen bei den schlimmsten Pogromen seit Chmelnytzki bis zu 150.000 Juden bestialisch ermordet. Petljura wurde im Pariser Exil von Scholom Schwartzbard, einem jüdischen Dichter und Anarchisten, erschossen, als Vergeltung für die Ermordung von 15 Mitgliedern seiner Familie; Schwartzbard wurde vom Gericht freigesprochen. (Dr. Elvira Grözinger)