Die Welt ist ein Dorf

= Die Waffen der Frau – nach iranischer Art: Iranische Frauen müssen erfinderisch sein, wenn sie sich gegen die sexuellen Belästigungen wehren wollen, die im Gottesstaat mancherorts geradezu verbreitet sind. Die weitgehende Trennung der Geschlechter heizt das Problem erst recht an: Für Männer wird es quasi zum Sport, Frauen zu beleidigen und zu bedrängen, und oft sind weder Passanten noch Sicherheitsleute bereit, den Opfern beizuspringen. Kann etwas so armseliges wie ein In-Ear-Kopfhörer da Schutz bieten? Nachdem eine junge Frau Tag für Tag beim Passieren einer bestimmten Straße angemacht worden war, steckte sie sich die Pods in die Ohren – und siehe da: Der Kopfhörer wirkte wie eine Schutzimpfung; als die Männer realisierten, dass ihre Beleidigungen nicht mehr ins Ohr dringen und verletzen konnten, hörten sie auf. Was die Männer nicht wussten: Da lief gar keine Musik, denn das Mädchen wollte alle Sinne präsent haben, um anderen Übergriffen ausweichen zu können. Nicht alle der befragten Frauen halten dieser Belastung auf Dauer stand. Shokuh etwa, die so gerne ganz für sich durch die Straßen spazieren würde, sagt: „Das ist praktisch unmöglich, weil es Leute gibt, die es nicht ertragen, wenn ein Mädchen allein unterwegs ist. Sie wollen dir um jeden Preis Angst machen, und sie schaffen es. Ich habe jahrelang um meine Unabhängigkeit gekämpft. Mittlerweile bleibe ich lieber zu Hause, als vor Fremden wegzulaufen und mich ständig schwach und angreifbar zu fühlen.“ (NZZ)

= 30 Jahre Gefängnis für eine Fehlgeburt: Evelyn Hernández, eine damals 18-jährige Salvadorianerin, erlitt im April 2016 eine Fehlgeburt. Ihre Mutter fand sie in der Latrine der Familie, bewusstlos nach starkem Blutverlust. Das Kind war tot. Im Spital erkannten die Ärzte, was vorgefallen war und avisierten die Behörden. Die Polizei fand den 32 Wochen alten Fötus. Die junge Frau, die vom Mitglied einer Jugendbande missbraucht und geschwängert worden war, wurde wegen Mordes zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Zur Begründung hiesss es, sie habe es versäumt, Schwangerschaftsbetreuung in Anspruch zu nehmen. Ihrer Beteuerung, es habe sich um eine Totgeburt gehandelt, glaubte das Gericht nicht.

Mit Chile, Haiti, Honduras, Nicaragua, Surinam und der Dominikanischen Republik gehört El Salvador zu den Ländern Lateinamerikas mit totalem Abtreibungsverbot. Die Gesetzgebung in El Salvador ist besonders streng: Bei einem Abbruch drohen Schwangeren und ihren Helfern acht Jahre Gefängnis. Medizinisches Personal, das von einem Fall Kenntnis hat und nicht anzeigt, wird ebenfalls hart bestraft. Oft erkennen die Richter – wie in dem geschilderten Fall – auf Mord. Diese Praxis wird seit lanem von Menschenrechtsorganisationen und internationalen Behörden kritisiert; Leidtragende sind zumeist junge Frauen aus armen Verhältnissen, oft Vergewaltigungsopfer, die ihren Zustand aus Angst und Scham verbergen. Internationales Aufsehen erregte auch der Fall einer 22-jährigen Schwangeren, die an Lupus litt. Ihr Fötus entwickelte kein Hirn, dennoch wurde ein Abbruch zunächst untersagt und erst nach Intervention des Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshofs erlaubt.

In El Salvador schlug die Opposition im Parlament vor, die Abtreibung bei Vergewaltigung, Todesgefahr für die Schwangere und Missbildung des Fötus wieder zu legalisieren. Das Parlament lehnte ab.

= Freihandelszone AfCFTA (Panafrikanische Freihandelszone): Gemessen an der Zahl der Länder, handelt es sich bei dem im Mai 2019 besiegelten Abkommen um den größten Freihandelsraum der Welt. 54 von 55 Ländern sind bisher mit von der Partie. Die Regierungen hoffen nicht nur auf regeren Handel untereinander. Ein gemeinsamer Markt mit rund 1,3 Milliarden Menschen soll auch Investoren anziehen und die Industrialisierung ankurbeln. Der Kontinent, auf dem 17 Prozent der Weltbevölkerung lebt, steuert weniger als drei Prozent zur globalen Wirtschaftsleistung bei und hat damit riesiges Aufholpotenzial.

= Jüdisches Leben entlang der Seidenstraße: Im Sankt Petersburger Museum Eremitage werden seltene jüdische Handschriften aus Afghanistan ausgestellt. Es handelt sich um Dokumente, die 2011 in mehreren Höhlen in Nordafghanistan entdeckt wurden und Zeugnis vom jüdischen Leben entlang der Seidenstraße im Mittelalter geben. Die Texte sind u.a. in Hebräisch, Aramäisch, Arabisch und Persisch verfasst. Einige Dokumente, darunter Briefe, Verträge, religiöse Abhandlungen, sind in einer Art regionalem Jiddisch geschrieben, dem sogenannten Judäo-Arabisch bzw. Judäo-Persisch. Gezeigt werden u.a. die noch erhaltenen jüdischen Originalschriften aus der Region vor dem Einfall der Mongolen im 13. Jahrhundert. (C.i.G.)

= Meeres-Schildkröten in Sri-Lanka kehren nach 20 Jahren an den Ort zurück, an dem sie geschlüpft sind und legen dort ihre Eier.