Ein Buch, das man gelesen haben muss: „Dalai Lama – Fall eines Gottkönigs“ von Colin Goldner. Daraus einige Zitate:

  • „Am Abend des 27. Juni 1994 fielen in der japanischen Stadt Matsumoto die Vögel vom Himmel, Hunde und Katzen verendeten auf der Straße. Menschen wanden sich in Krämpfen auf dem Boden, sieben davon starben, mehr als 200 erlitten bleibende körperliche Schäden. Als Ursache stellten Wissenschaftler eine freigesetzte Wolke des Nervengiftes Sarin fest, eines Kampfstoffes, der von den Nazis für den Einsatz im Zweiten Weltkrieg entwickelt worden war. Monatelang tappten die Ermittlungsbehörden in Dunklen, auf die Idee, bei der merkwürdigen Sekte „Aum Shinrikyo“ nachzuforschen, die nahe der Stadt eine Dependance errichtet hatte, kam niemand. Man scheute die direkte Konfrontation mit der Sekte, die in diesem Bezirk über 1500 Mitglieder hatte. Aum Shinrikyo war als äußerst gewalttätig bekannt, wer nicht unmittelbar physisch eingeschüchtert werden konnte, wurde mit einer Flut an Prozessen überzogen. Im Rückblick allerdings, wie die Journalisten David Kaplan und Andrew Marshall in ihren minutiösen Recherchen über Aum Shinrikyo es formulierten, erscheint es unfassbar, dass die Behörden nicht gegen die Sekte vorgingen: „Die Liste ihrer Verbrechen wurde jeden Monat länger und erschreckender: betrügerische Geschäfte, Grundstücksschwindel, medizinische Fehlbehandlungen, Erpressung, Drogenmißbrauch, Verstoß gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz, Herstellung chemischer Waffen, Kidnapping und Massenmord. Die Erklärung für die Untätigkeit der Behörden ist ebenso simpel wie erschreckend: Es handelte sich bei Aum Shinrikyo um eine staatlich registrierte und steuerlich begünstigte Religionsgemeinschaft, der niemand kriminelle Taten solch monströsen Ausmaßes zutraute. Nicht zuletzt hatte Aum diese staatliche Anerkennung durch ein offizielles Empfehlungsschreiben des „Rates für religiöse und kulturelle Angelegenheiten seiner Heiligkeit des Dalai Lama“ vom 25. Mai 1989 erhalten.
  • Anfang 1995 konnte die Sekte die Aufdeckung ihrer verbrecherischen Machenschaften gerade noch einmal verhindern. Am Neujahrstag erschien auf der Titelseite von Japans größter Tageszeitung „Yomiuri Shimbun“ ein Artikel, in dem Aum erstmals direkt mit den Giftgas-Vorfällen in Verbindung gebracht wurde. In Windeseile wurde daraufhin die Todesfabrik bei Kamikuishiki zu einem Tempel umgebaut: die chemische Laborausstattung wurde zerstört oder demontiert und in andere Sektenstützpunkte verbracht, die gelagerten Grundstoffe zur Herstellung von Sarin, darunter zehn Tonnen Methylphosphorsäuredimethyl, wurden in einen Brunnen entsorgt, sämtliche Räume wurden gereinigt und desinfiziert. Alles, was auf chemische Produktion hätte hindeuten können, wurde entfernt. Dafür errichtete man im Hauptgebäude eine gigantische Buddhastatue, die man nun der Öffentlichkeit präsentierte. Trotz aller Durchsichtigkeit des Aum-Manövers: wieder fassten die Ermittlungsbehörden nicht nach. Am Montag, dem 20. März 1995, kurz nach acht Uhr morgens, verwandelte sich die Tokyoter U-Bahn in eine Todesfalle. In fünf U-Bahnzügen entwich aus Plastikbeuteln mörderisches Giftgas. Als die Züge stoppten, bot sich ein apokalyptisches Bild: In heilloser Panik stürzten die Menschen aus den Waggons, erbrachen sich, spuckten Blut; mit glasigen Augen stolperten sie wie Zombies auf die Ausgänge zu, viele sackten lautlos in sich zusammen, andere wälzten sich von Krämpfen geschüttelt auf dem Boden, aus ihren Mündern quoll blutiger Schaum. „Da das Nervengas die Lungen der Verseuchten angegriffen hatte, war fast kein menschlicher Laut zu hören.“ Über 5000 teilweise schwer Verletzte wurden auf die Krankenhäuser der Stadt verteilt. Als ein Militärarzt Sarin als Ursache diagnostizierte, wurde überall in der Stadt das Gegenmittel PAM verabreicht. Mehrere Patienten lagen im Koma, die Zahl der Toten war auf zwölf gestiegen.
  • Endlich traten die Behörden in Aktion. Innerhalb einer Woche wurden 25 Aum-Zentren in ganz Japan untersucht. Man fand bizarre Laboratorien, entdeckte biologische Waffen, Sprengstoffe und automatische Gewehre. Die geschockte Öffentlichkeit erfuhr, dass Aum Shinrikyo über ein Arsenal an Gift- und Kampfstoffen verfügte, das ausreichte, um mehrere Millionen Menschen auf einen Schlag zu töten. Der Begründer und Guru der Sekte, Shoko Asahara, wurde aufgespürt; ihm wurde nachgewiesen, dass er persönlich die Giftgasattentate und weitere Morde angeordnet hatte.
  • In den 1980er Jahren hatte Asahara die Idee, seine Aum-Gemeinschaft durch einen Besuch beim Dalai Lama, der in Japan ein enormes Ansehen genoss, aufzuwerten. Er reiste im Sommer 1987 nach Nordindien und wurde sofort vom Dalai Lama in Privataudienz empfangen. Ganz offenbar übte Asahara bei dieser ersten Zusammenkunft enorme Wirkkraft auf den Dalai Lama aus; er wurde mit Weihwasser besprenkelt, gesegnet und mit einer weitreichenden spirituellen Aufgabe betraut. Zurück in Japan veröffentlichte Asahara den Wortlaut seiner Unterredung mit dem Dalai Lama in einer eigenen Schrift „Supreme Initiation“ und er betrieb Werbung mit seinen „besten Verbindungen zum spirituellen Oberhaupt der Tibeter“. In den Folgejahren wurde Asahara noch mehrmals in Privataudienz empfangen und in buddhistische Geheimlehren eingeführt; schließlich erhielt er im Mai 1989 noch zwei hochoffizielle Empfehlungsschreiben, die ihn als „kompetenten religiösen Lehrer“ auswiesen.
  • Asaharas abstruse Endzeit-Visionen, aufbereitet in einer Mischung aus Science-Fiction und Cyborg-Cartoon, fiel gerade bei den jungen Japanern der High-Tech-Generation auf fruchtbaren Boden. Wie zu Beginn seiner Betrügerkarriere verhökerte Asahara seiner gläubigen Anhängerschaft zu Irrwitz-Preisen irgendwelche Wundermittel; so verkaufte er etwa Schnipsel seines Bartes als Heilsbringer, den Zentimeter zu exakt 375 US-Dollar; auch sein schmutziges Badewasser, „Zauberteich“ genannt, konnte käuflich erworben werden – für 800 US-Dollar pro Liter.
  • Sex untereinander war den Aum-Anhängern streng untersagt. Der Guru selbst behielt es sich vor, attraktive weibliche Neuzugänge mittels seiner wundertätigen Körpersäfte zu „initiieren“; daneben hielt er sich einen Harem Dutzender von Gespielinnen. Zwei Gläubige, die beim Sex erwischt worden waren, ließ Asahara an den Füßen aufhängen.
  • War der Dalai Lama blind bei seinen Begegnungen mit Asahara? Was bewog ihn, eine Art spirituelle Bürgschaft auszustellen für einen offensichtlich psychopathologischen Kriminellen? Für einen Menschen, über den die New York Times schrieb: „Er hat Ähnlichkeit mit dem brutalsten Visionär unseres Jahrhunderts (gemeint ist Adolf Hitler), eine wenig beeindruckender, schlecht gebildeter Mann, der eine Lumpensammlung von zweitklassigen Ideen predigte.“ Oder waren die Millionenspenden, die Asahara dem Dalai Lama zukommen ließ, ausschlaggebend?
  • Kritische Stimmen von außen wußte Asahara durch blanken Terror zum Schweigen zu bringen: Ende 1989 etwa wurde der Tokyoter Anwalt und Sektenspezialist Tsutsumi Sakamoto, der eine Bürgerinitiative gegen Aum vertrat, zusammen mit seiner Frau und seinem 14 Monate alten Sohn von einem Rollkommando ermordet.
  • 1995, nur sechs Jahre nach jener einträglichen Empfehlung durch den Dalai Lama, belief sich das Vermögen der Sekte auf rund eine Milliarde US-Dollar.
  • Erst nach weiteren Terroranschlägen 1995 wurde Aum Shinrikyo der Status einer Religionsgemeinschaft aberkannt; bis 1997 wurden über 100 Führungskader der Sekte zu hohen Gefängnis- oder Geldstrafen verurteilt; zwölf Todesurteile wurden verhängt – auch Asahara gehörte dazu; die Todesurteile wurden allerdings nicht vollstreckt.
  • Die Reaktion des Dalai Lama und seines Hofstaates auf die Terroranschläge Asaharas war bezeichnend: Plötzlich wurde behauptet, Asahara sei „niemand Besonderes“ gewesen. „Seine Heiligkeit“ verlautbarte, für ihn sei der Japaner einfach einer unter Hunderten von Verehrern gewesen, die er jedes Jahr empfange. Es wird sogar behauptet, das Foto, auf dem der Dalai Lama händchenhaltend mit Asahara in die Kamera grinst, sei eine Fälschung.
  • Eine wesentliche Rolle in der propagandistischen Vorarbeit für die Verleihung des Friedensnobelpreises an den Dalai Lama hatte die seinerzeitige Bundestagsabgeordnete der Grünen, Petra Kelly, gespielt. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem Bundeswehrgeneral a.D. Gerd Bastian, hatte sie unermüdlich und mit streckenweise ans Pathologische grenzenden Fanatismus Öffentlichkeit für die „Sache Tibets“ herzustellen versucht.

„Goldners Studie ist Aufklärung im besten Sinne und eine von einem demokratischen Gesellschaftsbild geleitete, mit unbeirrbarer Akribie jede Behauptung mit Dokumenten untermauernde Geschichtsschreibung.“ (Badische Zeitung)

„Das Buch entmystifiziert den tibetischen Buddhismus als gewalttätig, terroristisch, frauenfeindlich, demokratiefeindlich.“ (Unsere Zeit)

„Der Mythos vom buddhistischen Pazifismus und von der Zerstörung des tibetischen „Paradieses“ durch die chinesischen Invasoren wird demontiert.“ (humanismus aktuell)

Zu Zeiten des Dalai Lama war das Leben der Tibeter geprägt von Feudalismus, bitterer Armut und religiösem Fundamentalismus. Der Schulunterricht in Klöstern bestand im auswendig-lernen von religiösen Formeln und Phrasen – allerdings nur für Jungen; die Mädchen hatten zu Hause zu bleiben und ihre Mütter hatten auf dem Feld zu schuften. Das hat sich seit der Machtübernahme der Chinesen fundamental geändert. Einerseits hat China den Tibetern seine Einparteien-Diktatur aufgezwungen. Andererseits ist der Lebensstandard (Wohnen, Schulsystem, Gesundheitsfürsorge, Rentensystem, Technologie u.a.m.) drastisch verbessert worden. Millionen Touristen, die außerhalb der Corona-Krise nach Tibet fahren, können das bezeugen.