Die Kirchen – auch die evangelische Kirche – erheben immer noch den Anspruch, bei der Bibel handele es sich uneingeschränkt um Gottes Wort – also auch das Alte Testament ist Gottes Wort. Im „Lied des Mose“ heißt es: „…….der Herr ist ein Krieger….. Deine Rechte, Herr, ist herrlich an Stärke, deine Rechte, Herr, zerschmettert den Feind. In deiner erhabenen Größe wirfst du den Gegner zu Boden. Du sendest deinen Zorn; er frisst sie wie Stoppeln.“
Das Reformkonzil Vaticanum II verkündete: „Das von Gott Geoffenbarte, das in der Heiligen Schrift enthalten ist und vorliegt, ist unter dem Anhauche des Heiligen Geistes aufgezeichnet worden; denn aufgrund apostolischen Glaubens gelten unserer Heiligen Mutter die Bücher des Alten wie des Neuen Testaments in ihrer Ganzheit mit allen ihren Teilen als heilig und kanonisch, weil sie, unter Einwirkung des Heiligen Geistes geschrieben (….) Gott zum Urheber haben und als solche der Kirche übergeben sind.“
Heilig und kanonisch sind also folgende Worte aus der Bibel:
- „Meine Pfeile mache ich trunken von Blut, während mein Schwert sich ins Fleisch frisst – trunken vom Blut Erschlagener und Gefangener.“ (Dtn. 32; 42)
- Im Psalm 3 steht geschrieben: „…. denn all meinen Feinden hast du den Kiefer zerschmettert…“ Und in Psalm 9: „Ich will dir danken Herr, aus ganzem Herzen, verkünden will ich all deine Wunder. Ich will jauchzen und an dir mich freuen, … du hast die Völker bedroht, die Frevler vernichtet, ihre Namen gelöscht für immer und ewig. Die Feinde sind dahin, zerschlagen für immer, du hast Städte entvölkert, ihr Ruhm ist versunken.“ Und in Psalm 18, ein „Danklied des Königs“: „Ich verfolge meine Feinde und hole sie ein, ich kehre nicht um, bis sie vernichtet sind. Ich schlage sie nieder; sie können sich nicht mehr erheben. Sie fallen und liegen unter unseren Füßen …… Ich konnte die vernichten, die mich hassen. Sie schreien, doch hilft ihnen niemand, sie schreien zum Herrn, doch er gibt keine Antwort. Ich zermalme sie zu Staub vor dem Wind, schütte sie auf die Straße wie Unrat….“ In Psalm 82 betet der fromme Psalmist: „Mach es mit ihnen (den Feinden) wie mit Midian und Sisera, wie mit Gabin am Bach Kischon, die du bei En-Dor vernichtet hast. Sie werden zum Dung für die Äcker…“
- Zur Preisung Gottes gehört auch die Ermordung von Kindern – wie die Tötung aller Erstgeborenen in Ägypten: „Halleluja ! Lobt den Namen des Herrn ! Lobt den Herrn, denn er ist gütig ! Singt und spielt seinen Namen, denn er ist freundlich! Er erschlug Ägyptens Erstgeburt, beim Menschen und beim Vieh … Er schlug viele Völker nieder … Gepriesen sei der Herr auf Zion, er, der thront in Jerusalem. Halleluja !“
- Prophet Hesekiel (Ezechiel): „Darum sollen in deiner Mitte Väter ihre Kinder und Kinder ihre Väter fressen.“ (5,10) Es soll ein Drittel von dir an Pest sterben und durch Hunger vernichtet werden in deiner Mitte, und das zweite Drittel soll durchs Schwert fallen rings um dich her, und das letzte Drittel will ich in alle Winde zerstreuen und will hinter ihnen her das Schwert ziehen.“
Das Verlangen nach Gewalt, nach unversöhnlicher Rache und Bestrafung zieht sich durch das ganze Alte Testament:
Was hat das mit J e s u s C h r i s t u s und dem Gebot der Nächstenliebe zu tun ?
Haben wir Christen das Recht, die „Modernisierung“ des Koran zu verlangen, während wir uneingeschränkt zu „unserer“ Bibel stehen ? Oder, wie es in der Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“ heißt: „Beim Blick auf die Prophetie des Alten Testaments muss im Vordegrund das Glaubensbewusstsein von der Einheit der b e i d e n biblischen Testamente stehen. Dies gründet darin, dass es ein und derselbe Gott ist, der in dem einen wie dem anderen spricht, um Zukunft und Hoffnung zu geben.“
Wenn Europa von einem nicht-christlichen Volk mit einem brutalen Krieg überzogen wird, haben dann die überlebenden Christen gemäß dem gültigen Alten Testament die Pflicht, diesen Feind abzuschlachten und zu vernichten ? Wie würden die europäischen und christlich geprägten Nationalisten mit den hier lebenden Muslimen verfahren, wenn es zu einem dritten Weltkrieg käme ? Würden sie dem Alten Testament folgen ? Wie würden die Kirchen-Oberen sich verhalten ?
Die Bibel hat sich (leider) nicht verändert, sondern die Gesellschaft. Die Aufklärung ist keine Leistung des Christentums, sondern das Ergebnis der Emanzipation von demselben.
Könnte man nicht die Bibel und alle Dogmen und Riten, alles Kultische, Liturgische und Sakramentale reduzieren, vereinfachen, jedem Menschen verständlich machen und auf das Gebot der Nächstenliebe reduzieren ?