Experten – Panoptikum

Professor McCloskey bringt es auf den Punkt: „Heute rennen Ökonomen durch die Welt, die keine Ahnung von der Ideenentwicklung ihres eigenen Faches oder von der Wirtschaftsgeschichte haben. Ökonomen können allgemeine Gleichgewichtsmodelle berechnen, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben. Die Wirtschaftswissenschaften sind zu einer Publikationsmaschinerie verkommen. Es geht darum, quantitative Ergebnisse zu produzieren, um diese karrieresteigernd in Fachzeitschriften (oder gegen Honorar in den Leitmedien) zu veröffentlichen. Statt staatliche Maßnahmen kritisch zu hinterfragen, dienen sie der Regierung als Ratgeber, wie diese am besten in die Wirtschaft eingreift.“

Inzwischen haben Analysen, Prognosen und Kommentare von selbst ernannten Experten (Ökonomen, Professoren, Philosophen, Anlageberater usw.) mit Seriösität und Kompetenz nur noch selten was zu tun; das hindert ARD und ZDF und zahlreiche Medien nicht daran, diese Herrschaften immer wieder zu Wort kommen zu lassen. Einige Beispiele:

= Der „Chefstratege“ der französischen Großbank Societè Generale Albert Edwards hatte im Oktober 2011 in Focus Money behauptet, dass der „Standard & Poors 500“ von 1100 auf 400 Punkte abstürzen würde; das krasse Gegenteil trat ein: Der S&P 500 stieg auf über 2000 Punkte. Das hielt diesen Herrn nicht davon ab, im Februar 2016 wieder in Focus Money einen Börsen-Total-Crash von 75 Prozent anzukündigen; auch hier ist das Gegenteil eingetreten. Wollen diese Typen den Sparern Angst machen und sie motivieren, die überteuerten Fonds von Soc. Generale zu kaufen ?

= Die vom deutschen Steuerzahler entlohnten Wirtschaftsinstitute geben ungeniert ihre Wachstumsprognosen ab, obwohl sie seit Jahren völlig daneben liegen – oft um 100 Prozent und mehr. Vor ein paar Tagen wurde eine im November 2018 verkündete Prognose von 1,5 auf o,8 Prozent reduziert – also um fast 50 Prozent innerhalb von vier Monaten. Ich gehe jede Wette ein, dass auch die neue Prognose völlig falsch ist. Bei einem Test hat sich übrigens herausgestellt, dass Erstsemester bessere Prognostiker sind, als die Fünf Weisen !!

= Das folgende Zitat stammt n i c h t aus dem kommunistischen Manifest, sondern aus aus dem Feuilleton der FAZ: Der Buchautor Wolfgang Hetzer warnt in seinem Buch „Finanzkrieg“ vor einer brandgefährlichen Entwicklung: „Was ist, wenn die Menschen begreifen, unter welchen Umständen ihnen zugemutet wird, harte und ehrliche Arbeit zu leisten, die es ihnen aber allzu oft noch nicht einmal ermöglicht, ein halbwegs unbeschwertes Dasein zu fristen ? Wenn sie also kapieren, dass es ihr Geld ist, mit dem ein verschachteltes System aus schwachen Nationalstaaten und starken Firmen unterhalten wird. Sie könnten kapieren, dass Leistung und Lohn längst entkoppelt wurden, dass Gerechtigkeit zum hohlen Pathos verkommen ist und dass die Demokratie abgelöst wurde durch ein Computerspiel, das alle abzockt.“

Wie war der Name des Experten ? Wolfgang Hetzer – nomen est omen.

= „Bis zur vollständigen Gleichstellung von Mann und Frau in Arbeitswelt, Bildung und Politik dauert es bis zum Jahr 2133.“ Diese Feststellung von den Sterndeutern vom Weltwirtschaftsforum ist ernst gemeint. Aber die Briten halten mit: „Im Jahre 2067 werden Brite und Britin gleich viel verdienen.“ (Chartered Management Institute/CMI)

= Wir alle haben schon mal von dem berühmten Standardwerk aus dem Jahr 1970 gehört: „Die Grenzen des Wachstums“. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Dort wird z.B. für das Jahr 2000 das Bruttosozialprodukt pro Kopf vorausgesagt: Z.B. für Japan 23.200, für USA 11.000, UdSSR 6.330, für BRD 5.850 und China 100 Dollar. Coole Prognose !

= Der Groß – Journalist Michael Stürmer von der WELT schreibt: Der Rückzug Amerikas aus dem labilen und brandgefährlichen Nahen Osten wird zu neuen Kriegen und ungeahnten Flüchtlingsströmen führen. Bemerkenswert ist bei den Stürmers dieser Welt, dass sie ihre Vermutungen als Feststellungen verkaufen.

= Bonham Carter, Aufsichtsrat der britischen Fondsgesellschaft Jupiter: „Wir beschäftigen keine Ökonomen. Für eine erfolgreiche langfristige Kapitalanlage braucht man auch keinen.“

= Der Verbleib Griechenlands in der Euro-Zone ist noch nicht absolut sicher, aber doch äußerst wahrscheinlich. Kurze Erinnerung an das Jahr 2012 mit Aussagen von Top-Ökonomen:

  • Nouriel Roubini/US-Ökonom: „Der einzige Ausweg besteht in einer Insolvenz Griechenlands und dem Ausstieg aus dem Euro.“
  • US-Professor Paul Krugmann: „Der Euro könnte in rasanter Geschwindigkeit auseinanderbrechen.“
  • Willem Buiter/Chefökonom der Citigroup: „Mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit ist Griechenland am 1. Januar 2013 nicht mehr in der Eurozone.“

Fortsetzung folgt.