Flüchtlinge, Asylbewerber, Zuwanderer: Eine rein materielle Betrachtung: (w)

= Ohne die Zuwanderung von „Gastarbeitern“ vor allem in den sechziger Jahren wäre das deutsche Wirtschaftswunder unmöglich gewesen und ohne die etwa zwei Millionen Kriegsflüchtlinge und Asylbewerber, die im Laufe der Jahre eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis erhielten, hätten viele Unternehmen ihre Produktion in Länder verlegen müssen, wo genug Arbeitskräfte zur Verfügung standen. Gunnar Kilian, Personalvorstand von Volkswagen: „Allein bei VW in Deutschland arbeiten Männer und Frauen aus 114 Nationen friedlich und erfolgreich zusammen – Menschen aus Deutschland und europäischen Ländern wie Menschen aus Syrien, Vietnam, Gambia oder Gabun u.a.m.“

= Zahlreiche Branchen würden ohne „Ausländer“ ihren Laden dicht machen, weil die Deutschen an einer Beschäftigung in Krankenhäusern, Gaststätten, Bauunternehmen, Handwerksbetrieben, Reinigungsunternehmen, Schlachthöfen, Hotels, Agrarbetrieben usw. nicht interessiert sind.

Auch die für uns alle immer wichtiger werdenden Pflegeberufe suchen händeringend nach Mitarbeitern und finden sie überwiegend bei Ausländern.

= In den Sechzigern kamen Italiener, Spanier, Kroaten, Portugiesen, deren Kinder in den Jugendmannschaften der Fußballclubs spielten und die nicht selten als Mafiadreckskerle oder Spaghettifresser vom Spielfeldrand beschimpft wurden. Oder es hieß: „Passt bloß auf die Mädels auf ! Die legen alles flach ! Und dann können sie nicht mal Alimente zahlen, die Italo-Anmacher !“ Das hielt übrigens einige hunderttausend deutsche Frauen nicht davon ab, die gut aussehenden Südländer zu heiraten. Diese Gastarbeiter wurden von deutschen Behörden angeworben und haben unseren Wohlstand vorangebracht und leben heute in dritter Generation hier (und sind manchmal deutscher als die Deutschen).

= Dann kam das Jahr 2015 mit weit über einer Million Flüchtlingen. Viele Deutsche gerieten in Panik. Fast alle Medien schürten das Feuer. Die Zustimmung zur AfD und der Hass im Internet und auf der Straße explodierte. Angela Merkel wurde von linken und rechten Medien und aus dem „Volk“ beschimpft und aufgefordert, zurückzutreten. Einige islamistische Attentate in Europa kamen den Hassern gerade recht.

= Sogenannte Qualitätsmedien errechneten, dass „Merkels Flüchtlingswelle“ den deutschen Steuerzahler weit über eine Billion Euro kosten würde, dass deshalb die Steuern erhöht werden müssten usw.

Schon heute steht fest, dass es genau umgekekhrt ist: Weil schon fast 60 Prozent der Flüchtlinge einen Teil- oder Vollzeitjob haben kann der „Tagesspiegel“ schreiben: „Zuwanderer zahlen deutlich mehr ein, als sie in Anspruch nehmen. Die Beiträge von Migranten haben die gesetzliche Krankenversicherung seit 2012 um acht Milliarden Euro entlastet. Ohne die Zuwanderung wäre die Beitragsbelastung der 73 Millionen gesetzlich Krankenversicherten um etwa 0,6 Beitragspunkte höher. 6,4 Prozent der aktuell Versicherten sind Zuwanderer; der Anteil der Zuwanderer an den Gesamtbeitragseinnahmen betrug 2019 7,9 Prozent – der Anteil der Zuwanderer an den Ausgaben der Krankenkassen betrug dagegen 3,5 Prozent !!!

= Erstaunlich ist, dass nicht nur „Wir-sind-das-Volk-Fanatiker“ die Flüchtlinge bedrohen, sondern auch gebildete Leute mit Professoren- und Doktor-Titel. Ein Herr Dr. Heinz Gilch schreibt: „Ist es vernünftig, so viele Asylanten ins Land zu holen ? Brauchen wir wirklich so viele neue Arbeitskräfte ? Wäre es nicht besser, wenn neue Fabriken dort gebaut würden, wo wir die Menschen herholen ?“ Und Frau Christa Wolf in einem Leserbrief: „Frau Merkel bürdet den Deutschen finanzielle Lasten auf, die uns noch schwer zu schaffen machen werden. Ihre Selbstherrlichkeit macht mir Angst und macht mich wütend. Auf den deutschen Steuerzahler kommen 400 Milliarden Euro an Kosten zu.“

„Manchmal scheint mir, dass der Hass auf Menschen, die ihre Heimat verloren haben, ironischerweise mit einer inneren Heimatlosigkeit zu tun hat. Dieser völkische Nationalismus sucht sich ein Objekt für seinen Zorn – und leidet doch offensichtlich an der eigenen Instabilität.“ (Carolin Emcke)