= Außer dem Kicker kenne ich keine Zeitschrift oder Zeitung, die so positiv und konstruktiv und berührend über Fußball berichtet, wie die FAZ. Mein FAZ-Lieblings-Journalist Christian Eichler hat jetzt für sein Buch „90: Oder die ganze Geschichte des Fußballs in neunzig Spielen“ eine völlig verdiente Auszeichnung bekommen. So kommentiert Eichler das Fußballwochenende und wählt als Überschrift: „So schön kann Fußball sein.“ Oder sein ebenfalls geschätzter Kollege Roland Zorn wählt als Überschrift: „Seliges Lächeln. Ein Spieltag für BVB-Romantiker.“ Noch ein Eichler: „Die Krönung der Fusion. Ein paar erfahrene Endzwanziger und eine Schar aufregende Jungprofis: Mit dieser neuen Mischung stürmt Dortmund nach irrem Spiel an die Tabellenspitze.“ Ich weiß nicht, ob Eichler Abitur hat, aber seine Kollegen von der Süddeutschen Zeitung haben bestimmt ein Germanistik-Studium abgeschlossen und das liest sich nach dem Sieg der Hertha gegen Bayern dann so: „Direkter, offensiver, mit Esprit und Intellekt.“ Und zu einer Äußerung von Matthias Lehmann („Fußball ist zu 80 Prozent Kopf“) kommentiert die S.Z.: „Mit dieser prägnant verdichteten Formulierung wollte Lehmann seine empirische Erkenntnis ausdrücken ……..“
= Man darf davon ausgehen, dass Fußball-Profis so wie Trainer und Präsidenten durchschnittlich intelligent sind; einige liegen über dem Durchschnitt und andere darunter. Einer, der nicht ganz an die Mitte heranreicht, ist der seit einiger Zeit arbeitslose Trainer Peter Neururer, der sein Taschengeld mit Kolumnen bei der „Bild“ aufbessert. Zitat: „Fußball mutiert immer mehr zum Affenzirkus“ und dann haut er Bayerns Trainer Kovac auf Niedrig-Niveau in die Pfanne: „Wie kann eine Bayern-Mannschaft so ausgelaugt wirken?“ In die Intelligenz-Kategorie von Neururer gehört auch Thomas Bertoldt, der z.B. absondert: „Jugendliche lernen im Training v o r a l l e m , den Schiedsrichter zu hintergehen.“ Da halten wir uns doch lieber an den britischen Zweitligaspieler Saido Berahino von Stoke City, der in nur sieben Wochen einen einmalig coolen Hattrick hingelegt hat: Er wurde dreimal Vater: Einmal mit seiner Verlobten Stephania, dann mit dem amerikanischen Modell Lovelace und schließlich mit einer Krankenschwester, die noch in Verhandlungen mit Berahinos Anwälten steht. Eine wunderbare Fußball-Story haben wir noch: Seit neunzig Jahren schlägt das Herz von Roy Prentice für den Zweitligisten Notts County. Wegen einer Demenzerkrankung im Pflegeheim lebend, erzählt Roy einer Pflegerin von seinem großen Traum: „Ich will einmal in meinem Leben ein Tor an der Meadow Lane, dem Stadion des Vereins, erzielen. Der Traum wurde wahr, als Roy in der Halbzeitpause des Spiels gegen Crawley Town von Betreuern im Rollstuhl auf den Platz zum Elfmeterpunkt gefahren wird; Roy trägt ein Trikot mit der Rückennummer 90; er schießt mit rechts, trifft – im zweiten Anlauf – ins untere rechte Eck und tausende jubeln. Viele haben Tränen in den Augen.