Fußball – Fetischist

= Seit einem halben Jahr ist der Italiener Andrea Stramaccioni Trainer des iranischen Fußball-Clubs Esteghlal, der „Blauen“ in Teheran. Esteghlal ist erfolgreich und will dem Lokalrivalen Persepolis die Meisterschaft abjagen.

Anfang September erfuhr die ganze Welt vom Freitod der Esteglal-Anhängerin Sahar Chodarjari, die für ihren Versuch, das Stadion zu betreten, bestraft worden war. Aus Protest gegen diese Bestrafung verbrannte sich Sahar Chodarjari. Das Team von Esteghlal hielt daraufhin eine Gedenkminute ab und der Kapitän Wuria Ghafuri sorgte dafür, dass die Spieler zum nächsten Auswärtsspiel in T-Shirts auf den Rasen traten, die ein blaues Herz zierte mit der Aufschrift „Blaues Mädchen – In Gedenken Sahar Chodarjaris“. Diese Aktion war hochriskant, weil das iranische Regime keine Proteste duldet und weil die vor zwei Tagen erfolgte Erschießung des iranischen Generals der sogenannten Revolutionsgarden dazu führen wird, dass das iranische Volk und auch die Fußball-Clubs mit noch mehr Gewalt von oben rechnen müssen.

Der DFB und die FIFA haben die Pflicht, den linientreuen iranischen Fußballverband zu bestrafen oder auszuschließen, wenn jetzt auch die Spieler von Esteghlal für ihre Aktion bestraft werden.

= Mesut Özil hat mal wieder seinen beschränkten Horizont unter Beweis gestellt, indem er gegen die Behandlung der muslimischen Uiguren in China protestiert hat – aber die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen im Land seines verehrten Präsidenten Erdogan ignoriert. In der Türkei werden politisch Andersdenkende verfolgt und die Meinungsfreiheit ist eingeschränkt und die Justiz ist gleichgeschaltet und die Kurden, Jesiden und Christen sind Menschen zweiter Klasse. Dass die Türkei sich immer noch nicht zu ihrer Verantwortung am Völkermord an den Armeniern bekennt, könnte auch ein Protest-Grund sein.

= Als der F.C. Augsburg in die erste Bundesliga aufstieg und nach der Hinrunde ganze neun Punkte auf dem Konto hatte, schrieb der Chef der Sport-Bild: „Der FCA hat sich irrtümlich in die 1. Liga verirrt und wird auch nach der ersten Saison wieder draußen sein.“ Der FCA ist damals nicht abgestiegen und spielt ohne Unterbrechung sein 8. Erstligajahr. Nach den ersten erfolglosen Spielen der laufenden Saison bezeichnete die Sport-Bild den FCA als Lachnummer. Wenn es eine Lachnummer in der deutschen Presselandschaft gibt, dann ist es die Sport-Bild.

= Nach wie vor trieft den Sport-Journalisten der Süddeutschen Zeitung der Neid auf die hohen Fußball-Gehälter aus Ohren und Augen und der Nase. Man muss das verstehen; die Journalisten haben das Abitur geschafft und vielleicht sogar studiert und verdienen nur einen Bruchteil der Fußballer. Aber mit der Bildung haben die Reporter einen Riesenvorsprung, der sich dann so anhört: „Selbstironisches Retorten-Bashing unter Retortenklubs“ oder „Der FC vergrößert die Not der Bremer, die dennoch stoisch bleiben.“ Oder: „Trainer Rose nimmt bereits einen Defätismus wahr, den er als deplaziert empfindet.“

= Als der Niedergang des HSV begann, war Katja Kraus dort Vorstandsmitglied; dann musste sie gehen. Seitdem versucht sie in allen Medien, auf sich aufmerksam zu machen. Jetzt wird sie in einer Riesenschlagzeile in der FAZ zitiert: „Es ist absurd, dass Frauen so selten in Führungspositionen sind.“ Frau Kraus hat eine sogenannte „Studie“ fabriziert und stellt fest, dass der von Männern dominierte Sport abgeschirmt wird und sie verspricht einen Gewinn: „Divers besetzte Teams erzielen bessere wirtschaftliche Ergebnisse.“ Coole Idee ! Wir planen also ab sofort Bundesliga-Club-Vorstände mit 50 Prozent Frauen und je 25 Prozent Schwulen und Lesben und was machen wir mit den Intersexuellen? Und die Bundesliga-Teams müssen auch divers besetzt sein; wie ich unsere Profis kenne, wird dann in den Kabinen und unter den Duschen die Post abgehen.