Fußball – Fetischist

Die Corona-Krise und die daraus resultierende Wirtschaftskrise hat auch den Fußball in aller Welt voll erwischt. Zahlreiche Arbeitsplätze sind in Gefahr und die Existenz vieler kleiner und großer Clubs ist gefährdet.

Wie bei jeder internationalen politischen Krise haben wir Fußballer jetzt die Chance, uns mit sinnvollen und pragmatischen Konzepten und seriösen finanziellen Regelungen für die Zukunft besser aufzustellen. Wahrscheinlich wird es notwendig sein, für nicht planbare Crashs Rücklagen zu bilden oder einen Solidar-Fonds aufzubauen, mit dem dann „ärmere“ Vereine unterstützt werden können.

Aber die Fußball-Weltgemeinschaft wird auch die aktuelle Krise meistern. Die beiden Bundesligen werden alle Spiele durchziehen – leider ohne Zuschauer. Wir Fußball-Fans werden vor den Fernsehern jede Sekunde geniessen und wir können es kaum erwarten, die nächste Saison wieder in den Stadien zu erleben.

Gerade jetzt, wo so viele Menschen leiden, bringt der Fußball Trost und Ablenkung und Solidarität !

Klar ist auch, dass unsere aktuelle Krise von einigen Fußball-Hassern dazu genutzt wird, ihren Verbal-Müll zu verbreiten. Der einschlägig bekannte Thomas Kistner von der Süddeutschen Zeitung spricht davon, dass 13 Bundesligisten die Insolvenz droht und er kritisiert sogenannte Geisterspiele wie folgt: „Ginge das wirklich ? Dass die einen kicken dürfen, um zu überleben, während die anderen ihre Läden, Firmen, Gastronomien geschlossen halten und machtlos die Tage bis zum Untergang runterzählen müssen ? Es ginge nicht. Eine reine Lex Fußball ist undenkbar.“ Kistner scheinheilig: „Wo sind die Milliarden hin, die dieser personell überschaubare Unterhaltungszweig über Dekaden generiert hat ?“ Kistner sozialistisch: „Zum Strukturproblem zählt, dass der Fußball seinen Reibach ungleich verteilt.“ Kistner antikapitalistisch: „Gesellschaftliche Priorität hat Fußball nicht. Wenn er aber jetzt sein turbokapitalistisches Wesen nicht bändigen kann, wird ihn die Krise sehr viel mehr kosten, als nur den Verlust der schwächsten Marktteilnehmer.“ (Kistner ist übrigens jener Herr, der seit vielen Jahren versucht, dem Fußball massives Doping anzuhängen.)

Fußball stiftet überall auf der Welt Frieden ! Können Sie sich an den Völkermord in Ruanda erinnern, der vor 26 Jahren begann, als Hutu-Milizen ihre vorbereiteten Mordlisten abgearbeitet haben ? Teile der Armee, der Präsidentengarde und der Polizei beteiligten sich an diesem Genozid gegen die Tutsi. Lehrer töten ihre Schüler, Kinder ihre Onkel, Katholiken ihre Prister. Die Katastrophe kam nicht über Nacht. Über Jahrzehnte war Ruanda ein Land des Konflikts, das spiegelte sich auch im Fußball. Nach der Unabhängigkeit Ruandas 1962 schlossen sich viele der unterdrückten Tutsi in Fußball-Mannschaften zusammen, um sich in Gruppen treffen zu können; höhere Bildung und Jobs waren ihnen versperrt. Und nach dem Völkermord fanden wieder kleine Gruppen von Fußballern zueinander, trafen sich zum Training und gründeten Fußball-Clubs. Schon vier Monate danach spielte der Verein Rayon Sports gegen seinen Erzrivalen Kiyovu Sports vor 20.000 Zuschauern ! Endlich gab es wieder Lebensfreude ! Das kollektive Trauma sass tief – aber das lockere Umfeld des Sports half den ehemaligen Feinden ins Gespräch zu kommen !