Fußball – Fetischist

= Obwohl ich kein Bayern-München-Fan bin: Herzliche Gratulation zum Sieg in der Champions-League! Ihr habt das hart erarbeitet und verdient. Hart erarbeitet ? werden manche Leute fragen – die schwimmen doch im Geld ! Darf ich darauf aufmerksam machen, dass die Bayern nach Gründung der Bundesliga klein angefangen und sich Stück für Stück nach oben gearbeitet haben ! Das ist vor allem Uli Hoeneß zu verdanken, der seine Qualitäten als Unternehmer und als Fußball-Experte eingebracht hat. Es gab damals Clubs, die weit bessere Möglichkeiten hatten, als die Bayern: Z.B. der HSV, der mal wieder in der 2. Liga spielt. Oder Köln und Stuttgart, die einfach über Jahrzehnte inkompetent geführt wurden und eigentlich zu den führenden Clubs Europas gehören müssten.

Man kann das aktuell auch ganz gut an den Spieleretats ablesen: Warum steigt Bielefeld mit einem Spieleretat von ca. 20 Millionen Euro auf und der HSV und Hannover 96 bleiben mit einem Etat von ca. 50 Millionen in der 2. Liga? Warum rettet sich der neunmalige Deutsche Meister Nürnberg mit einem Spieleretat von fast 30 Millionen Euro mal so eben vor dem Abstieg in die 3. Liga und Osnabrück landet mit weniger als 10 Millionen weit davor?

= Was treibt eigentlich all die Journalisten in den angeblichen Qualitäts-Medien dazu, ihre Arroganz und Ignoranz an unserem geliebten Fußball auszulassen? Alles wird niedergemacht: Die Entscheidung der Clubs, die Bundesligasaison vor leeren Rängen zu Ende zu spielen, war goldrichtig – nur nicht für die Medien. Die absurde Diskussion um Begrenzung der Fußball-Gehälter ist hoffentlich verstummt. Wie primitiv diese Fußball-Verachtung ist, kann man immer im SPIEGEL lesen; der interviewt einen „Fußballfan“, der ein Nacktfußballspiel mit folgender Begründung organisiert hat: „Ich wollte zeigen, dass Fußball heute nur noch Kommerz ist. Keine Werbung, keine Trikots, keine Hosen. Nur elf gegen elf.“ Haben diese Typen schon mal was vom Jugend- und Amateurfußball gehört, wo hunderttausende aus reiner Freude kicken? Schon mal gehört, dass die Bundesligisten den Amateursport in Deutschland mit vielen Millionen Euro unterstützen? Schon mal gehört, dass der Profifußball in Deutschland ein wesentlicher Faktor unserer Volkswirtschaft geworden ist? Schon mal gehört, daß Bundesliga-Fußball in Deutschland das Leben von 20 oder 30 Millionen Kindern, Frauen, Männern, Rentnern, Weißen und Farbigen, Ausländern, Gottlosen, Christen und Muslimen und vielen anderen bereichert? Schon mal gehört, daß die Bundesliga inzwischen auch ein wichtiger Faktor für unsere Volkswirtschaft geworden ist?

= Im Einklang mit diesen Medien versuchen sogenannte Fanorganisationen, sich mal wieder als Retter der deutschen Fußballkultur aufzuspielen. „Die Corona-Krise hat die Schwächen des kaputten Systems aufgedeckt“ tönt es aus diesen Kreisen, die maximal 0,3 Prozent der deutschen Fußballanhänger ausmachen. Diese Fans können entweder für Mehrheiten kämpfen und sich in die Vorstände der Fußball-Clubs wählen lassen und dann ihre Reine Lehre realisieren oder sie können den Fußball in den unteren sieben Ligen geniessen und dort ihre Vorstellungen umsetzen.