Ein Präsident träumt:
Der erste Traum: Mein Verein hat ein Heimspiel. Alle fühlen sich wohl: Die Rollifahrer, die Sponsoren, die Armen, die Reichen, die Gottlosen und die Frommen, die Intellektuellen und die Einfältigen, Alt und Jung, Mann und Weib, Familien, Einheimische und Gäste, Spieler, Fans und Trainer. Wir singen zusammen, wir fassen uns bei den Händen, wir geniessen die fröhliche Aura und fühlen uns alle miteinander verbunden.
Wir liegen zurück und spielen einen großen Mist. Die Menschen im Stadion reagieren: Sie singen lauter ! Feuern an und reißen alle mit ! Kein Pfeifen im großen Rund, kein Stinkefinger, keine Agressionen. Wir verlieren, wir sind traurig.
Wir freuen uns auf das nächste Spiel ! Bleibt das ein Traum ?
Der zweite Traum: Mein Club kommt ins Endspiel der Euro-Legue, das im Ausland ausgetragen wird. Tausende unserer Anhänger fahren oder fliegen dort hin.
Wir liegen 0 : 3 zurück. Wir singen aus tausenden Kehlen und bejubeln jeden Einwurf unseres Teams. Wir holen auf und gewinnen im Elfmeter – Schießen. Auch nur ein Traum ?
W o l k e s i e b e n !
Als FCA-Präsident habe ich mal folgenden Brief an unsere Fans geschrieben: „Liebe Fans, wenn in den letzten Tagen mein Handy klingelte und meine Freunde wollten mich sprechen, dann habe ich geantwortet: „Hier spricht der Präsident des Tabellensechsten der Bundesliga – ich spreche nicht mit jedem !“
So ist das, wenn man auf Wolke sieben schwebt ! Das Leben ist schön !
Lasst uns jede Minute genießen und allen danken, die zu diesem Erfolg beitragen – nicht zuletzt unserem einmaligen Publikum. Wir haben diesen Erfolg verdient, weil wir uns alle vor Jahren absolute
S o l i d a r i t ä t
auf die Fahne geschrieben haben und weil wir diese Solidarität gelebt haben – ganz besonders in schweren Zeiten und bei zahlreichen Niederlagen.
Wir sind bescheiden und bodenständig, und wenn wir solidarisch bleiben, werden wir Rückschläge, Niederlagen und Abstiege überstehen und immer wieder neu angreifen. Denn das Fußball – Leben ist schön !! Herzliche Grüße !
Fußball – Untreue : Ein einziges Mal bin ich in meinem Leben dem Fußball untreu geworden; bis zum Alter von vierzehn hatte ich kein Training und kein Spiel versäumt und war glücklich damit. Dann begann ich mich für Mädchen zu interessieren und liess mich von einem Freund in die angesagte Eisdiele schleppen, wo „man“ sich traf; unter den hübschen Mädels war eine besonders auffallende junge Dame, die mit Tenniskleidung und Schläger bewaffnet war und die, wie mein Freund mir zuflüsterte, nicht zu haben war, weil aus besseren Kreisen. Das spornte mich erst recht an. Ich lieh mir Tennis-Shirt- und Short- und Schuhe- und Schläger und eine Sonnenbrille, schwänzte das Fußball-Training und tauchte als Tennisspieler in der Eisdiele auf; dreimal habe ich das Training geschwänzt und dreimal habe ich versucht, die Lady zu überzeugen.
Es war ein Reinfall. Die Dame hatte keinen Geschmack und kein Feeling !
In tiefster Reue ging ich wieder zum Fußballtraining und hatte sogar den Mut, meinem sehr beliebten Trainer zu beichten, wie ich aus der Rolle gefallen war. Er reagierte, indem er mein Selbstbewusstsein stärkte und mir einen Roman über englische Bergarbeiter schenkte, die ihr schwieriges Leben mit Fußball bereicherten. Dann erklärte uns der Trainer, dass wir stolz auf unseren Sport sein können, weil auch viele berühmte Schriftsteller und Schauspieler Fußballer sind.
Ich habe nie wieder versucht, Tennis zu spielen und bin den Mädels eines Tages dennoch zum Opfer gefallen ! Das war, als meine Instinkte (wir nannten das damals „Oberschenkel-Innenseite“) meine Fußball – Liebe besiegten.