Fußball – Fetischist

In diesen deprimierenden Corona-Zeiten ist der Fußball meine Rettung! Endlich sind die zwei Wochen Pause wegen der Länderspiele vorbei und man darf hoffen, dass Herr Löw in den verdienten Ruhestand geht und dass Ralf Rangnick das Ruder übernimmt.

Natürlich würde ich die Spiele noch mehr geniessen, wenn Zuschauer im Stadion wären. Aber die leeren Stadien haben auch einen Vorteil: Ich kann den Ton abschalten und muss mir dieses dämliche Geschwätz der Kommentatoren nicht anhören. Ob bei Sky oder im Staatsfernsehen: Keiner dieser Typen liebt den Fußball. Alle wollen nur sich selbst inszenieren und reden ohne Punkt und Komma. Sobald wieder Zuschauer reindürfen, werde ich den Fernsehtechniker fragen, ob er die Kommentare ausschalten kann, damit ich nur die Zuschauer höre.

Mich interessiert nicht, ob Bayern München wieder Meister wird. Mich interessieren die anderen 55 Clubs der ersten drei Ligen. Der 1. FC Köln hat mal wieder den falschen Manager und den falschen Trainer eingestellt; dieser Verein braucht eine völlige Erneuerung an Haupt und Gliedern mit Wolfgang Niedecken als Präsident und Andreas Rettig als Manager! Und das eigentlich seit 30 Jahren anhaltende Chaos auf Schalke geht voran und macht mich traurig. Wenn Internas an die Öffentlichkeit kommen, dann haben in erster Linie Manager und Trainer versagt; Schalke nagt auch finanziell am Hungertuch, seit ein gewisser Herr Heidel viele Millionen für falsche Transfers rausgeschmissen hat. Schalke hat 160.000 Mitglieder und ist der sechsgrößte Verein der Welt. Aber ohne eine völlige Reorganisation einschließlich der Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft und einschließlich einer komplett neuen Führung wird die Zukunft düster. Dortmund stand vor Jahrzehnten mit einem alten Stadion und wenig Geld in der Kasse mit dem Rücken zur Wand und hat sich danach – vor allem durch die Arbeit von Reinhard Rauball – nach oben gerackert.

Über fast jeden Verein der oberen drei Ligen könnte man ganze Romane erzählen! Was sage ich da ! Selbst in der 4. Liga spielen ehemals erfolgeiche Erstligisten – z.B. Aachen und Essen – und es ist ein Jammer, wenn man sich die Historie von Kaiserslautern, 1860 München, Hamburg, Nürnberg und Hannover anschaut.

Andererseits hat der Erfolg von Dorfclubs wie Heidenheim auch den Charme und die Gewissheit, dass Spannung und Abwechslung erhalten bleiben.

Liebe Leser, was halten Sie von Trainern, die nach jeder Niederlage der Presse erklären, was ihre Mannschaft alles falsch gemacht hat? Das bedeutet mit anderen Worten, dass es dem Trainer nicht gelungen ist, seinen Spielern zu vermitteln, wie sie Fußball spielen sollen; es ist also unbewusste Selbstkritik. Gute Trainer machen aus mittelmäßigen Spielern eine erfolgreiche Mannschaft und deshalb gehört mindestens 50 Prozent des Erfolgs oder Mißerfolgs dem Trainer!

Der Fußball-Journalismus ist in den Qualitätsmedien wie SPIEGEL, ZEIT und Süddeutsche Zeitung von Häme, Neid und Arroganz geprägt. Auch in der FAZ ist das teilweise so; aber Roland Zorn und Christian Eichler bilden eine große Ausnahme; ich zitiere Christian Eichler, der in der FAZ über ein Spiel Dortmund gegen Bayern schreibt:

„Dann kam der Anpfiff, und was danach geschah, war das vielleicht Sehenswerteste, was die Bundesliga in diesem Jahr geboten hat. Fußball in Zeiten der Pandemie – auf einem neuen Level, definiert von den beiden besten deutschen Mannschaften……. So wurde es ein wunderbares Offensivspektakel voller Tempo, Spielkunst und Spannung. Diese BVB-Mannschaft, die vielleicht talentierteste, die es je gab, reift schneller als gedacht. Sie verlangt den Bayern, den vielleicht besten, die es je gab, nun wieder alles ab. Schöne Aussichten für den deutschen Fußball nach der Pandemie.“

Zum Schluss haben wir wieder einen echten Professor, der das Institut für Fankultur gegründet hat und der als leibhaftiger Sportwissenschaftler der Universität Würzburg folgendes im Fernsehen absondern darf: „Der Fußball verliert seine Fans. Entemotionalisierung findet schon seit Monaten statt……..“ Der Mann darf schreiben, was er will; mich stört aber massiv, dass die Typen aus Steuergeldern bezahlt werden.