G e d i c h t e

Robert Gernhardt: Paarreime in absteigender Linie

Von den Gästen:

Was einer ist, was einer war, beim Scheiden wird es offenbar.

Ruft er „Auf Nimmerwiedersehn“, dann laß ihn frohen Herzens gehn.

Sagt er: „Lebt wohl, so leid mir´s tut“, dann seid mal lieber auf der Hut.

Tut er nur „Tschau, bis dann“ brommen, dann will das Arschloch wiederkommen.

Vom Leben:

Dein Leben ist dir nur geliehn – du sollst nicht daraus Vorteil ziehn.

Du sollst es ganz dem Andren weihn – und der kannst nicht du selber sein.

Der Andre, das bin ich mein Lieber – nu komm schon mit den Kohlen rüber.

Marie Luise Kaschnitz: Nicht mutig

Die Mutigen wissen, daß sie nicht auferstehen, daß kein Fleisch um sie wächst am jüngsten Morgen, daß sie nichts mehr erinnern, niemandem wiederbegegnen, daß nichts ihrer wartet. Keine Seligkeit, keine Folter.

Ich bin nicht mutig.

Kipling-Limerick:

Da war mal ´ne Dame aus Riga, die macht´ einen Ritt auf ´nem Tiga.

Von dem Ritt zurück, grinst der Tiger vor Glück – und die Dame stak drin in dem Tiga.